Nach sieben Wochen war mein Sprachkurs in Bologna beendet und mein Studium in Forlì begann. Was ich alles in den Wochen an der Sprachschule gelernt habe, wie mein Alltag und meine Freizeit aussahen, erfahrt ihr hier.
Mein Weg, Italienisch zu lernen
Nach zwei Wochen in der Sprachschule kam ich in eine neue Lerngruppe. Ich bemühte mich sehr, die Grammatik zu lernen und machte auch einige Fortschritte. Während ich bei den Sprachkursen in Deutschland immer wieder Probleme mit der Aussprache hatte, wurden diese an der Sprachschule immer geringer.
Nach einer Woche dachte ich, da ich mich beim Sprechen immer leichter tat und sich der Grammatikstoff gar wiederholte, dass ich in eine höhere Sprachstufe wechseln könnte. Nach einer Woche im neuen Kurs wechselte ich doch wieder in die niedrigere Sprachstufe, da der Sprung doch zu hoch war. Danach kam ich mit den Kursinhalten größtenteils sehr gut zurecht. Nur Pronomen und der Gebrauch des imperfetto und passato prossimo fielen mir sehr schwer.
Mein größtes Problem war, und ist es immer wieder auch heute noch: der Wortschatz. Da mein Appartement auf dem Zeltplatz ungefähr sieben Kilometer von der Sprachschule entfernt lag, konnte ich meist meine Italienischkenntnisse in Gesprächen mit den Taxifahrern testen. Das förderte insbesondere mein Hörverständnis, da Italienisch eine deutlich schneller gesprochene Sprache als Deutsch ist.
Gleichzeitig habe ich auch viele interessante Dinge erfahren. Die einen oder anderen Taxifahrer erzählten mir von der großen Zuwanderung aus allen möglichen Ländern nach Italien, während die italienische Jugend nach dem Studium oder der Ausbildung in Länder wie Deutschland oder Australien auswandert.
Andere regten sich über die andauernden Baustellen in der Stadt Bologna auf, und dass diese nur in Italien so seien. Angesichts der unendlichen Geschichte vom Bau des Berliner Flughafens schien mir das doch etwas übertrieben. Generell neigten einige Taxifahrer ihr Land eher negativ gegenüber anderen Ländern zu betrachten, was ich sehr schade finde. Jedes Land hat seine Stärken und Schwächen.
Auch die Restaurantbesuche haben mir beim Italienischlernen viel geholfen, da es ein tolles Gefühl ist, wenn man sein eigenes Essen völlig souverän in der Landessprache bestellen kann. Gleichzeitig habe ich dabei auf Nachfrage meinerseits auch immer wieder neue Wörter gelernt. Am Anfang fiel es mir sehr schwer, einfach draufloszureden. Als ich aber stets wohl gesonnenen Leuten begegnet bin, die mich auch gleichzeitig ermutigt haben auf Italienisch zu lernen, wurde die Sprechangst immer geringer. Manchmal ist den Italienern auf den ersten Blick auch gar nicht aufgefallen, dass ich keine Italienerin bin. Das hat mich sehr gefreut.
Da ich sehr gerne lese, habe ich mir in einem Kinderbuchgeschäft ein paar Bücher besorgt, um meinen Wortschatz zu erweitern. Gerade Kinderbücher eignen sich sehr gut zum Sprachenlernen, da der Wortschatz und die Grammatik noch nicht so umfangreich und schwierig sind.
Anekdoten aus dem Unterricht
Die Unterrichtsstunden waren immer sehr lustig. Meine Lehrer erzählten immer wieder interessante Anekdoten aus dem italienischen Leben. Beispielsweise meinte eine Lehrerin, dass italienische Männer meist nur ein Gericht kochen können, dieses dann besonders gut. Wird man von einem Italiener zu einem Date eingeladen, dann kann man erwarten, dass er einem immer das Gleiche kocht.
Ein Lehrer aus Napoli erzählte, wie kalt es im Winter in Bologna wird. Für mich klang seine Erzählung fast so, als würden im Winter Eisbären nach Italien einwandern wollen. Dies heiterte uns Austauschstudenten nicht gerade auf, die wir in der Hoffnung gekommen sind, einen eher warmen Winter zu erleben.
Kulturprogramm
Neben dem Grammatik- und Sprechunterricht bietet die Sprachschule auch verschiedene kulturelle Veranstaltungen an, die mir sehr viel Spaß gemacht haben und durch die ich viel über Bologna und Italien erfahren habe.
Ich nahm an Führungen über die vielen Türme in Bologna teil und ließ mir die Besonderheiten der Stadt erklären. In verschiedenen Vorträgen lernte ich viel über die italienische Oper, Literaturgeschichte und die Entwicklung der italienischen Geschichte kennen.
Aperitivi
Sehr beliebt in Italien ist der sogenannte Aperitiv. Bei eine italienischen Aperitiv trifft man sich in kleineren Lokalen am Abend und kann für einen bestimmten Festbetrag ein freies Getränk bestellen und von einem Buffett alle Vorspeisen, verschiedenen Hauptgänge und Nachspeisen wählen, welche man möchte und wie man möchte. Gerade bei Studenten, die bekannterweise nicht so viel Geld haben, nutzen diese Möglichkeit sehr gerne. Jeden Montag organisierte die Sprachschule für alle Schüler einen solchen. An meinem ersten Aperitiv sind wir im Giardino Margaritha Eis essen gegangen. Leider war mein Italienisch zu diesem Zeitpunkt quasi noch nicht wirklich vorhanden. Daher tat ich mich schwer, mich an den Gesprächen zu beteiligen.
