Ein gutes Buch verzaubert uns, lässt uns den Atem anhalten und weckt unsere Neugierde. Es ist ein Privileg und nicht selbstverständlich, lesen zu dürfen, worauf wir gerade Lust haben. Dennoch gibt es heutzutage nur noch Wenige, die dies wertschätzen und sich einmal Zeit für ein gutes Buch nehmen. Dabei würde es sich so lohnen, einmal den Blick vom Smartphone zu nehmen, es sich im Liegestuhl bequem zu machen und die ersten Seiten eines spannenden Romans aufzuschlagen…
Warum sich nicht einmal Zeit für ein gutes Buch nehmen?
Es gibt Orte auf dieser Erde, die einfach faszinieren. Die einen in den Bann reißen, mit offenem Mund staunen lassen und oft auch Gänsehaut hervorrufen. Und jetzt rate doch einmal, welche Orte das für mich sind. Es ist weder der Pariser Eiffelturm noch die Golden Gate Bridge oder irgendein anderes beliebtes Reiseziel. Meine Antwort wird Dich sicher enttäuschen: Es sind Bibliotheken.
Seit meiner Kindheit zieht mich alles, was Bücher hat, an. Sei es die kleine Bücherei im Dorf, das Bücherregal in Versailles oder die Nationalbibliothek in Paris: Hier kann ich nicht anders, als einfach nur die zahlreichen Schmöker zu bewundern und vor lauter Neugierde die Zeit zu vergessen. Und wie schön ist es doch, einfach mal die Zeit zu vergessen? Wir schauen ständig auf die Uhr, müssen immer pünktlich oder „up to date“ sein, rennen von einem Termin zum Nächsten. Warum da nicht einfach einmal ein gutes Buch lesen und alles andere in weite Ferne rücken lassen?
Fantasie ist wichtiger als Wissen
Albert Einstein hat einmal gesagt: „Phantasie ist wichtiger als Wissen. Denn Wissen ist begrenzt.“ Wie wahr dieser Satz doch ist! Wie kann die Seele überleben, ohne wenigstens ab und zu ein Buch zur Hand zu nehmen? Wie der Körper ohne Literatur zur Ruhe zu kommen? Und wie das Herz schlagen, ohne einmal die Geschichten, Gedanken und innersten Gefühle anderer Persönlichkeiten erfahren zu haben?
Bücher sind ein riesiger Schatz. Und es gilt gerade heute, in Zeiten, in denen die Digitalisierung immer weiter voranschreitet, diese zu bewahren und wertzuschätzen – indem man sie liest, über ihnen grübelt, sie weitergibt und sich mit anderen darüber austauscht.
Aus dem Leben eines Bücherwurms
Ich war schon immer ein typischer „Bücherwurm“. Bereits in der Grundschule fing ich an, Bücher für 15-Jährige zu lesen, weil die für mein Alter schon alle gelesen waren. Jede Woche ging ich in unsere Dorfbücherei, um mir einen Stapel von 12 Wälzern auszuleihen. Immer sah mich die Bibliothekarin wieder mit großen Augen an und fragte mich, wie um alles in der Welt ich es schaffe, diese alle zu lesen.
Es war verrückt: Ich inhalierte die Buchstaben förmlich! Bis heute bin ich dem Bann nicht entkommen und würde mich freuen, wenn ich auch in Dir wenigstens eine kleine Büchersucht entfachen könnte.
Plötzlich verschwimmt die Realität und man taucht in völlig andere Welten ein
Eigentlich ist das mit dem Lesen ja verrückt: Zu Beginn der Lektüre ist man noch skeptisch, voller Erwartung und unsicher, ob die Geschichte auch wirklich spannend wird. Man kennt die Hauptperson kaum, ist noch nicht in die neue Welt eingetaucht und anfangs noch nicht ganz bei der Sache. Nach etwa 50 bis 100 Seiten passiert dann plötzlich etwas: Die Erzählung wird in einem lebendig, die Bücherwelt plastisch und die Realität verschwommener. Und nun ist man drin im Bann des Buches, der einen so schnell nicht mehr loslassen wird!
Familienmitglieder löchern einen vergeblich mit Fragen, ohne eine vernünftige Antwort zu bekommen, das Essen wird kalt, da man es einfach vergessen hat, geschlafen wird erst um 2 Uhr nachts, wenn die Augen sich von selbst schließen und die Außenwelt wird unrealistischer als die, im geliebten Fantasyroman. Doch viel zu schnell ist folgender Moment da: Die letzte Seite ist umgeschlagen und die Geschichte aus!
Verwirrt schließt man das Buch und braucht erst einmal einige Minuten, um in die bizarre Gegenwart zurückzukehren. Wie geht es denn nun weiter mit der Hauptfigur? Werden sie heiraten? Wird der Kommissar weitere Fälle lösen? Wird das Drachenreich bestehen bleiben? Das Gute die Oberhand behalten? Eins ist sicher: Nun lebt man für kurze Zeit in mindestens zwei Welten und wird noch einige Tage brauchen, um ganz aus dem Fantasiereich aufzutauchen.
Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten
Wenn Du dir nun denkst: „Na und? Wozu soll das denn bitte führen?“, kann ich nur sagen: Probiere es doch einfach aus! Es ist so herrlich, seinen eigenen Problemen einmal für kurze Zeit zu entkommen, in eine völlig andere Welt einzutauchen, den Horizont zu erweitern, frei zu sein, mitzufiebern oder vor Spannung nicht still sitzen zu können…
Hast Du schon einmal vom Begriff „Probehandeln“ gehört? Hierbei handelt es sich um das gedankliche Durchspielen einer Handlung, ohne diese selbst erlebt zu haben. In Büchern hast du unendlich oft die Gelegenheit, über Entscheidungen anderer nachzugrübeln, Emotionen zu empfinden, die du selbst so vielleicht noch nie empfunden hast, Konsequenzen falscher Handlungen zu erkennen und dein gewonnenes Wissen in der Realität anzuwenden oder einfach die Welt mit den Augen einer völlig anderen Persönlichkeit zu betrachten.
Hierbei werden Fantasie, Vorstellungskraft, kritisches Denkvermögen und Konzentration gefördert, die eigenen Sinne gestärkt und Wertevorstellungen hinterfragt. Man wird aus seiner eigenen „Filterblase“ herausgerissen und kann die Mitmenschen sowie deren Entscheidungen besser verstehen und darauf reagieren.
Und was das Beste ist: „Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.“ (Aldous Huxley)
Lesen ist ein Privileg
Wie schön es doch ist, dass uns dieses Privileg geschenkt ist! In der Zeit des Zweiten Weltkriegs war dies beispielsweise keineswegs selbstverständlich: Hier wurden Bücher zensiert, verboten, ja sogar verbrannt! Autoren gaben ihr Leben für die Seiten, die du heute vielleicht in den Händen halten darfst. Es ist so schade, dass heutzutage so viele Menschen den Wert des Lesens vergessen zu haben scheinen und das Smartphone oder die neueste Netflix-Serie guten Romanen vorziehen.
Nimm dir doch heute einmal eine Stunde Zeit, beginne mit einer guten, vielleicht kürzlich von einem Freund empfohlenen Lektüre und lass dich verzaubern, begeistern, mitreißen. Du wirst sehen, es lohnt sich! Aber Achtung: Lesen gefährdet die Dummheit 😉 .
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