Schon vor der Corona-Pandemie litt der Libanon unter einer Wirtschaftskrise. Durch die Corona-Pandemie, wird diese nun deutlich verschärft, warnt Erzbischof Issam John Darwish. Gemeinsam mit dem päpstlichen Hilfswerk „Kirche in Not“ unterstützt er Bedürftige, die unter der Krise leiden. Ein Bericht von Benedikt Bögle.
Die Corona-Pandemie führt in vielen Staaten der Welt zu Problemen. Besonders hart sind diejenigen getroffen, die schon vor der Krise mit Problemen zu kämpfen hatten. So etwa auch im Libanon: Im Herbst 2019 begannen die Menschen im Libanon vermehrt, gegen ihre Regierung zu protestieren. Der direkte Auslöser war eine geplante Steuererhöhung, bald aber richteten sich die Proteste auch gegen Korruption unter Politikern. Im ganzen Land protestierten unterschiedlichste Menschen – auch Christen und Muslime standen zusammen. Der melkitisch griechisch-orthodoxe Erzbischof von Zahlé und Furzol, Issam John Darwish, sagte dazu dem päpstlichen Hilfswerk „Kirche in Not“ in einem Interview: „Christen und Muslime in allen Regionen des Libanon vertreten die gleichen Forderungen.“
Große Zahl syrischer Flüchtlinge im Libanon
Die wirtschaftliche Lage im Libanon sei insbesondere auch durch die große Anzahl syrischer Flüchtlinge schwierig: „Die Anwesenheit der Flüchtlinge bedeutete eine zusätzliche Belastung für die Regierung. Die Arbeitslosenquote ist gestiegen. Die wirtschaftliche Lage ist schlecht“, so der Erzbischof weiter. Über eine Million Flüchtlinge hat der Libanon aufgenommen – bei einer Einwohnerzahl von etwa rund sechs Millionen eine beachtliche Zahl. Dies führt libanesischen Bischöfen zufolge immer wieder auch zu Spannungen zwischen den Religionen.
Corona-Pandemie wird Wirtschaft treffen
Die wirtschaftliche Lage steht im Libanon nun vor weiteren Problemen: „Die Corona-Pandemie hat die Wirtschaft anderer großer Länder schwer getroffen. Wir müssen deshalb damit rechnen, dass der Libanon im Vergleich dazu sogar härter getroffen wird, denn es gab schon zuvor Verschuldung und Korruption“, sagte der Erzbischof in einem neuerlichen Interview gegenüber „Kirche in Not“.
Die katholische Kirche versucht schon jetzt gegenzusteuern: Die Bischöfe des Libanon haben die Agrarflächen des Kirchenbesitzes den Gläubigen zur Verfügung gestellt: Sie können die Flächen nun selbst bewirtschaften. Weiterhin bemüht sich die Kirche um eine angemessene Ausstattung der Krankenhäuser, um gut auf die Pandemie vorbereitet zu sein. Dafür verteilt die Kirche auch verstärkt Hygiene-Artikel in der Bevölkerung.
Zahl der Hungernden steigt
Auch das Hilfswerk „Kirche in Not“ unterstützt Hilfsprojekte der Kirche im Libanon. Die „Tafel des Johannes des Barmherzigen“ etwa versorgt jeden Tag rund 1.400 Menschen mit einer Mahlzeit; Menschen, die sich ansonsten kein warmes Essen leisten können. Unter ihnen sind viele syrische Flüchtlinge, aber auch Menschen mit einer Behinderung oder kranke Menschen.
„Wegen der Pandemie mussten wir aber dafür sorgen, dass die Menschen ihr Essen erhalten können, ohne ihre Sicherheit zu riskieren“, sagt Erzbischof Darwish. Auch hier macht sie die Krise also bemerkbar – auch weil seit Beginn der Pandemie die Zahl der Bedürftigen gestiegen ist, die von „Kirche in Not“ unterstützt werden.
„Kirche in Not“: Weltweit humanitäre Hilfe
„Kirche in Not“ ist ein päpstliches Hilfswerk, das sich weltweit für verfolgte Christen einsetzt. Vom belgischen Ordensmann Pater Werenfried van Straaten gegründet setzt sich das Werk heute weltweit humanitär ein: In Syrien unterstützt „Kirche in Not“ Familien während der Corona-Pandemie finanziell, im Irak hilft es beim Aufbau zerstörter Kirchen, in Mosambik unterstützt es die Priesterausbildung, in der Ukraine werden Ordensgemeinschaften bezuschusst, die sich nun auch um Opfer der Pandemie kümmert.
Corona-Pandemie: „Ruf an die Menschheit“
Trotz aller Schwierigkeiten in seinem Land ist Erzbischof Issam John Darwish doch zuversichtlich: „Ich neige dazu zu glauben, dass die Vorsehung des Herrn seine Schöpfung an seine Gebote und seine immerwährende Liebe und Barmherzigkeit erinnert. Vielleicht ist es aber auch ein Ruf an die Menschheit, das Ausmaß des Schadens in den Blick zu nehmen, den Industrie und Waffen anrichten. Ich bitte Gott darum, unseren Glauben zu reinigen und der Menschheit die Gelegenheit zur Umkehr zu geben, damit er diese Bedrohung durch die Pandemie für immer aufhebt“, sagte der Erzbischof gegenüber „Kirche in Not“.
Dieser Beitrag entstand in freundlicher Kooperation mit Kirche in Not.
Schreibe einen Kommentar