Am 8. Dezember feiern Katholiken das Hochfest der unbefleckten Empfängnis Mariens. Worum es bei diesem eher unbekannten Fest geht, erklärt unser Autor Benedikt Bögle.
Die Katholische Kirche feiert am 8. Dezember ein Fest, das immer wieder zu Verwirrungen führt: das Hochfest der unbefleckten Empfängnis Mariens. Was wird denn da eigentlich gefeiert? Der Name des Festes würde zunächst einmal nahelegen, dass es hier um die Empfängnis Mariens durch den Heiligen Geist geht, also um den Zeitpunkt, an dem Maria Jesus empfing. Aber weit gefehlt. Es geht vielmehr um ein Ereignis, dass der Geburt Mariens vorangeht: Am 8. September feiert die Kirche die Geburt Mariens. Neun Monate davor – am 8. Dezember also – müsste die Mutter von Maria, deren Name der Tradition nach Anna war, Maria gezeugt, also empfangen haben. Darum geht es an diesem Hochfest. Dazu kommt der Gedanke, dass diese Empfängnis „unbefleckt“ gewesen sei.
Von Geburt an sind wir Sünder
Die Katholische Kirche lehrt, dass jeder Mensch mit der „Erbsünde“ geboren wird. Damit will sie zum Ausdruck bringen, dass jeder Mensch ein Sünder ist. Selbst die Menschen, die wir als heilig bezeichnen, sind nicht ohne Fehler und Schuld. Alleine die Tatsache, als Mensch geboren worden zu sein, lässt uns sündig sein. Die Sünde ist eine unbestreitbare Größe der Geschichte. Jeder Mensch lebt in einer Welt, in der Sünde allgegenwärtig ist – und er hat Anteil an dieser Schuld.
Von dem großen deutschen Theologen Karl Rahner stammt das sogenannte „Bananenbeispiel“: Angenommen, Bananen, etwa aus Südamerika, werden unter ungerechten Bedingungen für die heimischen Arbeiter gehandelt. Wenn ich nun in Deutschland Bananen kaufe, denke ich mir vielleicht nichts Böses. Aber ich könnte und müsste vielleicht wissen, dass unter diesem Kauf letztlich Menschen leiden. So habe ich Anteil an dieser Ausbeutung. Ich bin mit schuld an der Unterdrückung der Arbeiter.
Zwei wichtige Ausnahmen
Das lässt sich auch gar nicht vermeiden. Die Sünde schafft Strukturen, sie hat eine Geschichte durch alle Generationen der Menschheit hindurch. Und in genau diesen Strukturen lebe auch ich. Ganz automatisch habe ich Anteil an der Sünde – das nennt die Kirche dann „Erbsünde“. Diese Sünde betrifft alle Menschen, mit zwei Ausnahmen: Jesus Christus, nach christlichem Glauben der Sohn Gottes, war ganz ohne Sünde. Aber dazu auch seine Mutter Maria. Die Kirche lehrt, dass Maria ohne Erbsünde auf die Welt kam. Und genau das wird am 8. Dezember gefeiert. In einigen europäischen Ländern ist dieses Hochfest bis heute staatlicher Feiertag, etwa in Österreich.
Biblisch sind Empfängnis, Geburt und Kindheit Mariens nicht überliefert, folglich kann auch der Evangelienabschnitt dieses Tages nicht darüber berichten. Stattdessen erzählt das Evangelium (Lukas 1,26-38) von der Verkündigung des Engels Gabriel an Maria. Er tut ihr kund, dass sie Jesus empfangen werde: „Fürchte dich nicht Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben.“ (Lukas 1,30-31) Auf diese eigentlich erschreckende, nicht fassbare Anrede reagiert Maria zunächst ein wenig verwirrt. Wie soll das denn gehen, wo sie noch keinen Verkehr mit einem Mann hat? Diese biologische Unmöglichkeit wird vom Engel jedoch ausgeräumt: „Denn für Gott ist nichts unmöglich.“ (Lukas 1,37) Maria schließlich fügt sich: „Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ (Lukas 1,38)
Marias Wesen: Eine Dienerin
Auch wenn dieser Abschnitt also mit dem eigentlichen Festgeheimnis nicht unbedingt zusammenpasst, bringt er doch eine Sache klar zum Ausdruck: Das Wesen Marias, das was sie zum Vorbild im Glauben für alle Christen macht. Sie fügt sich in den Willen Gottes. Das tut sie nicht blind, sie fragt nach, wie das geschehen soll – schwanger werden ohne Mann? Auf die Antwort des Engels hin macht sie sich aber zur Dienerin Gottes. Sie will seinem Willen gehorchen. Das macht Maria zum Vorbild im Glauben.
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