Das Leben ist nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen und das ist auch gut so. Bei zu viel Glück würde uns schnell langweilig werden. Unsere Erfolge und die damit verbundenen Hochgefühle wären im Nu nichts Besonderes mehr. Da (gelegentliche) Belastungen und Rückschläge also nicht zu vermeiden sind, sollte jeder von uns lernen, mit ihnen umzugehen. Ich zeige euch, was mir persönlich dabei hilft.
Ein Schicksalsschlag wirft dich aus der Bahn, eine gescheiterte Beziehung oder Freundschaft macht dir zu schaffen oder vielleicht läuft es auch karrieretechnisch nicht nach deinen Vorstellungen. Es gibt tausende Szenarien, durch die wir uns unglücklich fühlen können. Viele von uns kommen mindestens einmal im Leben an einen Punkt, an dem sie denken, dass es nur noch schlimmer werden kann. Sie glauben dann, dass der einzige Ausweg die Flucht in ein fremdes Land ist, in dem sie noch einmal von vorne anfangen können. Mit ziemlicher Sicherheit lässt sich aber sagen, dass sich auch ohne Auswandern am Ende alles zum Guten wenden wird. Wenn du dann nach einer Weile zurückdenkst an diese unglückliche Situation, entpuppt sie sich vielleicht sogar als Schlüsselerlebnis für eine nachfolgende tolle Erfahrung.
Belastungen sind fast ausschließlich temporär. Eine Situation, in der Zeit eine große Rolle spielt. Die Klausuren-Phase bereitet dir Kopfschmerzen? Gut, dann heißt es wohl, in nächster Zeit öfter mal Pauken statt Party, bis die Phase überstanden und die Freizeit der Semesterferien in greifbarere Nähe ist. Klar, das klingt zu einfach und nicht jedes Problem lässt sich so leicht beheben. Auch ich kenne das Gefühl, das vielen zu schaffen macht, wenn sie sich durch eine Belastung unglücklich fühlen.
Es ist beinahe erdrückend und stellt sich bei mir immer dann ein, wenn mich meine eigene Ungeduld überrennt und ich wieder zu grübeln anfange. Ich frage mich oft, ob die Entscheidungen, die ich treffe, mich auch dort hinführen, wo ich gerne hin möchte. Was mir in dem Zusammenhang immer wieder auffällt, ist das Verhältnis von persönlichem Unglücksgefühl und Social Media. Ich meine, es liegt doch auf der Hand. Die anderen posten Party- oder Kussbilder mit ihren Liebsten, während du am Samstagabend nichts vorhast. Die anderen zeigen sich vor den schönsten Stränden und atemberaubendsten Skylines dieser Welt, während du höchstens ein Wochenende nach Dänemark fährst.
Ich verrate dir jetzt aber etwas, das du eigentlich schon längst weißt: Jeder von diesen Dauerurlaubern, Party-People oder sonstigen Überfliegern hat so seine eigenen Probleme. Niemand ist wirklich frei davon. Denn was wirklich bei Belastungen hilft, ist die Konzentration auf sich selbst. Stell dir folgende Fragen: Was habe ich bereits, auf das ich stolz sein kann? Was kann ich verändern, damit ich mich nicht mehr unglücklich fühle und was muss ich akzeptieren, damit es mich nicht weiter belasten kann? Sich mit anderen zu vergleichen schürt meiner Meinung nach in 99 Prozent aller Fälle früher oder später ein Gefühl des Nicht-gut-genug-seins. In Zukunft und vor dem Hintergrund, dass die Selbstdarstellung im Internet vermutlich immer größere Formen annehmen wird, sollten wir also versuchen, das zu tun, was uns gut tut und nicht, was andere als „cool“ erachten würden.
Wie soll ich mit Krankheit und Tod umgehen?
Es gibt aber auch Belastungen, die selbst die positivsten Menschen von uns kaum bewältigen können. Dazu zählen Krankheit und Tod im nahen Umfeld. Ein Zitat, das dem Rapper Wiz Khalifa zugeschrieben wird, rät dir folgendes: „Cry as much as you want to, but just make sure when you’re finished, you never cry for the same reason again“ (dt. „Weine so viel du willst, aber stelle sicher, dass du, wenn du fertig bist, nie wieder aus demselben Grund weinst“). Darin steckt viel Wahres. Um dich von Belastungen frei zu machen, hilft es also, in so manchen Fällen die Traurigkeit und das Unglücksgefühl erst einmal zuzulassen. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Akzeptanz und Verarbeitung der belastenden Situation. Am Ende zählt allerdings, dass du dir, unabhängig von deinem persönlichen Dilemma, von vorneherein vornimmst, aus dieser Situation herauszukommen. Mithilfe eines Plans, der dir vor Augen führt, wie du dich Schritt für Schritt von der Belastung lösen kannst, lässt sich dein Grundproblem leichter erkennen und angehen.
