Mutter Teresa von Kalkutta ist bis heute vielen ein Vorbild. Sie pflegte selbstlos bedürftige Menschen in Indien. Die Heilige sah das als Auftrag ihres Gottes. Ein Portrait von Benedikt Bögle.
Als Agnes Gonxhe Bojaxhiu 1910 im Gebiet des heutigen Nordmazedoniens geboren wurde, konnte wohl niemand ahnen, dass sie einst eine der bekanntesten Frauen des 20. Jahrhunderts, vielleicht der gesamten Kirchengeschichte werden sollte: Als Mutter Teresa ist die Heilige der katholischen Kirche heute auf der ganzen Welt bekannt. Agnes trat mit nur 18 Jahren in den Orden der „Loretoschwestern“ ein und nahm dort den Ordensnamen Teresa an. Sie wurde in Irland ausgebildet, bald aber nach Indien geschickt. Dort unterrichtete sie an einer Schule – bis es zu einem ganz besonderen Ereignis kam.
Gründerin der „Missionarinnen der Nächstenliebe“
Als sie durch Kalkutta in Indien fuhr erblickte sie ein Kreuz – und spürte eine tiefe Berufung. Ab sofort wollte sie für die Ärmsten der Armen da sein. Ab 1946 arbeitete sie in den Slums. Zwei Jahre später erhielt sie die Erlaubnis, ihren Orden zu verlassen. Im Lauf der Zeit schlossen sich ihr weitere Frauen an, die ebenso wie Mutter Teresa den ganz Armen dienen wollten. 1950 gründete die Heilige die Ordensgemeinschaft der „Missionarinnen der Nächstenliebe“, die bis heute in unzähligen Ländern der Welt ihren Dienst an den Verlassenen und Ausgestoßenen verrichten.
„Mich dürstet“
Mutter Teresa kümmerte sich mit ihren Mitschwestern um Arme und Obdachlose, um Kranke und um Sterbende, um Hungernde und Waisenkinder. Ein zentraler Satz für die Ordensgemeinschaft ist eines der letzten Worte Jesu Christi am Kreuz. Sterbend sagt Jesus: „Mich dürstet.“ (Johannes 19,28) In den Kapellen vieler Niederlassungen des Ordens hängt bis heute ein Kreuz, neben dem dieser Satz auf Englisch vermerkt ist: „I thirst.“ Für Mutter Teresa wie für ihre Mitschwestern ist dieser kurze Satz zentral für ihre Spiritualität. Sie erkennen den Durst Jesu in den hilfsbedürftigen Menschen. Gleichzeitig aber sehen sie in dieser Aussage den Durst Jesu nach der Liebe der Menschen.
Im Leid Christus begegnen
Die Missionarinnen der Nächstenliebe erkennen in den leidenden Menschen Jesus selbst. Das geht zurück auf ein Gleichnis Jesu: Wer Hungernden zu essen gibt, Dürstenden zu trinken, wer Kranke pflegt und Gefangene besucht, wer Nackten Kleidung gibt – der tut all dies auch Jesus selbst. „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25,40) Immer wieder ließen sich heilige Männer und Frauen in der Kirchengeschichte von diesem Gleichnis bewegen. Nachdem der heilige Martin von Tours etwa einem Bettler seinen halben Mantel geschenkt hatte, sah er im Traum Jesus Christus, der eben diesen Mantel trug – was Martin dem Bettler geschenkt hatte, hatte er auch Jesus gegeben.
„Es gibt keine Alternative zur Nächstenliebe“
Dieses Leitbild bewegt die Missionarinnen der Nächstenliebe bis heute. Mutter Teresa wurde durch ihren selbstlosen Einsatz auf der ganzen Welt berühmt, 1979 wurde sie gar mit dem Friedensnobelpreis für ihr Werk ausgezeichnet. Sie galt der ganzen Welt als Heilige, als sie 1997 in Indien starb. Nur sechs Jahre später wurde sie vom heiligen Papst Johannes Paul II. seliggesprochen, 2016 von Papst Franziskus heiliggesprochen. Bei seiner Predigt stellte Papst Franziskus das Wirken der Heiligen in den Mittelpunkt: „Es gibt keine Alternative zur Nächstenliebe. Alle, die sich in den Dienst des Mitmenschen stellen, lieben Gott, selbst wenn sie es nicht wissen.“
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