Am Karfreitag stehen Leiden und Sterben Jesu Christi im Mittelpunkt. Warum aber musste Jesus sterben? War sein Tod nötig? Ein Impuls von Benedikt Bögle.
Jesus Christus stirbt. Am Kreuz endet sein Leben. Am Kreuz endet eine Erfolgsgeschichte: Jesus hatte die Menschen für sich und Gott begeistern können. Am Ende aber konnten seine Gegner triumphieren. Sie haben es geschafft, Jesus verurteilen zu lassen. Der Mann am Kreuz musste unglaubliche Schmerzen erleiden. Schon die an ihm vollzogene Geißelung führte in nicht wenigen Fällen zum Tod, so grausam war sie. Nach dem Marsch auf den Berg Golgota wurde Jesus gekreuzigt. Jetzt ist er tot. Warum?
Warum muss Jesus sterben?
Warum musste er sterben? Nicht selten hört man, dieser Tod sei für die Rettung der Menschheit nötig gewesen. Aber: Warum? Wäre es nicht auch ohne diesen gewaltsamen Tod gegangen? Hätte Jesus nicht auch ohne seinen Tod diese Welt verändert, Botschaft von Gott dem Vater gebracht und die Liebe Gottes gepredigt? Nicht umsonst gab es in den letzten zweitausend Jahren christlicher Theologie daher auch viele verschiedene Denkansätze, um den Tod Jesu am Kreuz erklären zu können.
Ein gerechter Ausgleich?
Im Mittelalter etwa prägte Anselm von Canterbury die Theorie, Jesu Leben und Tod sei eine Art Wiedergutmachung. Eigentlich müsste der Mensch Gott dienen und verehren. Der Mensch aber scheitert immer wieder, er wird seiner eigentlichen Bestimmung nicht gerecht. In Jesus Christus wird der Sohn Gottes Mensch, er nimmt die Schuld des Menschen aus freien Stücken auf sich. Diese Theorie wird heute nicht mehr vertreten. Wieso würde Gott das Opfer seines Sohnes brauchen? Das mittelalterliche Denken stellt sich Gott hier wie einen Gutsherren vor. Zahlen seine Schuldner das geforderte Geld nicht, stellt sich ein Ungleichgewicht ein. Dieses Ungleichgewicht muss um der Gerechtigkeit willen beseitigt werden.
Jesus kann mitfühlen
Heute denken andere Theologen von der Erlösung des Menschen her: Am Ende der Zeiten wird das große Gericht über die Menschheit kommen. Das Ziel, so hoffen Christen: Erlösung. Dabei kann es aber nicht einfach damit getan sein, alle Sünden „einfach“ zu vergeben. Das würde der Weltgeschichte nicht gerecht, in der bei unzähligen Menschen Verwundungen zurückgeblieben sind. Durch den Tod Jesu am Kreuz zeigt Gott: Das Leid der Menschheit ist ihm nicht gleichgültig. Er solidarisiert sich mit den Menschen, die leiden müssen. Im Hebräerbrief heißt es: „Wir haben ja nicht einen Hohepriester, der nicht mitfühlen könnte mit unseren Schwächen“. Jesus kann mitfühlen. Am Kreuz hat er selbst die Verlassenheit, die Einsamkeit, den unerträglichen Schmerz erfahren.
Ein Zeichen der Liebe
Wieder andere setzen an der Botschaft Jesu an: Sie war unbequem. Jesus machte sich damit nicht wenige Feinde und wusste das auch ganz genau. Er wusste, dass seine Predigten Gegner auf den Plan rufen würde. Er wusste, dass ihn das im Ernstfall sein Leben kosten würde – und nahm diesen Ernstfall in Kauf. Jesus unterstreicht seine Botschaft, indem er alles für sie gibt. Auch das ist sicherlich ein Aspekt. Jesus verkündete unermüdlich die Liebe Gottes zu den Menschen. Diese Liebe kommt unüberbietbar zum Ausdruck im Tod Jesu. Gott nimmt das grausamste Leiden auf sich, um der Menschheit die Botschaft der Liebe Gottes zu bringen. Wenn Gottes Sohn für die Menschen stirbt: Was kann uns dann noch von der Liebe Gottes scheiden? Was könnte der Mensch tun, um die Liebe Gottes zu verlieren, die für ihn bis an das Kreuz gegangen ist?
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