Nach dem Abitur bin ich mit einer Freundin drei Monate lang mit dem Zug durch Südeuropa gereist. Interrail bietet die Möglichkeit, in 33 Ländern Europas Zug zu fahren und die verschiedensten Destinationen flexibel zu bereisen. Was ich dabei alles entdecken und erleben durfte, erfahrt ihr hier.
1. Halt: Montpellier
Obwohl Montpellier mit den Vororten zusammen rund 400 000 Einwohner hat, ist es hier wesentlich weniger überlaufen und hektisch als in so manch anderer Großstadt.
Place de la Comédie, Porte du Peyrou
Der „Place de la Comédie“ bildet das Herz der Altstadt, wo Tag und Nacht immer etwas los ist. Dort findet man nicht nur die prunkvolle Oper, sondern auch typisch französische Terrassencafés, wo gerne schon nachmittags Schnecken und Baguettes bei einem Gläschen Wein verspeist werden.
Ich fand es schön, zu sehen, dass die Franzosen auf gutes Essen viel Wert legen. Die atemberaubende Kulisse ist hier auch ohnehin die Kirsche auf dem Sahnetörtchen. Überall riecht es nach leckerem Essen, während man Straßentänzern zuschauen kann. Setzt euch, so wie wir, einfach mal auf die Treppenstufen der Oper, guckt euch das Treiben an und saugt die französische Lebensart ein!
Von dort kann man alle Viertel und Sehenswürdigkeiten zu Fuß gut erreichen. So auch den Porte du Peyrou. Der Triumphbogen am Stadtrand führt zu einer großen Grünanlage, die etwas wie ein Schlossgarten aussieht, von wo aus man den alten Stadtgraben sehen kann.
Altstadtviertel rund um den „Place de la Comédie“
Nach einem kurzen Gang durch die Shoppingstraßen kommt man nicht nur an der Kathedrale St. Pierre vorbei, die es schon seit 1364 gibt, sondern auch an der berühmten Medizinischen Fakultät. Wenn ihr die Kathedrale besichtigen wollt, guckt euch aber vorher den Plan für die Gottesdienste an. Zu diesen Zeiten ist das Betreten nämlich verboten. Auch der „Jardin des Plantes“ liegt auf dieser Straße, wo Fans der Botanik verschiedenste Pflanzen aus aller Welt bestaunen können. Aber auch ein Croissant der örtlichen Boulangerien kann auf den vielen Bänken genossen werden.
Wer sich für Fotografie interessiert, sollte mal im „Pavillon Populaire“ vorbeischauen. Hier werden Wanderausstellungen der Fotografie gezeigt. Der Eintritt ist nicht nur umsonst. Man kann auch einfach die entspannte Atmosphäre genießen, wenn man wie ich nicht viel vom Fotografieren versteht.
2. Halt: Avignon
Auch in Avignon spielt sich vieles auf dem Rathausplatz und den umliegenden Gassen ab. Die mittelalterliche Altstadt ist ziemlich verwinkelt und hat mit ihren vielen kleinen Geschäften einen süßen Flair, obwohl auch viele Touristen durch die Straßen strömen.
Papstpalast
Rund um den Palast kann man eine große Parkanlage besichtigen, von der man einen traumhaften Blick auf die Weingüter der Provence mit vielen kleinen Châteaux hat.
Obwohl der Papstpalast zum Weltkulturerbe zählt, ist innen leider fast nichts mehr erhalten und man läuft durch leere und mit Menschen überfüllte Räume. Also, für meinen Geschmack steht man dort zu lange in der Schlange und zahlt zu viel Eintritt für das, was man dort sehen kann.
3. Halt: Marseille und Aix-en-Provence
Zwar haben wir von Marseille nicht so viel gesehen, weil andere Backpacker meinten, dass die Stadt nicht so schön sein soll. Dennoch ist das Gebiet rund um den Hafen ziemlich schön gewesen und wir konnten hier die Halbzeit unserer Interrailreise genießen, weil wir hier schon unfassbare sechs Wochen unterwegs waren.
Aber man unterschätzt, wie groß Marseille eigentlich ist. Das kann man unter Zeitdruck definitiv nicht alles erkunden. Also plant hier einen Tag mehr ein.
Wir haben von hier aus einen Tagesausflug nach Aix-en-Provence gemacht. Mit unserem Interrailticket für drei Monate konnten wir so viele Fahrten mit dem Zug machen, wie wir wollten. Daher haben sich Tagesausflüge, besonders in Südfrankreich, sehr gelohnt, um sich Kosten für eine weitere Übernachtung zu sparen.
In ganz Frankreich, so auch in Aix-en-Provence gibt es extrem häufig Wochenmärkte, wo von Käse über Blumen bis hin zu Gemüse und Baguettes alles verkauft wird. Teilweise darf man die Spezialitäten sogar probieren. Mit kleinen Chateaux am Stadtrand, kleinen Cafés und Boulangerien, wie hier, habe ich mir eine Stadt in der Provence vorgestellt. Für einen Tagesausflug also definitiv lohnenswert!
