Nicht nur die Wohnungssuche stellte mich wegen meiner Behinderung vor eine große Herausforderung. Wie ich damit umgegangen bin, erfahrt ihr hier.
Mal bin ich zu „behindert“, mal nicht „behindert“ genug…
Nachdem meine Eltern abgereist sind, wohnte ich in einem für Rollstuhlfahrer ausgerüsteten Appartment auf dem Zeltplatz. Mit einem Schemel kam ich als Kleinwüchsige dort gut zurecht. Lediglich Geschirr und Kochzubehör musste für mich heruntergestellt werden, da ich die Küchenschränke nicht erreichen konnte.
Ein größeres Problem stellte der tägliche Weg zu meiner Sprachschule dar, die sieben Kilometer entfernt vom Zeltplatz lag. Bei meiner ersten Taxifahrt rief das Personal des Zeltplatzes ein Behindertentaxi. Der Taxifahrer erkannte mein Dreirad nicht als Hilfsmittel an, welches ich, wie ein Rollstuhlfahrer einen Rollstuhl, zur Fortbewegung für längere Wege nutze. Ich fing sofort an, mit dem Taxifahrer auf Italienisch und Englisch zu diskutieren. Letztendlich nahm mich der Taxifahrer doch mit.
Für den nächsten Tag organisierte Signore Danielle für mich ein anderes Taxiunternehmen, um solche unangenehmen Diskussionen in Zukunft zu vermeiden. Er reservierte für mich feste Zeiten. Dieses Taxiunternehmen war für mich sogar billiger und ich wurde jeden Morgen mit einem schicken Auto abgeholt. Mit dem Taxifahrer verstand ich mich ebenfalls gut und testete meine Sprachkenntnisse. Der Taxifahrer trug für mich auch mein Fahrrad die Treppe zur Sprachschule hoch, ohne etwas dafür zu verlangen.
In der nächsten Woche kam ein neuer Taxifahrer, da der erste Camping-Urlaub in Österreich machte. Diesmal kam ein eher älterer Taxifahrer, der sich weigerte, mich mit meinem Fahrrad abzuholen, da ihm dieses zu schwer wäre und ich auf das nächste Taxi warten solle. Die Angestellten vom Campingplatz mussten für mich letztendlich ein öffentliches Taxi rufen, da bei dem Privatunternehmen alle Taxis belegt waren. Signore Danielle telefonierte mit dem Unternehmen, aber leider ließ sich kein Taxifahrer mehr finden. Daher musste ich ab diesem Zeitpunkt doch mit den öffentlichen Taxis fahren. Beim öffentlichen Taxiunternehmen brauchte es meist besondere Erklärungen, damit ich trotz meiner Behinderung befördert wurde.
Einmal musste ich mir um Mitternacht, ganz alleine in der Innenstadt von Bologna ein Taxi rufen. Mit hochrotem Kopf und der Hoffnung, dass alles funktionieren würde, wartete ich auf mein Taxi. Mit Händen, Füßen und mäßigem Italienisch schaffe ich es, den Taxifahrer dazuzubringen, mich zu befördern, der mich danach wohl richtig gehasst hatte. Da war ich schon stolz auf mich, das alleine geregelt zu haben.
Auslandskrankenversicherung für Behinderte
Bevor ich meinen Sprachkurs begonnen hatte, hatte ich noch keine Auslandskrankenversicherung speziell für Italien abgeschlossen. Ich wollte zunächst meine Urlaubsauslandskrankenversicherung nutzen. Nachdem meine Eltern wieder nach Deutschland gefahren waren, fingen sie an, nach einer Versicherung für mich zu suchen. Leider mit wenig Erfolg.
Meine Inlandskrankenversicherung verwies sie an eine Stelle, die eine Auslandskrankenversicherung für Studenten anbietet. Meine Eltern riefen an. Die Versicherung nimmt Behinderte nicht auf. Daraufhin riefen meine Eltern beim Studentenwerk an. Dieses wusste leider auch nicht mehr und telefonierte sich bis zum Bildungsministerium durch. Die Antwort: Das Problem ist bekannt, aber es gibt keine Lösung. Es gibt keine Auslandskrankenversicherung für Behinderte.
Meine Eltern suchten letztendlich nach einer privaten Versicherung für mich und telefonierten sich durch. Bei einem Versicherer wurden sie dann nach einem zweiten Anruf nicht gleich abgewiesen und konnten den Sachbearbeiter überzeugen, da ich noch nie in meinem Leben einen Krankenwagen gebraucht habe oder gar operiert wurde.
Schnell buchten meine Eltern die Versicherung, da es eine noch eine weitere Tücke beim Abschließen einer Auslandskrankenversicherung gibt: Sie muss vom Versicherten im Inland abgeschlossen werden. Der Versicherer macht aber zum Glück eine Ausnahme, wenn man sich noch nicht länger als vier Wochen im Ausland befand. Ansonsten hätte ich nur zum Abschließen der Versicherung nach Deutschland einreisen müssen.
In meinem nächsten Bericht erzähle ich, wie der weitere Verlauf meines Sprachkurses war.
Sabrina Wideburg
das mit der Versicherung ist richtig, richtig krass.. mal wieder ein Zeichen dafür, wie wenig der Mensch und wie viel mehr das Geld interessiert.. find ich gut, dass du auf die Missstände aufmerksam machst ;).