Die Hektik begann in den Weihnachtsferien vor meinem Abitur
Gestresst von den ersten Monaten in der Abiturklasse, beschloss ich eines Abends, mir endlich ernsthafte Gedanken über meinen geplanten Auslandsaufenthalt zu machen. Au Pair erschien mir langweilig, ich wollte nicht bei einer Familie bleiben. Ich wollte selbstständig sein und arbeiten und das am besten in Südamerika! Doch wie ich schnell feststellen musste, lag die Bewerbungsfrist für die meisten staatlich geförderten Programme schon in der Vergangenheit. Und mit leerem Sparschwein sowie drei größeren Geschwistern, die noch im Studium stecken, kam für mich ein selbstständig finanziertes Auslandsjahr nicht infrage. Als Backpacker auf Jobsuche ohne Organisation in die Welt hinaus zu starten, war meinen Eltern wiederum zu riskant. Von nun an verbrachte ich meine freien Tage also damit, aus den vielen, unübersichtlichen Angeboten, die das Internet füllen, Freiwilligendienste herauszusuchen, bei denen ich mich noch im Bewerbungszeitraum befand.
Der letzte Einsendeschluss ist verstrichen
Die ergiebigste Internetplattform „Weltwärts“, die Freiwillige in ihrem Engagement im Entwicklungsprojekt unterstützt, war in meinem Browser längst zur Startseite geworden, außerdem konnte ich meine Soft Skills in Rekordzeit herunterbeten und mich auf drei verschiedenen Sprachen vorstellen: Englisch, Spanisch und Deutsch. Ein Problem derartiger Bewerbungen heutzutage ist, dass viele Organisationen Internetbewerbungen verlangen. Das heißt, ich konnte nicht einfach einen Lebenslauf mit Motivationsschreiben verfassen und ihn an unterschiedliche Adressen verschicken, sondern musste online in vorgefertigten Formularen auf die unterschiedlichen Fragen zu meiner Person und Motivation beantworten, und das meist sehr ausführlich. Manchmal waren sogar Eignungstests mit Knobelaufgaben und Multiple-Choice-Fragen Teile des Onlineprozesses. Doch ich hatte es noch geschafft, mich bei einigen Instituten rechtzeitig zu bewerben.
Die Antworten ließen leider lange auf sich warten
Ich erhielt zuerst ein paar Absagen. Man hatte schon früheren Bewerbern die Stelle zugesagt oder ich passte nicht in das gesuchte Bewerberprofil. Enttäuscht klammerte ich mich an die Hoffnung, dass bei den letzten noch offenen Rückmeldungen eine Einladung zum Gespräch dabei ist, doch von diesen kam gar keine Antwort. Mittlerweile war es schon Frühling und ich geriet in Panik. Verzweifelt weitete ich mein Suchgebiet aus und bewarb mich nicht wie vorher nur hauptsächlich bei südamerikanische Organisationen, die mich wahrscheinlich wegen meiner nicht vorhandenen Spanischkenntnisse aussortiert hatten, sondern gab mich mit allen Angeboten zufrieden, die wenigstens außerhalb von Europa lagen.
Vom Disneyland in Florida bis zur Grundschule in Kambodscha, ich zog alle Angebote in Betracht.
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