4. Halt: Cassis
Das kleine Fischerdorf an der Côte d’Azur hat vor allem naturräumlich extrem viel zu bieten. Hier gibt es sogar ein kleines Hostel mit nur zwölf Betten, wo man endlich mal alle Leute kennenlernen kann. In Frankreich sind Hostels definitiv Mangelware und man muss oft in überteuerten Unterkünften übernachten. Also hier lieber früher buchen, sonst wird es ziemlich teuer.
Die Calanques
Die Kalksteinklippen sind berühmt für das türkisblaue Wasser mit den hohen Klippen.Es gibt mehrere Calanques, die man von der Stadt aus gut zu Fuß erreichen kann. Im Sommer lohnt es sich, früh aufzustehen, um der Hitze aus dem Weg zu gehen. Deswegen haben wir früh morgens die Wanderschuhe angezogen und sind gut zwei Stunden zur zweiten Calanque gelaufen.
Danach durfte eine Abkühlung nicht fehlen. Ich konnte so weit rausschwimmen, wie ich wollte. Man konnte gefühlt jedes Sandkorn auf dem Meeresgrund sehen. Fast schon beängstigend, wenn es so tief wird. Es gibt überall Rundwege, von denen man auch von oben über das Dorf und die Calanques den Ausblick genießen kann.
Lasst euch von den leckeren Gerüchen der vielen kleinen Bäckereien für den perfekten Snack am Strand der Calanques verführen und gönnt euch Croissants, Schokobrötchen oder ein klassisches Steinofenbaguette. Abends haben wir uns den Sonnenuntergang mit den treibenden Bötchen im kleinen Hafen angeschaut und mit unseren Hostel-Mitbewohnern direkt noch den Sonnenaufgang angeschaut. Es war herrlich, dem Wellenrauschen mit einem menschenleeren Strand zuzuhören und ein Picknick zu genießen.
5. Halt: Nizza und Monaco
Nizza ist der perfekte Ausgangspunkt für Tagesausflüge nach Monaco. Aber auch in Nizza selbst gibt es einiges zu entdecken.
Castle of Nice, Promenade des Anglais
Natürlich ist es ein Muss, die Treppenstufen des Schlosses von Nizza auf sich zu nehmen. Die ehemalige Zitadelle, die auf einem Hügel erbaut ist, bietet einen Rundumblick auf die ganze Stadt und die lange Strandpromenade. Man kann außerdem einen Wasserfall bestaunen und durch einen danebengelegenen Park schlendern und sich ein Schattenplätzchen mit Meerblick suchen.
Vom Fuß des Hügels ist man dann auch schon auf halbem Weg Richtung Altstadt, wo sich zum Beispiel die kleine Kathedrale befindet und zahlreiche Restaurants abseits vom Straßenlärm. Probiert auch einmal Socca. Der Pfannkuchen aus Kichererbsenmehl ist eine französische Spezialität und kommt aus Nizza. Socca schmeckt wesentlich herzhafter als normaler Pfannkuchen und ist in etwa so dünn wie Crepes.
Geht auch einmal an der kilometerlangen Strandpromenade spazieren. Von da aus sieht man nicht nur den Sonnenuntergang, sondern man kann immer wieder in die Straßen eintauchen und andere Viertel erkunden. Luxus, Luxus und noch mehr Luxus, willkommen in Monaco.
Casino, Hotel de Paris, Palais Princier
Als allererstes: Stellt eure mobilen Daten aus. Das gibt einen Schock, wenn auf einmal das ganze Guthaben weg ist. Iich kenne das. Für uns ging es als erstes in das berühmte Casino von Monte Carlo für die oberen Zehntausend. Einige Bereiche des prunkvollen Gebäudes sind frei und kostenlos zugänglich.
Direkt neben dem Spielpalast befindet sich auch das Hotel de Paris, vor dem ein Fuhrpark der Extraklasse geparkt ist. Direkt hinter dem Hotel geht man Richtung Hafen und Königspalast. Von dem Palast aus hat man einen perfekten Blick auf die ,,kleinen“ Jachten, die im Hafen schwimmen. Den mit viel Gold verzierten Palast kann man sogar für erstaunlich schmales Geld besichtigen und es ist viel für die Öffentlichkeit zugänglich, so auch der Thronsaal, in dem immer noch der neue Fürst ernannt wird.
So viele teure Autos und reiche Leute auf einem Fleck habe ich noch nie gesehen. Man kann kaum den Blick abwenden, weil sowas komplett ungewohnt ist. Dennoch geht es oftmals nur darum, gesehen zu werden und die Stadt an sich ist auch nicht besonders schön. Wer sich hier aber Inspiration holen möchte, wie der neue Maserati oder Ferrari aussehen soll, hier gibt es genügend Auswahl!
Das war auch schon Südfrankreich. Nach verhältnismäßig teuren, aber aufregenden Wochen hier, ging es von Nizza aus in die letzten vier Wochen Endspurt in Italien mit Start in Genua.
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