Ich habe dir ein paar Tipps zusammengestellt, die auch ich versuche zu befolgen, wenn ich mich unglücklich fühle:
Meine Tipps gegen das Unglücklichsein
1. Lass das Gefühl, dass dir alles zu viel wird, eine Weile auf dich wirken. Eine Stunde, ein Tag, vielleicht sogar eine Woche. Habe Geduld mit dir selbst bis du bereit bist, nach vorne zu schauen.
2. Stell dir folgende Frage: Was genau macht mich unglücklich? Ist der Umstand überhaupt so schlimm oder übertreibe ich durch zu viel Grübelei? Bloß nicht: Fragen wie „Was hätte ich besser machen/vermeiden können?“, „Wie soll ich da nur jemals wieder herauskommen?“ führen nur zur Schwarzmalerei. Konzentriere dich stets auf das Hier und Jetzt und deinen persönlichen Weg raus aus der belastenden Situation.
3. Wende dich an Freunde und Familie und erkläre ihnen, was dich belastet. Kommunikation ist das Mittel Nummer eins zur Problemlösung und Vermeidung und es ist ein Grundbedürfnis des Menschen.
4. Schalte ab bei einem guten Film, deiner Lieblingsmusik oder einem Treffen mit Freunden. Eine Weile für dich oder im Kreise der Liebsten zu sein lässt dich je nach Vorliebe mit Belastungen besser umgehen.
5. Sei stets ehrlich zu dir selbst und zu anderen.
6. Bleib freundlich, dankbar und vergib anderen ihre Fehler, um dich nicht selbst zu lange zu belasten.
7. Versuche gesund zu leben. Durch Sport, die richtige Ernährung, manchmal auch durchs Meditieren, fühlst du dich gleich viel wohler in deinem Körper und strahlst das auch aus.
8. Umgib dich mit Menschen, die dir gut tun und mit denen du dich wohlfühlst und nimm dir eine Lästerei oder andere (verletzende) Meinungen niemals zu sehr zu Herzen.
9. Zu guter Letzt: Verabschiede dich von dem Gedanken, etwas ändern zu wollen, das sich nicht ändern lässt!
Nicht selten sind deine Entscheidungen und deine Einstellung zum Leben dafür verantwortlich, wie oft du dich (unnötigerweise) unglücklich fühlst. Um Belastungen vorzubeugen, sei stets positiv, bis zu einem gewissen Grad entspannt und wähle mit Bedacht. Überstürztes Handeln aus reiner Ungeduld heraus oder Entscheidungen, die auf zu intensiven Grübeleien und absurden Gedankenspielen beruhen, könnten dir am Ende Unglück bescheren. Auch ich muss noch lernen, meiner Ungeduld nicht zu schnell nachzugeben und Dinge ihren Lauf nehmen zu lassen.
Ein wenig Vorsicht und Weitsicht ist besonders dann geboten, wenn es um lebensverändernde Entscheidungen in Sachen Karriere oder Liebe geht. Für mich macht es da immer der Mix: der Mix aus Kontrolle und dem Sich-Fallen-Lassen, der Mix aus Vorsicht und Sorglosigkeit. Am Ende des Tages gelingt es keinem von uns, unser Leben bis ins Kleinste durchzuplanen und immer die richtigen Entscheidungen zu treffen. So stoßen wir unweigerlich auf Belastungen, unvorhergesehene Schicksalsschläge und fühlen uns immer mal unglücklich. Wichtig ist nur, dass dieses Gefühl vorbeigeht. Dies geschieht nur, wenn die Situation akzeptiert und dann gezielt gegen den Unglücksfaktor angekämpft wird. Wie schnell das gehen kann und wie viel Arbeit investiert werden muss, hängt stark vom Unglücksfaktor ab. Außerdem sind Belastungen sowie Unglücklichsein und auch der Umgang damit immer subjektiv und von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Doch ich persönlich werde, wenn ich mich das nächste Mal unglücklich fühle, versuchen daran zu denken, was ich bereits erreicht habe und wie viel Gutes mir täglich widerfährt, das ich als selbstverständlich abstempele.
Tim
Total gute Ansätze die hier beschrieben werden!
Hätte ich die schon mal vorher gehabt, hätte ich mir einige Durchhängephasen erleichtern können!
Danke dir dafür!
Liebe Grüße
Tim
Christian Kreuzer
Schön geschrieben! Nicht wie oft von beraterisch-therapeutisch arbeitenden Menschen mit ihrem Jargon, sondern in einer schönen, alltagsnahen Sprache.
Ich bin Psychologe und arbeite mit suchtkranken Menschen. Ich werde deinen Text bei nächster Gelegenheit den Teilnehmern einer Nachsorge-Gruppe anbieten. Vielen Dank!
Christian