Die Parkplätze am Messegelände sind voll. Über 10.000 Menschen sind vom 04. bis zum 07. Januar nach Augsburg gekommen, um an der MEHR 2018 teilzunehmen. Dabei handelt es sich um ein ökumenisches Treffen, das vom Gebetshaus Augsburg organisiert wird. Das Besondere: Die meisten Besucher sind junge Christen!
Entgegen der weit verbreiteten Meinung, junge Menschen könnten mit Kirche nichts mehr anfangen, zeigt sich auf der MEHR, dass der christliche Glaube auch heute noch für die junge Generation attraktiv ist. Gleichzeitig machen viele Verantwortliche in den Pfarrgemeinden die Erfahrung, dass es trotz hohen Engagements nur selten gelingt, Jugendliche anzusprechen und diese auch dauerhaft an die Gemeinde zu binden. Umgekehrt ist es schwer für junge Menschen, in den Gemeinden ein Zuhause zu finden. Doch was ist das Erfolgskonzept der MEHR-Konferenz?
Hier sechs Thesen, warum die MEHR bei jungen Menschen so gut ankommt:
1. Professionalität: Von der Beleuchtung, über die Kinderbetreuung bis hin zur Moderation – die Besucher merken, dass das Vorbereitungsteam wirklich alles gegeben hat, damit diese sich wohlfühlen. Zahlreiche Helfer sind stets für die Besucher da, es gibt eine Halle mit verschiedenen Ständen, die Bands spielen professionelle zeitgemäße Musik, die Texte der Lieder kann jeder durch die Untertitel auf den Leinwänden mitsingen…
2. Authentizität: Auf der MEHR-Konferenz sprechen die Redner eine Sprache, die die jungen Menschen verstehen und die sie anspricht, denn sie sprechen von dem, was sie selber begeistert. Jugendliche haben ein sehr gutes Gespür für Authentizität. Ein ehrlich gemeintes “Wie geht es euch?” kann mehr bewegen, als eine lange Predigt. Dabei geht es nicht um oberflächliche Begeisterung, sondern um ein tiefes Berührtsein.
3. Initiative junger Menschen: Die MEHR wird durch das Team des Gebetshauses in Augsburg organisiert – und dieses besteht zu einem großen Teil aus jungen Menschen. Junge Menschen sprechen junge Menschen an. Sie müssen nicht überlegen, was ihrer Generation gefallen könnte. Sie wissen es.
4. Erfahrung von Gemeinschaft: Sei es im persönlichen Gespräch an den Ständen, beim Mittagessen, im gemeinsamen Lobpreis oder im Gebet: Immer ist das Ziel der MEHR, Menschen einander näher zu bringen. Besonders berührend ist dabei das persönliche Gebet füreinander, in dem jeder frei für den anderen beten kann. Auf der MEHR haben Christen verschiedener Konfessionen füreinander gebetet. Dabei wurde nicht nur über Ökumene gesprochen, sondern sie wurde ganz konkret gelebt.
5. Jesus im Mittelpunkt: Auf der MEHR geht es nicht darum, ein besserer Mensch zu werden, sondern Jesus zu begegnen, ihn anzubeten, ihn zu verkünden und zu lieben. Damit wird die wesentliche Funktion der Kirche erfüllt. Diese persönliche Beziehung zu Jesus wird in einigen Pfarrgemeinden nicht erfahrbar, da sie sich nur noch an formellen Strukturen festhalten. Die Tradition ist da, aber die Erfahrung der Liebe Jesu fehlt. Infolgedessen mangelt es auch an der gelebten Nächstenliebe untereinander.
6. Getragen durch das Gebet: Dr. Johannes Hartl, der Leiter des Gebetshauses Augsburg, hat in einem seiner Vorträge verraten, dass die Mitglieder des Gebetshauses über Monate hinweg für die Teilnehmer der MEHR gefastet und gebetet haben. Dahinter steht die Überzeugung, dass es Gott ist, der das Wesentliche tut, nicht der Mensch. Und dass die gegenseitige Fürbitte eine große Wirkung hat. Was wohl passieren würde, wenn man auch für Firmlinge Monate im Voraus beten und Gott einiges zutrauen würde…?
Fest steht: Junge Menschen brauchen eine Gemeinde. Sie brauchen eine Gemeinschaft, die sie in ihrem Alltagsleben begleitet, sie ernst nimmt und in der sie ein geistliches Zuhause finden. Ein erster Schritt dahin könnte sein, dass man Jugendliche dazu motiviert, sich zusammen zu tun und beispielsweise gemeinsam die Bibel zu lesen und zu beten. Oder ein Schritt davor: Dass die Verantwortlichen in den Gemeinden es tun. Denn nur wer Gott selbst erfahren hat, kann ihn weitergeben. Darin liegt die gemeinsame Aufgabe der Pfarrgemeinden und der MEHR-Konferenz: Räume zu eröffnen, um gemeinsam Gottes Wirken zu erfahren.
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