Nach meiner Zeit in Australien dauerte es nicht lange, bis es mich wieder in die Ferne zog: Anfang August packte ich endlich wieder meinen Backpack und machte mich gemeinsam mit meinem Freund, Yannick, auf in ein neues Abenteuer. Ziele: Vietnam, Thailand, Sri Lanka und Nepal.
Beinahe ein Jahr ist es nun her, dass ich Australien verlassen musste und wieder nach Deutschland kam. In diesem Jahr hat sich viel verändert. Ich habe sehr spontan ein Studium begonnen und bin von zu Hause ausgezogen in eine vollkommen fremde Stadt. Ich musste lernen, allein klarzukommen und einige Hürden überwinden. Doch all das konnte mich nicht von der Asienreise abhalten, die ich bereits am Ende meiner Zeit in Australien geplant hatte. Die langen Semesterferien boten sich perfekt für eine solche Reise an. Und genau darum geht es in diesem und den folgenden Beiträgen.
Vorfreude ist die beste Freude
Leider sind auch die Semesterferien zeitlich begrenzt und so blieben uns „nur“ sechs Wochen Zeit, diese vier Länder zu erkunden. Um kein Land zu vernachlässigen, wollten wir die Wochen gerecht aufteilen und so bleiben uns zehn Tage für jedes Land.
Unser erster Stopp der Reise war Vietnam, um genau zu sein Ho Chi Minh City im Süden des Landes. Als wir die Auswahl der Länder trafen, konnten wir uns nicht allzu viel unter Vietnam vorstellen. Allerdings hatten wir schon allerlei Geschichten und Schwärmereien über Vietnam gehört, und wir freuten uns sehr darauf, diese schönen Erzählungen auch persönlich erleben zu können.
Eine völlig fremde Welt
Bereits beim Verlassen des Flugzeugs wurde uns allerdings klar, wie heiß das Klima in Vietnam wirklich war. Wir waren uns bewusst, dass wir inmitten der Monsunzeit nach Asien reisten und es dort sehr heiß und feucht werden würde. Mit dem Klima in der Stadt hatten wir trotzdem nicht gerechnet. Als wir also mitten durch die Innenstadt zu unserem ersten Hostel liefen, lernten wir, was eine Luftfeuchtigkeit von 90 Prozent wirklich bedeutete. Der viele Verkehr der stark befahrenen Straßen und dessen Abgase gestalteten den Spaziergang auch nicht unbedingt angenehmer. Umso größer war unsere Freude, als wir endlich am Hostel ankamen und unsere Reise richtig beginnen konnten.
Wir nutzen die ersten beide Tage für ein wenig Sightseeing und schauten uns die wenigen Attraktionen der Stadt an. Wir ließen uns bis zum Botanischen Garten fahren und schlenderten dort durch den anliegenden Zoo, liefen zur vietnamesischen Version des Notre-Dame und besichtigten den Reunification Palace. Außerdem spazierten wir durch die umliegenden Straßen unseres Hostels und erhielten einen guten Einblick, wie die Menschen in der Großstadt leben.
An sich hat Ho Chi Minh City nicht allzu viel zu bieten, es geht dort wohl eher darum, einen groben Einblick über das Stadtleben zu erhalten. Schockierend und auch einige Male sehr gefährlich fanden wir beispielsweise die Straßenführung in der Stadt. Ich war ja bereits in Indonesien und alle, die schon einmal dort waren, kennen die Straßenverhältnisse dort. Jetzt müsst ihr euch das nur noch doppelt so unordentlich vorstellen und ohne Ampeln für Fußgänger. Ja, ihr habt richtig gelesen. Eine Stadt mit 8,2 Millionen Einwohnern besitzt so gut wie keine Ampeln für Fußgänger. Wir waren zu Beginn also etwas verwirrt, bis wir feststellten, dass es pures Glück ist, einen Weg über die Straße zu finden. Man muss sich einfach einen Zebrastreifen suchen und drauflos gehen. Man sollte niemals auf der Straße stoppen und besonders bei heranfahrenden Bussen lieber etwas schneller gehen – diese halten hier nämlich eher selten, um Personen den Übergang zu gewähren.
Es kommt oft anders, als man denkt …
Da wir den Großstadttrubel schon nach wenigen Stunden eher anstrengend fanden, wollten wir in Ho Chi Minh eigentlich nicht länger als zwei Tage verbringen. Unsere Pläne wurden jedoch bereits nach diesen Tagen völlig verworfen, als unsere Körper direkt zu Beginn auf die unhygienischen Lebensmittelstandards des Landes reagierten und uns außer Gefecht setzten. Aufgrund dessen mussten wir leider die Stadt Hoi An im mittleren Vietnam auslassen und uns direkt per Flug nach Hanoi begeben – der Haupstadt im Norden des Landes. Drei Tage später als geplant.
