Nachhaltiger zu Hause leben ist etwas einfacher als unterwegs. Wir haben unsere Abläufe, wissen wo wir was nutzen können und wo wir die plastikfreie Zahnbürste auch wieder nachkaufen können. Aber wie sieht es mit einem nachhaltigeren Lebensstil im Urlaub aus?
Natürlich musst du es nicht übertreiben. Es ist nicht in allen Ländern so einfach, auf Plastik zu verzichten oder ausschließlich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Dein Urlaub soll auch zum Entspannen da sein und nicht nur Stress bereiten. Deshalb möchte ich dir in diesem Artikel einfache Möglichkeiten aufzeigen, wie du auch in deinem Urlaub nachhaltiger leben kannst, ohne dir vor Ort zu viel Stress zu machen:
1. Wiederbefüllbare Trinkflasche
Damit du nicht immer neue Plastikflaschen mit Wasser oder anderen Getränken kaufen musst, lohnt es sich, eine eigene Trinkflasche dabei zu haben, die man auch im öffentlichen Raum zumeist (je nach Hygienestandards der jeweiligen Länder) wieder auffüllen kann. Ich bin auch schon in Läden gelaufen und habe die Verkäufer*innen gebeten, meine Flasche wieder aufzufüllen. Gerade im heißen Sommerurlaub ist es wichtig, immer genug zu trinken. Mit deiner eigenen Flasche im Gepäck sparst du nicht nur Geld, sondern auch (häufig) Einwegplastikflaschen ein.
2. Tupperdose / Lunchbag etc.
Gerade im Urlaub machen wir gerne Ausflüge. Wenn man die Möglichkeit hat, sich morgens beim Frühstück schon ein Lunchpaket zu schmieren, verbraucht man häufig viele Tüten. Das lässt sich ganz einfach vermeiden, indem man eine eigene Dose oder eine Lunchbag dabei hat (schaut mal bei der lieben Manuela von Matopo Zero Waste vorbei, sie nähnt Lunchbags in vielen coolen Designs; *Werbung unbezahlt, aus Überzeugung).
Auch wenn du unterwegs etwas Essen gehst und dein Essen nicht ganz schaffst, kannst du es gleich in deine eigene Dose einpacken und sparst auch hier die Take-Away-Verpackung. Manuela gibt auf ihrem Instagram-Kanal auch weitere Tipps, was man in den Lunchbags noch Sinnvolles dabeihaben kann (z.B. einen feuchten Waschlappen für dreckige Finger unterwegs).
3. Dein eigenes Shampoo und Duschgel
Auch wenn Hotels und andere Unterkünfte Shampoos und Duschgels anbieten, weißt du bei deinen eigenen Produkten, was drin ist. Gerade auf Reisen empfehlen sich feste Duschgels und Shampoos wirklich enorm, da sie einfach unfassbar leicht und platzsparend sind. Achte auch dabei auf die Inhaltsstoffe (möglichst biologisch und ohne Mikroplastik oder Palmöl!). Ich transportiere mein festes Shampoo in einer kleinen alten Tupperdose auf einem Stück Luffaschwamm oder einem Sisalsäckchen, welches ich in eine Lunchbag packe, damit es nicht auslaufen kann, falls das Shampoo noch feucht ist.
Gerade die kleinen Probeshampoos und Duschgele aus Hotels verursachen eine unfassbare und wirklich unnötige Müllflut. Häufig werden sie nicht mal fertig aufgebraucht und landen noch mit Inhalt im Müll. Das heißt, es entsteht eine Menge Restmüll, die wirklich vermeidbar wäre! Für Trockenshampoo kannst du kleine Mengen Mehl, Heilerde, Maisstärke oder Babypuder benutzen. Für dunkles Haar einfach mit Kakaopulver vermengen (für helleres Haar kann Zimt noch dabei unterstützen, die richtige Farbe zu finden). Ich habe einfach immer ein kleines Schraubglas mit Maisstärke in meinem Kulturbeutel.
