In der Adventszeit folgen wir Bräuchen, Sitten und Gewohnheiten. Der zweite Advent fällt dieses Jahr auf den vierten Dezember, den Barbaratag. Was es mit dem Brauch der Barbarazweige auf sich hat, erfahrt ihr hier.
„Knospen an St. Barbara, sind zum Christfest Blüten da“, so lautet eine alte Bauernregel. Deswegen kann man sich am vierten Dezember Zweige abschneiden und sie zuhause in eine Vase stellen. Sie blühen dann (hoffentlich) genau an Heiligabend. Geeignete Zweige sind zum Beispiel Apfel-, Kirsch-, Haselnuss-, oder Holunderzweige. Wenn die Knospen an Weihnachten blühen, soll das außerdem Glück im neuen Jahr bringen.
Barbara und der Beginn einer Legende
Um die heilige Barbara und die nach ihr benannten Zweige ranken sich einige Legenden. Barbara soll im dritten Jahrhundert in Kleinasien gelebt haben. Ihr Vater war so besitzergreifend, dass er sie jedes Mal, wenn er auf eine Geschäftsreise ging, in einen Turm sperrte. So war Barbara oft einsam und allein. Da lernte sie das Christentum kennen, ließ sich taufen und wollte wie eine Christin leben. Ihr Vater war darüber so erbost, dass er sie selbst anzeigte und ins Gefängnis werfen ließ. Auf dem Weg dorthin blieb Barbara mit ihrem Gewand an einem verdorrten Kirschzweig hängen, den sie im Gefängnis regelmäßig mit Wasser benetzte. Am Tag ihrer Hinrichtung blühte er. Das gab ihr Trost, auch wenn ihr Todesurteil schon feststand.
Eine andere Version der Legende besagt, dass trotz bitterer Kälte alljährlich am 24. Dezember Zweige auf dem Grab der heiligen Barbara aufgeblüht sind. Das Phänomen, dass Zweige vorzeitig zum Blühen gebracht werden können, wurde schon sehr früh entdeckt. Die kahlen Zweige wurden zu Beginn der Weihnachtszeit in die Häuser geholt und mit Süßigkeiten und Schmuck behangen. Barbarazweige können also auch als eine Art Vorläufer unseres klassischen Weihnachtsbaums gelten.
Barbara und das Liebesorakel
Die Zweige können einer anderen Legende nach aber auch die Zukunft vorhersagen. Naja, sie können zumindest einen Hinweis geben. Zum Beispiel in Sachen Liebe. Wenn es gerade mehrere Verehrer zu Auswahl gibt, kann man die Zweige durch Kärtchen oder das Einritzen der Namen kennzeichnen. Der Zweig der dann als erstes erblüht, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit die künftige Partie. Sollte es nur einen Liebhaber geben, kommt es darauf an, ob die Zweige erblühen oder nicht. Wenn sie aufblühen heißt es, dass der Andere die Liebe erwidert und eventuell sogar eine Hochzeit ansteht. Ursprünglich haben das nur junge Frauen gemacht, aber ich denke, das Orakel funktioniert bestimmt auch bei Männern.
Mit der Liebe hat natürlich auch das Weihnachtsfest zu tun. Wir zeigen unsere Liebe, indem wir Geschenke machen. Anderen Leute kleine Freuden machen, macht nämlich auch uns Freude. Es muss ja auch nicht immer ein riesiges Geschenk sein. Aufmerksamkeit, ein Lächeln oder eben ein blühender Barbarazweig kosten zum Beispiel gar nichts.
Barbara und ihre Bedeutung für die heutige Zeit
Für welche Symbole stehen also die Barbarazweige heute? Im Winter sind die meisten Bäume kahl. Deswegen schmücken wir unsere Häuser auch mit Tannengrün. Christbaum und Adventskranz setzen dem tristen Grau draußen etwas entgegen. Was heißt es also, wenn wir es schaffen, mitten im Winter Zweige von Laubbäumen zum Erblühen zu bringen? Ich finde, es spendet vorzeitig Hoffnung und Trost, dass auch die graue und dunkle Jahreszeit bald vorbeigeht und wir im Frühling das Wiedererwachen der Natur erleben können.
Es mag Zufall sein, ist aber symbolträchtig, dass St. Barbara und Heiligabend durch die Blüten verbunden sind.Auch Jesus Christus wird von den Christen als Lichtbringer und Hoffnungsträger gesehen. Und auch er „erblüht“ zu Weihnachten und soll uns daran erinnern, dass wir Menschen nicht allein in dieser Welt sind. Wenn wir also heute die Barbarazweige abschneiden, denken wir daran, wie sie uns Hoffnung und Trost schenken können und wie wir das anderen weitergeben können. So wie es schon die heilige Barbara getan hat.
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