Er gehört zum Besten, was der deutsche Basketball derzeit zu bieten hat. Tibor Pleiß fiel schon zu Jugendzeiten als Ausnahme-Talent auf, heute ist er eine feste Größe in der Nationalmannschaft. Und nicht nur das: Dem 2,15 Meter großen Center wird zugetraut, in die Fußstapfen von Dirk Nowitzki zu treten.
Tibor, nach den Köln 99ers und den Brose Baskets Bamberg spielst du jetzt die zweite Saison für Laboral Kutxa, einen Verein, der als „vielleicht beste Talentschmiede Europas“ gilt. Warum hast du dich für Spanien entschieden?
Ich habe die Herausforderung gesucht! Spanien hat mit der ACB die stärkste Liga Europas, daher habe ich mich für Laboral Kutxa entschieden. Hier habe ich für mich die größten Entwicklungsmöglichkeiten gesehen. Und tatsächlich bin ich in Spanien als Mensch und als Basketballer schon sehr gereift. Ich habe intensiv an meinem Spiel gearbeitet und mich deutlich weiterentwickelt.
Mehrere Spieler haben nach ihrer Station in Vitoria den Sprung in die NBA geschafft. Was ist das Besondere an dem Verein im Vergleich zu anderen europäischen Clubs?
Laboral Kutxa ist einer der erfolgreichsten Vereine Spaniens, mit einer langen Tradition. Für viele junge Talente aus ganz Europa ist es etwas Besonderes für diesen Verein spielen zu dürfen. Hier entwickeln sich einige, mit Hilfe von sehr guten Trainern, zu Topspielern weiter und schaffen daraufhin den Sprung in die NBA.
„Tibor Pleiß – der neue Dirk Nowitzki“ hoffen Presse und Fans. Wie schützt du dich vor hohen Erwartungen oder auch Rückschlägen?
Ich muss mich den Erwartungen stellen, täglich, im Training und in den Wettkämpfen. Mit den Jahren habe ich gelernt damit umzugehen und nicht alles an mich heran kommen zu lassen. Rückschläge gibt es immer wieder, aber auch hier habe ich gelernt mich nicht mir Selbstzweifeln herunter zu ziehen, sondern meinen Weg unbeirrt weiter zu verfolgen.
Du bist deinem Traum „NBA“ schon sehr nahe gekommen: 2010 wurdest du zu den Oklahoma City Thunder getradet. Was fehlt dir noch, um bei den ganz Großen mitspielen zu können?
Noch ein gutes Jahr in Spanien. Erfahrungen sammeln. Meine Stärken noch mehr herausarbeiten und mich gleichzeitig immer mehr von meinen Schwächen verabschieden. Dann kann es von mir aus – mit einer guten Portion Glück – los in Richtung NBA gehen.
Mit den Brose Baskets Bamberg hast du drei Meister- und drei Pokaltitel gewonnen. Wie schaffst du es, dich nicht auf diesem Erfolg auszuruhen?
Als Profisportler kann und will ich mich nicht nach diesen Erfolgen nicht ausruhen. Ich will mich kontinuierlich verbessern um meine Möglichkeiten auszuschöpfen. Ich bin neugierig darauf, was noch in mir steckt, welche Ziele ich noch erreichen kann. Und das bedeutet tägliche, harte Arbeit!
Du hast schon viele Erfolge und Auszeichnungen in Deutschland erreicht. Was davon hat dir bisher am meisten bedeutet?
Die dritte Meisterschaft mit den Brose Baskets, dem gigantischen Triple! Es war ein toller Moment für mich im letzten Viertel des Spiels mit meinem „Dunk“ (Wurf, bei dem der Ball in den Korb gestopft wird, Anm. Red.) die Meisterschaft „einläuten“ zu können und mich als Basketballer mit dieser Aktion von den Fans zu verabschieden und mich für die tolle Zeit in Bamberg zu bedanken.
Du bist ein Teamleader der Deutschen Basketball Nationalmannschaft, die seit 2011 im Neuaufbau ist: Es gab zwei Trainerwechsel, bei der EM-Qualifikation kam früh das Aus. Wie wollt ihr eure Konstanz wiederfinden und wie kommst du dabei mit deiner Verantwortung zurecht?
Jeder hat seine Ziele, mit seinem jeweiligen Verein, mit der Nationalmannschaft. Ich bin mir sicher, wir werden uns alle sehr gut entwickeln und gemeinsam noch einiges erreichen. Ich trage jeden Tag Verantwortung, zum einen für mich selbst, zum anderen für meine Mitspieler und meinen Verein. Man wächst im Laufe der Jahre in die Rolle hinein. Das klappt ganz gut, ich habe keine Probleme damit, erst recht keine Angst. Im Gegenteil, ich habe das Selbstvertrauen, das auch wenn es mal nicht so gut läuft, es wieder positiv weitergeht für mich.
Wer Profi-Sportler ist, muss vieles zurückstellen. Gibt es Momente, in denen du dir mehr Zeit für Familie und Freunde wünschst und was machst du in deiner Freizeit?
Klar möchte ich mehr Zeit für mich, meine Familie und Freunde haben! Aber mit meiner Entscheidung Basketballprofi zu werden, lässt sich dieser Wunsch nun mal nicht voll umsetzen. Aber dadurch, dass ich in meinem Umfeld mit meinen Nachbarn, Spielern, all den Menschen im Verein, in Kontakt bin, fühle ich mich trotz der Distanz zu Köln dort heimisch. Wenn ich mal nicht den Basketball in der Hand habe, lese ich gerne, höre Musik, schaue mir gute Filme an, gehe spazieren oder fahre mit Mitspielern zu Städten an der Küste, um einfach mal abzuschalten!
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