4. Nachhaltige Sonnencreme und Mückenschutz
Konventionelle Sonnencreme trägt unter anderem zur Korallenbleiche bei und verursacht in unseren Gewässern großen Schaden (z.B. hier ein Artikel aus der Süddeutschen). Sie gelangt zum einen durchs Baden und zum anderen auch durchs Abduschen dort hinein. Deshalb ist es wichtig, beim Kauf von Sonnencreme nicht nur auf den Lichtschutzfaktor zu achten, sondern auch auf die Inhaltsstoffe.
Ich würde dir eine biologische Sonnencreme empfehlen, wobei auch diese nicht zu 100 Prozent unbedenklich ist für unsere Natur. Auch Mückenschutz gibt es schon mit natürlichen Inhaltsstoffen, die die Abwässer nicht so stark belasten wie herkömmliche. Kleiner Tipp für eine Wanderung durch Wiesen: Zecken hassen Teebaumöl! Wer sicher sein möchte, nicht zu verbrennen und der Umwelt nicht direkt zu schaden, kann sich auch mit UV-abweisender Wasserkleidung eindecken. Sie besteht jedoch auch häufig aus Kunststoff.
5. Auswahl des Verkehrsmittels
Viele fahren mit dem Auto in den Urlaub. Das sehen wir an den vollen Autobahnen zu Ferienbeginn. Aber muss das wirklich sein? Ich gebe zu, eine Reise mit der Bahn ist sowieso schon ein Abenteuer, aber ist das im Urlaub nicht eigentlich egal? Anstrengend ist die An- und Abreise meistens sowieso, ob mit dem Auto oder einem anderen Verkehrsmittel. Nachhaltiger ist jedoch die Bahn, das Fahrrad oder zumindest eine Mitfahrgelegenheit.
Ich kann auch deine Sehnsucht nach fernen Reisezielen verstehen, wohin man meistens dann eben doch mit dem Flugzeug fliegt. Es gibt die Möglichkeit, die ausgestoßene CO2-Last zu kompensieren. Diese Projekte sind jedoch zum Teil sehr umstritten, weshalb du dich da genauer informieren solltest. Vielleicht überlegst du dir einfach, dass nicht jedes Jahr eine solch große Flugreise möglich sein kann, und legst verschiedene Reiseziele zusammen in einem Urlaub oder suchst dir zum Ausgleich für nächstes Jahr ein näheres Reiseziel. Leider geht Klimaschutz aktuell nicht anders.
6. Nachhaltige Unterkünfte
Du kannst deinen Urlaub sehr viel entspannter angehen, wenn du bei der Auswahl deiner Unterkunft auf Nachhaltigkeit achtest. Beim Camping kannst du selbst sehr viel regeln, so zum Beispiel, was du verzehrst und wie viel Wasser du beim Duschen verbrauchst. Dass die Übernachtung auf einem Campingplatz eine bessere Ökobilanz aufweist als eine große Hotelanlage, liegt, glaube ich, auf der Hand. Hotels verbrauchen sehr viele Ressourcen für Klimaanlagen, beheizte Badebereiche, den Reinigungsservice, zu häufige Wäschereinigungen oder Büffets etc.
Jedoch gibt es immer mehr nachhaltige Hotelbetriebe, die sich auch mit Zertifikaten auszeichnen lassen. Es gibt eine große Bandbreite an Siegeln für nachhaltigen Tourismus. In Deutschland kann man sich gut am „Tourcert -Siegel“ orientieren. Es zertifiziert Unterkünfte, Destinationen und Reiseveranstalter. Das „Greensign- Siegel“ zeichnet speziell nachhaltige Hotelbetriebe aus. Weitere Labels findest du bei dem Verein „Verbraucher Initiative e.V.“
Des Weiteren kannst du bei der Wahl deiner Unterkunft auch alternativere Wege gehen. Wie wäre es denn zum Beispiel mit Haustausch, Homesitting, Couchsurfing oder einem socialbnb? Auf diese Weise lernst du nicht nur neue Orte, sondern zumeist auch nette, spannende Menschen vor Ort kennen und bekommst vielleicht auch interessante Sightseeing-Tipps abseits der Touristenhotspots.
