Die Anzahl weiblicher Absolventinnen an Universitäten wächst stetig – dieses Phänomen spricht für eine hohe Qualifikation von Frauen. Dennoch hat sich der ungerechte Lohnunterschied, den man zu Zeiten des Nationalsozialismus eingeführt hatte, bis in die Gegenwart durchgesetzt. Im Schnitt verdienen Männer 22 Prozent mehr Geld als Frauen. Die Gründe für den ungerechten Lohn sind ganz unterschiedlicher Natur: Frauen arbeiten verstärkt in Arbeitsbereichen, die schlechter bezahlt werden, sie arbeiten häufiger in Teilzeit und besetzen sehr viel seltener Führungspositionen. Doch viel entscheidender ist ein ganz anderer Faktor: Frauen verdienen – bei ähnlicher Qualifikation – auch in den gleichen Positionen weniger Geld als Männer.
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf als grundsätzliches Problem
Doch damit nicht genug: Ein wesentliches Problem hindert viele Frauen daran, eine berufliche Karriere zu starten: Familie und Beruf zu vereinen, gestaltet sich selbst heutzutage noch als schwierig. Junge Frauen müssen sich in der heutigen Zeit schon früh entscheiden, ob sie Kinder bekommen oder Karriere machen möchten. Der hohe Mangel an Krippen- und Kindergartenplätzen stellt in dieser Hinsicht ein großes Problem dar. Findet die Frau keinen ganztägigen Kindergartenplatz für ihr Kind, so ist sie gezwungen, ihre Arbeit zumindest vorerst aufzugeben. Zwar ist es inzwischen auch schon möglich, dass der Mann mindestens teilweise die Elternzeit übernimmt, doch die wenigsten Ehepartner nehmen dieses Angebot wahr. Viele Frauen fühlen sich in dieser Hinsicht allein gelassen. Die Politik ist es, die in diesem Fall noch sehr viel stärker an diesem Punkt ansetzen müsste. Die Anzahl der Kita-Plätze wurde zwar im Gegensatz zum Vorjahr schon stark erhöht, dennoch kann bislang nur jedes dritte Kind einen Krippenplatz in Anspruch nehmen.
Hoher Leistungsdruck und kaum Aussichten auf einen gut bezahlten Job
Der Leistungsdruck in der Gesellschaft ist mit der Zeit immens gewachsen. Demnach sollte jede Frau am besten ein Abitur und einen abgeschlossenen Masterabschluss haben. Was früher zutiefst verpönt wurde, ist in der heutigen Zeit Realität geworden. Das klingt erst einmal sehr positiv, doch mit diesem großen Fortschritt zeichnet sich gleichzeitig auch ein großer Nachteil ab: Unternehmen stellen junge Frauen oft nicht gerne ein. Zu groß ist die Angst, dass die Frau Kinder bekommen könnte und sie dadurch möglicherweise später dann auch öfter zu Hause bleibt, wenn die Kinder krank sind. Die Suche nach Arbeitsplätzen gestaltet sich für erwerbstätige Frauen also immer schwieriger. Zu Recht wird oft die Frage nach dem Sinn solch einer hohen Qualifikation gestellt, wenn die Chancen, hinterher übernommen zu werden, für Frauen doch eher schlecht stehen.
„Frauen in Führungspositionen“ – dieses Thema haben sich sämtliche Parteien auf ihre Fahnen geschrieben, um dieses Problem zu „lösen“. Die Idee dahinter ist eine Frauenquote, die vorsieht, dass mindestens 30 Prozent aller Führungskräfte Frauen sein sollen. Dieses Gesetz wurde bereits im vergangenen Dezember durch das Kabinett verabschiedet – über den Sinn lässt sich jedoch streiten. Eine festgelegte Quote – das klingt fast so, als hätte ich als Frau kaum eine andere Wahl. Werde ich also in diese Rolle hineingezwungen? Auch dieser Zwang entspräche nicht ganz unserer freiheitlichen Gesellschaft. Außerdem ist es sicherlich kein schönes Gefühl, als Frau dem gleich oder vielleicht sogar besser qualifizierten Mann vorgezogen zu werden, nur um die Quote zu erfüllen. Noch dazu fühlen sich die meisten Männer mit dieser Quote diskriminiert. Statt einer Zahl sollten also doch eher die Qualifikationen zählen.
Ähnlich verhält es sich auch mit der Idee des Betreuungsgeldes. Für Frauen, die sich frei dazu entscheiden, Mutter und Hausfrau zu sein, stellt das Betreuungsgeld eine gute Maßnahme dar, um für diesen „Fulltime-Job“ Wertschätzung zu erhalten. Dennoch besteht auch mit dieser Maßnahme wieder die Gefahr, Frauen gegen ihren Willen in eine Rolle zu drängen. Die Idee einer „Familienarbeitszeit“ hingegen kommt Erwerbstätigen sehr entgegen, um Familie und Beruf vereinbaren zu können. Die Familienarbeitszeit sieht vor, dass junge Eltern jeweils 32 Stunden in der Woche arbeiten, damit beide Partner neben der Arbeit auch noch genug Zeit für die Kinderbetreuung haben.
Gesellschaftlicher Zwang schränkt Freiheiten massiv ein
Denn eines steht fest: Vereinbarkeit ist auch Männersache! Dass Frauen ihre Erwerbstätigkeit aufgeben, um sich voll und ganz der Kinderbetreuung hinzugeben, ist in der heutigen Zeit nicht mehr selbstverständlich. Männer und Frauen müssen sich gleichermaßen um Familie und Beruf kümmern. Die heutigen Maßnahmen – egal ob Betreuungsgeld oder Frauenquote – tragen da nicht wirklich zur Gleichberechtigung von Mann und Frau bei. Im Gegenteil: Sie zwingen Frauen wieder in eine bestimmte Rolle hinein. Dabei wäre es doch eigentlich wünschenswert, wenn Frauen frei entscheiden könnten, wer sie sein wollen – egal ob Mutter und Hausfrau, nur Erwerbstätige oder Erwerbstätige und Mutter.
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