Egoismus vs. Altruismus, Spannung vs. Harmonie. Erfolgsgeschichten in Sport und Beruf sind niemals ausschließlich Produkte von Glück oder Talent. Die soziale Evolution einer Gruppe ist ein entscheidender Faktor. Felix Krebs über die menschliche Komponente unter Leistungsdruck.
In der englischen Premier League steht Aufsteiger Leicester City kurz vor der Meisterschaft. Die schwerreichen Konkurrenten aus Manchester und London sind ratlos. Die Presse spricht von einem Fußballmärchen sondergleichen. In der Bezirksklasse Enz-Murr in Baden-Württemberg erreichen die Handballer der zweiten Herrenmannschaft der TSF Ditzingen in aufeinanderfolgenden Jahren jeweils Aufstieg und Meisterschaft. Die lokale Presse ist aus dem Häuschen, spricht von einer Sensation und fragt sich: Wie kann das nur sein? Als Underdog rechnete man jeweils mit allem und hoffte auf den Klassenverbleib. Man möchte ja auch nicht überheblich wirken. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.
Das Team als Herzenssache
Verantwortlich dafür? Der Teamgeist. Als größter Unterstützer einer jeden Mannschaft verkörpert er den Heiligen Gral des Erfolgs. Wie viele großartige Mannschaften haben ihr Ziel nie erreichen können, weil die Bereitschaft zur Aufopferung gefehlt hat? Hier spielt es auch keine Rolle, ob es sich um ölfinanzierte Profis aus England oder Amateurmannschaften aus Süddeutschland handelt. Der Teamgeist als unsichtbarer Klebstoff optimiert Abläufe und bügelt Fehler aus. Er schafft Freundschaften und verbirgt Feindschaften. Kurz: er macht das Unmögliche möglich.
In einer idealistischen Gemeinschaft hat Teamgeist zur Folge, dass die Arbeit fürs Team über das reine Pflichtbewusstsein des Einzelnen hinausgeht. Es ist völlig normal, dass es immer Aufgaben gibt, die ungern erledigt werden. Ein Tor selbst schießen ist schöner, als eines vorzubereiten. Und das Entgegennehmen des Pokals ist sicherlich befriedigender als das Putzen desselben. Aber hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Teamgeist bedeutet, auch im Hintergrund sein Bestes zu geben, selbst wenn diese Arbeit in der Öffentlichkeit nicht direkt rezipiert werden kann. Dazu ist es aber notwendig, das persönliche Wohl vom Erfolgsgedanken loszulösen. Wenn sich jedes Mitglied im Team bereit zeigt, für den Anderen einzustehen, hat der Teamgeist einen Nährboden gefunden.
Botaniker des Erfolgs
Im idealen Zustand gibt es immer eine Persönlichkeit im Team, die die Wichtigkeit der Gemeinschaft frühzeitig erkannt hat. Der „Glue Guy“ stammt ursprünglich aus dem amerikanischen Profisport und bezeichnet ein Teammitglied, das genau die kleinen Dinge tut, die keinem Externen auffallen, aber so wichtig für den Erfolg eines Teams sind. Er ist derjenige, der das Gemeinschaftsgefühl in der Gruppe implementiert. Er organisiert außerordentliche Treffen in der Freizeit. Er fungiert als Vermittler zwischen verschiedenen Partien und dient jedem einzelnen als bester Freund, Mentor oder Seelenklempner. Er ist die soziale Stütze, die die Menschlichkeit in jedem Team bewahrt.
Erledigt er seine Arbeit gut, trägt sie prachtvolle Früchte. Teams rücken auf zwischenmenschlicher Ebene eng zusammen, das Ergebnis spricht für sich. Sowohl in Leicester als auch in Ditzingen weiß man um die Wichtigkeit des Zusammenhalts. Beide Teams haben sämtliche Erwartungen übertroffen und weit über den vorhandenen Möglichkeiten agiert. Die Öffentlichkeit realisiert einen scheinbar unvorhersehbaren, überwältigenden Erfolg. Im Stillen lacht sich einer ins Fäustchen.
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