7. Nachhaltige Aktivitäten
Auch die Tage in deinem Urlaub kannst du nachhaltig gestalten. Naturerlebnisse, Restaurantbesuche oder Freizeitaktivitäten können viele Ressourcen oder eben wenige verbrauchen. Meistens brauchen wir gar nicht viel, um uns gut zu erholen. Wandern gehen, in einen See springen oder unbekannte Natur beziehungsweise Kultur erleben lässt sich wunderbar achtsam und nachhaltig gestalten. Lass nichts in der Natur liegen und begegne ihr mit Respekt. Bei der Auswahl deiner Aktivitäten kannst du darauf achten, dass sie nicht so viel CO2 verbrauchen. Vielleicht reicht auch eine Kanu-Tour aus und es muss kein Sportboot sein? Oder ihr erkundet die Umgebung mit einem öffentlichen Bus oder dem Fahrrad statt dem Mietauto. Schau einfach, worauf du gut verzichten kannst und was unbedingt sein muss. Manchmal muss man einfach nur kurz überlegen, um auf andere Ideen zu kommen oder kann sich in der Touristeninformation inspirieren lassen.
8. Das Essen
Wenn wir in anderen Ländern sind, sollten wir auch das Essensangebot der jeweiligen Kulturen ausprobieren. Auch dort gilt, umso regionaler und saisonaler, umso besser. Wieso einen Wein aus Deutschland importieren lassen, wenn es in Spanien auch regionale Weine gibt? Auch Restaurants im Ausland können sich auf ihre Nachhaltigkeit zertifizieren lassen. Informiere dich am besten vor deinem Besuch, wie du diese findest.
Falls du gerne Fleisch isst, kannst du dies natürlich auch im Urlaub mal tun. Vielleicht schaffst du es aber ja auch, regionale vegetarische Gerichte zu probieren. Du weißt ja, je weniger, desto besser 😉. Frage gerne in den Restaurants nach, woher der Fisch oder das Fleisch kommt und was wirklich typisch für die jeweilige Region ist. Die meisten Restaurantbetreiber freuen sich über ehrlich gemeintes Interesse.
9. Souvenirs und Co.
In meiner Familie ist es üblich, sich gegenseitig etwas aus dem Urlaub mitzubringen. Viele möchten sich auch selbst ein Andenken an den besonderen Urlaub kaufen. Dabei kannst du darauf achten, dass du wirklich ein lokales Produkt kaufst, welches du auch lange behalten wirst. Von meiner Oma genannte „Stehrümchen“ sind zwar ganz süß, werden jedoch dann doch häufig schnell wieder weggepackt. Wie wäre es mit etwas Praktischem, was du lange benutzen wirst und wirklich noch brauchst?
Oder einer leckeren Spezialität, wie zum Beispiel selbstgemachte Pasta aus Italien? Lass dich im Urlaub nicht von Verkäufer*innen bequatschen und vermeide die touristischen Spots beim Einkauf von Mitbringseln. In kleinen lokalen Läden in den Seitenstraßen findest du das, was wirklich typisch für das Land ist. Bitte beachte auch die jeweiligen Ausfuhrregeln und kaufe NIE etwas mit Schlangenhaut und Co. Zum einen ist das strengstens verboten und zum anderen sind viele dieser Tiere gefährdet. Auch das Mitnehmen von Pflanzen, Sand oder anderen Naturmaterialien ist in vielen Ländern verboten, um die Natur zu schützen.
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