In Beirut überlebt ein Neugeborener die schweren Explosionen kurz nach seiner Geburt ohne einen Kratzer – wie ein Wunder trägt er keine Wunden davon, während das Krankenhaus, in dem er liegt, völlig zerstört ist. Ein Bericht von Benedikt Bögle.
Am 4. August diesen Jahres explodierten in Beirut 2750 Tonnen Ammoniumnitrat. Die Explosion hinterließ eine zerstörte Stadt. Die Menschen in Beirut leiden: Die Explosion traf ein Land, dass sich wirtschaftlich und politisch ohnehin schon in einer sehr schwierigen Lage befand. 300.000 Menschen wurden direkt von der Explosion getroffen. Zu ihnen gehört auch der 32-Jährige Jad. Er befand sich am 4. August im Krankenhaus St. Georg in Beirut. Um 17:45 Uhr hatte seine Frau den gemeinsamen Sohn Nabil auf die Welt gebracht. Keine halbe Stunde später, um 18:07 Uhr, explodierte das Ammoniumnitrat und verwüstete das Hafenviertel von Beirut.
Keine Kratzer – wie ein Wunder
Auch das Krankenhaus St. Georg wurde hart getroffen: Die Fenster explodierten. „Alles flog durch die Luft. Ich dachte, der Krieg bricht aus“, sagt Jad. Glassplitter flogen in das Zimmer – auch auf den neugeborenen Nabil. „Mein erster Gedanke galt natürlich meiner Frau und meinem Kind. Nabils Wiege stand unter dem zerborstenen Fenster, voller Scherben, die sich wie kleine Lanzen in die Bettdecke gebohrt hatten. Aber Nabil war nichts passiert. Nichts. Es war ein Wunder“, berichtet Jad dem päpstlichen Hilfswerk „Kirche in Not“.
Krankenhaus beinahe völlig zerstört
Einem Wunder gleich überlebte das Neugeborene die Explosion unversehrt. Auch seine Eltern kamen mit nur geringfügigen Verletzungen davon. Das erstaunt umso mehr, als dass das Krankenhaus St. Georg beinahe vollständig zerstört wurde. Mutter und Kind mussten zunächst in ein anderes Krankenhaus – 80 Kilometer von Beirut entfernt – verlegt werden. „Immer wieder sage ich zu meinem Kind: Du lebst, weil Christus dich gerettet hat. Deine Mutter und ich wurden verletzt, aber du hast keinen Kratzer. Vergiss das nie! Jesus war bei dir in diesem Moment. Hab´ keine Angst, er wird immer bei dir sein“, berichtet Jad.
Wie ein Weihnachtswunder
Es mutet wie ein Weihnachtswunder an: Leben mitten im Dunkel. Ein Neugeborener, mitten in der Katastrophe. „Die Explosion hat mein Leben verändert“, sagt Jad. Doch er verzagt nicht. Er will dabei helfen, sein Land wieder aufzubauen. „Aber um zu bleiben, brauchen wir Sicherheit und das Gefühl, dass sich jemand um uns Christen kümmert. Wir fühlen uns allein, verlassen, aufgegeben.“ Hilfe kommt von unterschiedlicher Seite. Das päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ unterstütze den Libanon schon vor der Explosion, jetzt finanzieren sie den Wiederaufbau zerstörter Kirchen. Das Hilfswerk wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von Pater Werenfried van Straaten gegründet. Der Priester setzte sich nach dem Krieg für Völkerverständigung ein. Heute sorgt sich das Hilfswerk „Kirche in Not“ weltweit um verfolgte und bedrängte Christen.
Hilfe aus Deutschland
Hilfe für den Libanon bieten auch junge Deutsche an: „Boxes for Beirut“ sammelt in Deutschland Geld, mit dem sie im Libanon Lebensmittel kaufen und an bedürftige Familien verteilen. Die Situation im Libanon ist mehr als schwierig. Die wirtschaftliche Grundlage vieler Familien wurde zerstört. Jad weiß indes ganz genau, was er seinem Sohn Nabil für die Zukunft wünscht: „Frieden, Sicherheit – und die Kraft, das Kreuz Christi zu tragen. Mein Sohn erlebt das seit der 15. Minute seines Lebens, und wir Christen im Libanon kennen das nur zu gut. Wir haben Kriege und Verfolgungen überlebt. Wir leben, weil wir eine Mission zu erfüllen haben.“
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