Am 22. Februar feiert die katholische Kirche ein relativ unbekanntes Fest: „Kathedra Petri“ erinnert an den heiligen Petrus als Bischof der Stadt Rom. Ein Bericht von Benedikt Bögle.
Im antiken Rom feierte man am 22. Februar ein etwas seltsames Fest: Den Verstorbenen wurden auf einem Stuhl Essen dargebracht. Das sollte die toten Ahnen und Verwandten besänftigen. Die in Rom lebenden Christen lehnten dieses Fest ab und wollten sich nicht mit seinem heidnischen Inhalt identifizieren. Gleichzeitig wollten sie dem beliebten Fest etwas entgegenhalten: Sie feierten an diesem Tag das Fest der „Kathedra Petri“, des Bischofsstuhles des heiligen Petrus und seiner Nachfolger.
Von Rom nach Frankreich – und zurück
Mit der Zeit wurde das Fest in Rom weniger gefeiert, schaffte aber den Sprung nach Gallien. Dort feierten die Christen das Fest und brachten es im Lauf der Zeit wieder in die italienische Stadt zurück. Seit dem siebten Jahrhundert wird – bis heute – das Fest des Bischofsstuhles nicht nur des heiligen Petrus, sondern auch seiner Nachfolger, der Päpste, gefeiert. Dieser Effekt ist keineswegs eine Ausnahme: Immer wieder kann man in den ersten christlichen Jahrhunderten beobachten, dass sich liturgische Traditionen von Rom aus verbreiten, in anderen Gegenden verändert und bereichert werden und in dieser Form schließlich nach Rom zurückkehren. Dort wird aus den liturgischen Formen eine einheitliche Tradition.
Liturgie als Feier in der Stadt
Das lässt sich etwa auch an der Liturgie des Weihnachtsfestes sehen: Klassischerweise scheint der Papst in Rom zunächst in der Nacht des 25. Dezember eine Messe in Santa Maria Maggiore gefeiert zu haben, wo der Tradition nach die Krippe Jesu aufbewahrt werden soll. Anschließend feierte er mit der orthodoxen Gemeinde einen Gottesdient und schließlich einen dritten Gottesdient, mittlerweile morgens in St. Peter. Diese Tradition von drei Messen in der Heiligen Nacht hat sich so aus den ganz spezifischen Gegebenheiten der Stadt Rom heraus entwickelt, später aber über die ganze Welt verbreitet – bis heute sieht das Messbuch der katholischen Kirche Texte für drei Weihnachtsmessen vor.
Konfrontation mit der heidnischen Umwelt
Und noch etwas zweites kann man am Fest Kathedra Petri gut sehen: Die frühen Christen sehen sich mit einer heidnischen Umwelt konfrontiert, die eigene, durchaus beliebte Feste feierte. Bis auf den Sonntag und die jährliche Feier von Ostern aber kannten die Christen zunächst keine Feste. Das sollte sich schnell ändern: Immer mehr Feste werden gefeiert, heidnische Bräuche dabei aber bisweilen übernommen. Wie im Falle von Kathedra Petri ist von der eigentlichen Feier kaum etwas übriggeblieben – und trotzdem konnten die Christen ihrer Umwelt so auch ihren eigenen Glauben verständlich machen.
Verständliche Verkündigung
Lange Zeit wurde beispielsweise angenommen, Weihnachten würde deshalb am 25. Dezember gefeiert, weil an diesem Tag in Rom der Tag des Sonnengottes war. Dem wollten die Christen die wahre Sonne, den wahren Gott Jesu Christi entgegensetzen. Mittlerweile hat die Wissenschaft gezeigt, dass es ganz so einfach nicht war und es durchaus auch andere Gründe für die Feier von Weihnachten im Winter gab – die Beliebtheit des Festes dürfte sicherlich aber nicht darunter gelitten haben, dem heidnischen Fest ein christliches entgegenhalten zu können. Dabei geht es natürlich weder im Fall von Weihnachten noch von Kathedra Petri darum, heidnische Inhalte in den christlichen Glauben zu überführen. Vielmehr ging und geht es den Christen auch heute noch darum, Zeugnis von ihrem Glauben an Gott abzulegen – und das möglichst in einer Sprache, die die Menschen um sie herum verstehen.
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