Der nächste Aperitiv fand in einem kleinen italienischen Lokal in der Via Zamboni statt, dem Studentenviertel in Bologna. Dort zahlte man sieben Euro und konnte sich von einem Buffett von Vorspeisen, Hauptgängen und Nachspeisen so viel nehmen wie man wollte. Und die Auswahl war riesig. Ebenso vielfältig war die Auswahl an Sprachen, in denen wir am Ende miteinander gesprochen haben.
Besonders in Erinnerung geblieben ist mir der Aperitiv im Hause der Schulleiters Massimo. Die Auswahl der Speisen war groß und alles schmeckte so lecker. Das dachten sich aber nicht nur die menschlichen Gäste. Freunde von Massimo, die auch zu dem Abend kamen, hatten ihren Hund Penelope dabei.
Penelope war gleich sehr zutraulich, kam auf eine Schülerin schwanzwedelnd zu und ließ sich streicheln. Ein Blick auf den Teller und schon hatte die Hündin das Brot verspeist. Irgendwann kam Penelope auch auf mich zu, ich versuchte mein Essen zu schützen. Völlig nutzlos. Schon hatte sie meinen Käse gefressen. Daraufhin wurde sie dann in sicherer Entfernung festgebunden, um nicht noch mehr Essen zu stehlen. Als am Ende ihre Besitzer gingen, schaffte sie es dennoch mir noch meine Mortadella zu stehlen.
Gelato-Museum
Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir der Besuch des Gelato-Museums in Bologna. Die Stadt Bologna beherbergt nicht nur die älteste Universität des Abendlandes, sondern auch eine, an der man studieren kann, wie man typisch italienisches Gelato macht.
Die Museums-Universität liegt außerhalb der Stadt, ist aber mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Als Gehbehinderte freute es mich sehr, dass der Zugang zum Museum, so wie alle Ausstellungsstücke und der Verkauf des Eises, komplett barrierefrei sind. Von der Führung blieben leider nicht so viele Informationen hängen, da die Museumsführerin für die meisten Schüler und auch für mich viel zu schnell sprach. Ursprünglich wurde Eis mit echtem Eis aus dem Gebirge und Früchten gemacht. Wer das Milchspeiseeis erfunden hat, ist nicht sicher. Darüber gibt es einen kleinen Streit zwischen Frankreich und Italien.
Freundschaften und Bekannte aus der ganzen Welt
Bis heute bin ich schwer beeindruckt, aus wie vielen Teilen der Welt die Schüler der Sprachschule kamen. Viele Schüler kamen wie ich, um ihre Sprachkenntnisse für ein Auslandssemester oder ein Praktikum zu verbessern. Dabei beeindruckte mich insbesondere meine Freundin Christina aus Indonesien. Als sie nach Italien kam, konnte sie kein Wort Italienisch. In der Sprachschule lernte sie innerhalb von nur drei Monaten die Sprache so gut, wie ich es nicht in zwei Jahren schaffe. Sie studiert nun in Rom den Masterstudiengang Spiritualität und ich hoffe sehr, dass ich sie in Rom besuchen kann.
Andere Sprachschüler lernten die Sprache für ihr Arbeitsleben. Daisuke aus Japan beispielsweise wurde von seinem Unternehmen an die Sprachschule geschickt und arbeitet inzwischen in Mailand. Carlos, der ursprünglich aus Venezuela stammt, lernte die Sprache ebenfalls für berufliche Zwecke. Andere Sprachschüler haben italienische Wurzeln, aber durch ihre Familie nie die Sprache gelernt und wollten dies nun nachholen. Wieder andere Schüler kamen aus Japan oder gar Australien, nur weil sie Interesse hatten, für sich privat die Sprache zu lernen.
Wenn so viele verschiedene Nationen zusammenkommen, erfährt man viel Neues aus der Welt. Als es Mitte September auf einmal nicht mehr 45 Grad heiß war, sondern 20 Grad weniger angezeigt wurden, war das für mich schon ein gewaltiger Kältesturz und ich bin nicht ohne Strickjacke aus dem Haus gegangen. Eine australische Schülerin erzählte mir, dass in Australien im Winter meist 25 Grad sind und sie dann mit Strickjacke und Schal aus dem Haus geht. Eine südkoreanische Schülerin hat ihre Angst vor Tauben, die direkt neben ihr die Brösel von der Straße aufgepickt haben, sehr zum Schmunzeln gebracht. In Südkorea sollen Tauben den Menschen nie so nahe kommen. Daisuke erzählte, dass er während seines Studiums jeden Abend Party gemacht hat und der Weg bis zum Studium in Japan voller Drill ist.
Christinas Erzählungen über Indonesien waren dann doch die exotischsten. Indonesien besteht aus tausenden Inseln, wobei jede Insel ihre kulturellen Eigenarten hat. Jede Stadt hat ihren eigenen Dialekt, weshalb Verständigung kaum möglich ist. Christina beherrscht drei Dialekte. Auf ihrem Handy zeigte sie mir verschiedene Fotos von Tieren aus ihrem Heimatland und schenkte mir am Ende einen Anhänger mit einem Paradiesvogel darauf, den ich sehr sorgfältig aufbewahre. Nach sieben Wochen fiel mir der Abschied von all meinen dazugewonnenen Freunden sehr schwer.
In meinem nächsten Bericht geht es um ein Fest der besonderen Art gleich um die Ecke von meinem Wohnort in Bologna.
Ilona
ach, toll. Hab vor vielen Jahren mal nen Sprachkurs in Florenz gemacht – das war eines der besten Dinge, die ich je getan habe! Ich hab so viel dort gelernt, unglaublich!
Wenn ich das so lese, dann will ich sofort wieder einen machen <3