Als Krankenschwester durfte ich an Bord des größten privaten Hospitalschiffs der Welt sein. Unterwegs für Mercy Ships – hier erzähle ich euch, was ich dort erlebt habe.
Als gelernte Kinderkrankenschwester habe ich mich im November 2023 auf ein großes persönliches Abenteuer begeben: Für die internationale, christliche Hilfsorganisation Mercy Ships bin ich nach Sierra Leone gereist, um dort auf der Global Mercy – dem größten zivilen Hospitalschiff der Welt – für vier Monate ehrenamtlich zu arbeiten.
Mein Name ist Friederike Ambacher, ich bin 25 Jahre alt und komme aus Tübingen. Schon seit meiner Kindheit war es mir wichtig, anderen Menschen helfen zu können – vor allem denen, die es selbst nicht tun können. In Afrika gibt es auch heute immer noch sehr viel Armut und Leid. Da war für mich klar, dass ich hier besonders viel Gutes tun kann. Rückblickend war mein Dienst in Afrika eine echt intensive, emotionale und erlebnisreiche Zeit voller tiefer Begegnungen, Momente und neuer Perspektiven.
Was Mercy Ships sind und was sie tun
Ich möchte sie in diesem Artikel mit möglichst vielen Menschen teilen, weil ich davon überzeugt bin, dass es sich unendlich lohnt, sich zu engagieren und einzubringen. Bei Mercy Ships werden nicht nur medizinische Fachkräfte wie Ärzte, Chirurgen, Pflegekräfte, Apotheker und Medizintechniker gesucht. Um die schwimmenden Krankenhäuser zu betreiben, braucht es Menschen aus vielen weiteren Berufsgruppen z. B. aus der Schifffahrt als Kapitän oder Crew an Deck, als Lehrer, Koch, Elektriker, Ingenieur oder im Housekeeping, in der IT und Verwaltung.
Die Hilfsorganisation verfügt über zwei Hospitalschiffe, die jeweils für rund zehn Monate in einem Land an der afrikanischen Küste im Einsatz sind. Auf höchstem medizinischen Niveau werden spendenfinanziert Operationen für die Ärmsten der Armen ermöglicht. Dazu gehören zum Beispiel Mund-, Kiefer- und Gesichtsoperationen, aber auch plastische Chirurgie, Orthopädie, Gynäkologie sowie Augen- und Zahnheilkunde.
Es ist selbst heute dramatisch, wenn man auf die Zahlen schaut. Stellt euch vor, rund fünf Milliarden Menschen auf der Welt haben keinen Zugang zu sicheren und bezahlbaren Operationen. Die meisten dieser Menschen leben in afrikanischen Ländern südlich der Sahara. Das bedeutet, dass jährlich etwa 16 Millionen Menschen an Krankheiten sterben, die durch eine Operation heilbar gewesen wären. Gleichzeitig wird die Zeit vor Ort in einem Partnerland von Mercy Ships auch dazu genutzt, um lokale Fachkräfte zu schulen und fortzubilden.
Zusammen Leben retten
Mein Arbeitsalltag an Bord dieses riesigen Schiffes war wirklich einmalig. Und das aus vielerlei Gründen: Zum einen bist Du Teil einer internationalen Crew, die sich aus ehrenamtlichen Fachkräften aus über 60 Ländern zusammensetzt. Das Krankenhaus verfügt über sechs hochmoderne Operationssäle, hat eine Fläche von 7.000 m² und bietet Platz für 200 Betten. Dieses Umfeld allein ist schon mal einzigartig.
An Bord habe ich dann in verschiedenen Schichten gearbeitet, mal in Früh-, Spät- oder auch Nachtdienst. Besonders habe ich die Zeit am Nachmittag geliebt, dann konnten wir mit den Patienten gemeinsam an Deck gehen, mit ihnen spielen, tanzen und Zeit verbringen. Es waren viele unbeschreibliche Eindrücke, die ich von hier mitgenommen habe. Oft denke ich daran zurück, wie ich Patienten nach einer OP in Empfang nehmen durfte. Viele kamen nicht – wie man vielleicht hätte erwarten können – mit schmerzverzogenen Gesichtern zurück auf die Station, sondern meistens mit einem strahlenden Lächeln. Trotz der Schmerzen überwogen meist die Freude und Dankbarkeit, denn vielen der Patienten wurde durch den Eingriff ein ganz neues Leben geschenkt.
Wenn nämlich ein Leistenbruch dazu führt, dass Familienväter nicht mehr arbeiten und ihre Familie ernähren können oder die schmerzhaft fehlgebildeten Beine eines Kindes, mit denen es täglich zur Schule läuft, um später einen guten Arbeitsplatz finden zu können, durch eine Operation geheilt werden, dann wirst Du Zeuge eines Wunders. Es ist für die Patienten eine Chance auf ein neues Leben, die sie so in ihrem Land niemals gehabt hätten.
So etwas tagtäglich zu erleben, hat meine Zeit unbeschreiblich wertvoll gemacht. Ich bin zutiefst dankbar, dass ich diese Erfahrung machen durfte. Für mich war es ein großes Privileg, den Menschen in Sierra Leone helfen zu dürfen. Es hat mich sehr berührt zu sehen, wie Mercy Ships Leben verändert – nicht nur das der Patienten, sondern auch das der Ehrenamtlichen und lokalen Mitarbeiter aus dem Gastland. Alle werden zu einer großen Mercy Ships-Familie und das ist ein großartiges Gefühl.
In Sierra Leone habe ich vieles neu verstanden und schätzen gelernt. Ich habe eine neue Dankbarkeit dafür entwickelt, dass ich in Deutschland geboren wurde und empfinde unser Gesundheitssystem als ein großes Vorrecht. Durch meine Arbeit auf dem Schiff bin ich persönlich viel flexibler und irgendwie auch entspannter geworden. Ich sehe viele Dinge nun aus einer anderen Perspektive. Vermeintliche Probleme haben bei mir nicht mehr den Stellenwert wie früher.
Es gibt so viele gute Gründe, warum ich einen ehrenamtlichen Dienst bei Mercy Ships von Herzen empfehlen kann. Es ist eine großartige Möglichkeit neue Kulturen und Menschen kennenzulernen und gleichzeitig mit seinem Beruf an Gottes Reich zu bauen. Du schaffst einen bleibenden Wert, hinterlässt Spuren der Hoffnung – das ist einfach wunderschön.
Vielleicht konnte ich Dich mit diesem kleinen Einblick ein wenig neugierig machen oder sogar inspirieren? Wenn auch Du Lust hast, Dich ehrenamtlich bei Mercy Ships zu engagieren, dann informiere Dich am besten auf https://www.mercyships.de/mitarbeiten/ oder schreibe eine E-Mail an mitarbeiten@mercyships.de
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