In Hanoi angekommen waren wir einfach nur erleichtert darüber, Ho Chi Minh City hinter uns gelassen zu haben. Unsere Reiselust war am Tiefpunkt angelangt und Vietnam hatte bis dorthin leider eher Negativpunkte bei uns gesammelt. Als wir allerdings in unserem wirklich tollen Homestay (3B Homestay) ankamen und direkt lächelnd begrüßt wurden, ging es mit unserer Laune wieder bergauf. Wir buchten unser Zimmer gleich bis zum Ende der Zeit in Vietnam und beschlossen, die verbleibenden fünf Tage dort ausklingen zu lassen und ruhig anzugehen.
Die wohl schönste Seite des Landes
Eine große Tour hatten wir jedoch noch geplant: einen Tag an der Halong Bucht. Sobald man sich ein bisschen über Vietnam informiert, wird man um diesen Ort nicht herumkommen. Er ist bekannt als das Highlight Vietnams und das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Gesagt, getan. Wir buchten eine Tagestour dorthin und konnten unsere Vorfreude kaum bändigen. Wir waren so bereit, endlich die schönen Seiten des Landes zu sehen.
Glücklicherweise wurden unsere Erwartungen auch keineswegs enttäuscht. Für uns war die Halong Bucht wirklich mit Abstand die schönste Seite Vietnams. Einen Tag lang fuhren wir mit einer kleinen Gruppen weiterer Touristen mit einem Boot durch die Bucht. An der sogenannten „Floating City“ wurden wir abgesetzt, um eine kleine Tour im Kayak zu drehen. Ich bin noch nie zuvor Kayak gefahren und in meinem Kopf spielten sich auch allerlei Szenarios ab, in denen wir umkippen und ertrinken könnten. Doch es stellte sich heraus, dass Kayakfahren wirklich eher ungefährlich ist und noch dazu super viel Spaß macht. Es an einem so besonders schönen Ort auszuprobieren, machte es natürlich auch noch ein kleines bisschen besser.
Nach dem Kayaking führte uns unser Tourguide noch durch eine Grotte in der Bucht („Heavens Cave“) und so endete unser Tag am schönsten Ort Vietnams leider viel zu früh. Abgesehen von den vielen geschossenen Bildern und den unglaublich Erinnerungen, die wir von diesem Ort mitnahmen, gab uns die Halong Bucht auch unsere Reiselust zurück und die Vorfreude auf die weiteren Wochen stieg wieder mit jedem Tag.
Es geht bergauf …
Zurück in Hanoi sahen wir alles wieder deutlich positiver. Klar, das allseits empfohlene Streetfood beäugten wir weiterhin eher skeptisch und hielten uns lieber an die etwas teureren guten Restaurants, aber die vielen Menschenmassen, das Klima und der viele Verkehr war nicht mehr das einzige, was wir sahen. Wir fanden einen sehr schönen Platz am Hoan Kiem Lake – einem See mitten in der Stadt – und probierten verschiedene Cafés aus. Denn für deren Vielfalt ist Vietnam wohl auch bekannt. Außerdem tauchten wir ein wenig in die alte Kultur des Landes ein und besuchten das bekannte Wasserpuppentheater. Das Puppenspiel erzählt viele kleine Geschichten über das Leben in Vietnam, wie beispielsweise die Landwirtschaft oder die Legende des Hoan Kiem Lake. Falls ihr also jemals nach Hanoi kommt, schaut dort auf jeden Fall mal vorbei. Es ist wirklich mal etwas ganz anderes.
Genau an dem Abend des Theaterbesuchs wurde in Vietnam anscheinend auch passenderweise der Tag der Jugend gefeiert. Wir wussten nichts davon und waren etwas verwundert, als wir herauskamen und die sonst so befahrenen Straßen abgesperrt und gefüllt von Menschen waren. Überall feierten Jugendliche, es gab Straßenmusik und die Touristen und Einheimischen vermischten sich. In diesem Moment, als wir dort auf einer Bank saßen und das Geschehen auf uns wirken ließen, änderte sich mein Blick auf Vietnam noch einmal mehr zum positiven. Es war das perfekte Ende unserer Zeit in Vietnam.
Rückblickend verließen wir Vietnam mit gemischten Gefühlen. Der Beginn der Reise war alles andere als erwartet und auch die letzten Tage in Halong und Hanoi konnten diese Erfahrungen leider nicht aus unseren Erinnerungen nehmen. Doch eins ist sicher: Vietnam hat viele verschiedene Facetten und um sich ein eindeutiges Bild über das Land zu machen, muss man diese wohl erst einmal alle entdecken. Da uns dies aus zeitlichen Gründen nicht möglich war, blieb uns nur noch die große Vorfreude auf die kommenden Wochen. Als nächstes stand Thailand auf unserer Liste. Erster Halt: Bangkok.
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