Um ein Problem zu beheben, ist es wichtig, seine Ursachen herauszufinden. Es gibt zwei wesentliche, die zum Kirchenaustritt vieler Menschen beitragen: Die einen halten die Kirche für zu überholt, altmodisch, traditionell, nicht an die heutige Zeit angepasst. Sie können sich weder mit den Bibelgeschichten noch mit der Kirchengemeinde als solcher identifizieren. Für die anderen spielt die Kirchensteuer eine entscheidende Rolle für den Entschluss, aus der Kirche auszutreten. Die Begründungen der Betroffenen ähneln sich oftmals. Viele geben an, an Gott zu glauben, doch ist es für sie selber nicht einzusehen, ihren eigenen Glauben an einer Institution und Steuerzahlung festzumachen.
Unwissenheit als möglicher Grund für unzählige Kirchenaustritte
Jedem Menschen steht eine eigene Entscheidung zu. Auffällig ist jedoch, dass viele Menschen in dieser Hinsicht aus Unwissenheit handeln. Denn, was sich eigentlich hinter der Kirchensteuer verbirgt, ist sehr viel mehr als „nur“ die Finanzierung der Kirchengemeinden. Auch kirchliche Kindergärten, Krankenhäuser und Altenheime werden über diese Steuer finanziert. Nahezu alle Menschen kommen mit diesen Einrichtungen in Berührung, dafür muss man nicht streng gläubig sein.
Für jene Menschen, die sich heutzutage kaum noch mit der Kirche identifizieren können, muss es auch langfristig eine Lösung geben. Die Kirche lebt einerseits von Traditionen, wie zum Beispiel dem Gottesdienst am Heiligen Abend mit einem Krippenspiel, allbekannten Weihnachtsliedern und dem Licht aus Bethlehem, oder aber auch dem Freiluft-Gottesdienst an Pfingsten. Auch in Bezug auf wichtige Lebenssituationen spielt Kirche eine wichtige Rolle, so zum Beispiel, wenn es um eine Taufe, Konfirmation, Trauung oder Beerdigung geht. Doch genauso, wie auch das Leben eines jeden Menschen von Veränderungen geprägt ist, wird es wohl auch im kirchlichen Bereich langfristig zu Veränderungen kommen müssen.
Veränderungen der Kirche für Kinder und Jugendliche
Die Vorstellungen von einer Kirche der Zukunft können je nach Interesse, Altersgruppe etc. ganz unterschiedlich aussehen. Bibelgesprächskreise und Vormittagsbegegnungen für Senioren bilden einen festen Bestandteil des Gemeindelebens. Daneben muss jedoch besonders für Kinder und Jugendliche ein Anreiz geschaffen werden, Kirche als Heimat zu erfahren; sie als festen Anlaufpunkt in ihr Alltagsleben zu integrieren. Allein der Konfirmandenunterricht und der Kindergottesdienst reichen in dieser Hinsicht längst nicht mehr aus. Die Kirche sollte ein Treffpunkt werden, ein zweites Zuhause.
Angefangen beim Gottesdienst. Für viele Menschen stellt die Uhrzeit des Gottesdienstes ein Problem dar. Gerade für viele Familien ist der Sonntag der einzige Tag, an dem sie Zeit miteinander verbringen können. Um so auch Familien und Langschläfern gerecht zu werden, sollte der Gottesdienst um ein bis zwei Stunden nach hinten verschoben werden. Um die Botschaften der Bibelgeschichten besser verstehen und sich mit ihnen identifizieren zu können, könnten in der Predigt, als dem wichtigsten Bestandteil des Gottesdienstes, beispielsweise Parallelen zum Alltagsleben oder aber auch zu aktuellen politischen Themen gezogen werden. Auch Medien bilden einen zunehmend wichtiger werdenden Bestandteil des Lebens. Mediale Visualisierungen, zum Beispiel Diashows, würden die Gottesdienste möglicherweise noch bunter und vielseitiger machen.
Liedtexte mit klarer Botschaft
Auch das Singen ist ein wesentlicher Teil des Gottesdienstes. Die Lieder, die oftmals im Gottesdienst erklingen, sind vielen Gottesdienstbesuchern jedoch unbekannt und lassen sich schwer mitsingen – noch dazu wird die Botschaft der langen und meist alten Liedtexte oft nicht deutlich. Gospelmusik, wie es sie bereits in einigen Kirchengemeinden gibt, wären beispielsweise eine Alternative und könnten zur Modernisierung der musikalischen Begleitung der Gottesdienste beitragen.
Kirche bedeutet Teil einer großen Gemeinschaft mit ganz unterschiedlichen Menschen zu sein. Dieses Gemeinschaftsgefühl ist es wahrscheinlich auch, das die Christen seit Jahrhunderten zusammenhält. Sie alle verbindet eines – der Glauben an Gott! Jeder ist herzlich willkommen – egal ob klein oder groß, jung oder alt. Ziel soll es sein, einander im Gespräch kennenzulernen – ob im Gesprächskreis, in der Frauenrunde oder der Männergruppe. Auch außerhalb des Glaubens sollte es kleine Gruppen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene geben, die gemeinsam kochen, Sport machen, zusammen singen oder sich zu besonderen Events, wie zum Beispiel zum Public Viewing während der WM, in der Kirche zusammenfinden. Wenn es finanziell möglich ist, könnten regelmäßige Kirchenfahrten in unterschiedliche Städte und Länder zur Erweiterung des Horizonts auf dem Programm stehen.
Ersten Schritt in Richtung Veränderung wagen
In Bezug auf Religion und Kirche zeichnet sich ein Phänomen ab, das uns bereits aus der Politik bekannt ist: Viele Menschen sind mit der politischen Lage nicht zufrieden, dennoch verweigern sie es zur Wahl zu gehen. Auch die Kritik an der Kirche wird oft thematisiert, doch anstatt selbst den ersten Schritt zur Veränderung zu tun, passiert letztlich – nichts. Die Probleme der Evangelischen- und wohl auch der Katholischen Kirche bleiben schon seit einigen Generationen die Gleichen. Vielleicht sind wir die Generation, die unsere Kritik nun in Taten umsetzen muss, um an einer Kirche der Zukunft mitzuwirken.
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