Der Traum vom Journalismus: Endlich geht er los. Schon lange träume ich davon, Journalist zu werden. In diesem Wintersemester habe ich mich an der Medien-Hochschule Macromedia eingeschrieben. Die kommenden Jahre werde ich Sportjournalismus studieren. Nun möchte ich euch von meinen ersten Erfahrungen berichten.
Es hat alles damit begonnen, dass ich mich im Bewerbungsgespräch bei Stephan Kaußen, „Liga Live“-Kommentator bei WDR2, vorgestellt habe. Irgendwie war es seltsam, sich bei jemandem zu bewerben, der den Job innehat, den ich später selbst irgendwann ausüben möchte, obwohl ich meinen Weg noch nicht einmal begonnen hatte. Am Ende des Tages habe ich bereits die ersten wichtigen Lektionen gelernt und zusätzlich das “Go” zum Studium erhalten. Nach Monaten des Abwartens war der Studienstart im Oktober erreicht. Das erste Semester sieht eine Mischung aus journalistischen Fächern, die teils theoretisch und teils praktisch ausgelegt sind, und andere relevante Fächer wie BWL oder wissenschaftliches Arbeiten, vor, die mir jedoch nicht so viel Freude bereiten wie die journalistischen.
Live-Moderationen im Tonstudio gibt es daheim nicht
Um während des Studiums mehr Praxiserfahrung zu sammeln, habe ich mich zu Beginn dem Team des Campusradios angeschlossen. Im Radiobereich hatte ich nämlich noch absolut keine Erfahrung. Die Einführungen in die Schnittprogramme waren etwas völlig Neues, jedoch war es eine große Freude, nach zwei Wochen durch die Straßen Kölns zu laufen, um mit Kommilitonen Statements der Bevölkerung zum WM-Skandal 2006 einzufangen. Kurz darauf hat sich die Chance ergeben, zwei Sendungen zu moderieren, die nacheinander live ausgestrahlt wurden. Ich war lange nicht mehr so nervös, als es dann hieß: „In fünf Sekunden seid ihr live drauf.“ Selbst nach der dritten Sendung kann ich sagen, dass die Nervosität bleibt, denn die Chance in einem Tonstudio zu sitzen und live zu moderieren, hatte ich in meiner Heimat Engelskirchen nicht. Die mit öffentlichen Verkehrsmitteln am besten zu erreichenden Radiostationen liegen hier in Köln. Die Radiosendungen machen einen riesigen Spaß und deshalb wusste ich bereits zu Anfang des Studiums, dass ich das Richtige gewählt hatte.
Ich bin nicht der Sportchef der FAZ, aber ich habe trotzdem Fragen
In den journalistischen Fächern wurden Außentermine angeboten, die uns direkt in erste Praxiserfahrungen führten. Die interessanten Angebote des Besuchs einer Pressekonferenz zur Ethik der Berichterstattung über die Germanwings-Katastrophe sowie bei Stern TV, konnte ich leider nicht wahrnehmen. Für die Vertiefungsrichtung Sport ergab sich aber die Möglichkeit, Teil der fünften Sportkonferenz des Deutschlandfunks zu sein. Auf der Gästeliste zu stehen, war ebenfalls ein sonderbares Gefühl, denn schließlich war jeder von uns nur ein einfacher Student, eine einfache Studentin. Wir hatten den Auftrag, einen der Protagonisten nach der Veranstaltung kurz zu interviewen. Einer von ihnen war Alfons Hörmann, Präsident des deutschen olympischen Sportbundes, den ich zwar nicht interviewen musste, jedoch konnte ich ein Statement von ihm für meine wissenschaftliche Arbeit gebrauchen.
Nachdem ich meiner Aufgabe nachgekommen war, ging ich zu Hörmann, der gerade mit dem Chef des Sportteils der FAZ im Gespräch war. Nach kurzem Abwarten, fragte mich Hörmann, was es denn gäbe. Als ich entgegnete, dass es nur zwei kurze Fragen wären, wurde ich darauf hingewiesen, dass meine Anwesenheit störe und es mindestens eine halbe Stunde dauern würde. Zwar bin ich eben nur ein Student, aber dafür machte es mir nichts aus, die knappe Stunde zu warten, die es letztendlich dauerte. Er erzählte mir, dass die Paralympics einen Schaden in puncto medialer Wahrnehmung erleiden, wenn diese gleichzeitig mit den olympischen Spielen stattfinden würden, so wie es der Name „Paralympics“ eigentlich vorsieht. Jedoch muss ich ja nicht die Meinung des DOSB-Präsidenten teilen. Zuvor bin ich mit dem Moderator der Veranstaltung ins Gespräch gekommen, der mich zum Pressegespräch mit Peter Stöger, Trainer des 1. FC Köln, in der folgenden Woche eingeladen hatte. Auf diese Weise lerne ich früh, wie hart das Geschäft Journalismus sein kann, jedoch sind Ziele nie unerreichbar, wenn man mit Hartnäckigkeit an die Sache herangeht.
Interview mit einem Bundesligatrainer: Ein Kindheitstraum
Für die Sportkonferenz hatte ich mich nicht besonders gekleidet, doch als ich erfahren hatte, dass das Pressegespräch im Excelsior, einem fünf Sterne Hotel am Dom, stattfand, habe ich extra mein Hemd vom Abiball am Wochenende gewaschen. Trotz angepasstem Outfit ließ es sich jedoch nicht vermeiden, dass ich meine blaue Sporttasche, die ich für das Studium benutze, mitnehmen musste. Dass das unpassend ist, wusste ich schon vor dem verwirrten Blick des Pagen. Glücklicherweise ergab es sich, dass ich die Tasche an der Garderobe abgeben konnte, ohne großartig aufzufallen. Während ich in der Lobby wartete, lief Reiner Calmund zur Rezeption und hatte nach einem Taxi gefragt. Calmund, eine der Persönlichkeiten im deutschen Fußball, passte in die für mich fremde Umgebung perfekt, doch es fühlte sich immer noch irreal an, was ich hier erlebt habe. Später wurde ich von einem der Gäste herangerufen, als ich in den Veranstaltungsraum gehen wollte, da er mich fälschlicherweise mit dem Kellner verwechselte. Das verstärkte nur noch mein Gefühl, hier irgendwie nicht reinzupassen.
Im Raum angekommen, konnte es kaum noch besser werden, nachdem ich unwissentlich meine letzten fünf Euro für ein kleines Mineralwasser ausgegeben hatte. Doch dann kam Peter Stöger. Aufgrund des Derbysieges über Leverkusen war die Stimmung prächtig und Stöger vermittelte eine ganz andere Perspektive des Fußballs, als die, welche man tagtäglich in den Medien sieht. Nach der eigentlichen Veranstaltung ergab sich erneut die Chance, dem Protagonisten Fragen für eine meiner Projektarbeiten zu stellen und so habe ich sie ergriffen. Sicher fühlte es sich komisch an, doch in Wirklichkeit habe ich mir einen Kindheitstraum erfüllt – Ein Interview mit einem Bundesligatrainer.
Nach rund zwei Monaten kann ich sagen, dass das Studium noch besser ist, als ich es mir eigentlich erwartet habe, denn so viele Praxiserfahrungen gleich zu Beginn hätte ich nicht erwartet. Sicher ist es nicht so wie an einer staatlichen Universität und 5.000 Euro pro Semester sind leider eine sehr hohe Studiengebühr, aber dieses Studium führt mich letztlich dahin, wo ich immer hin wollte. Auf dem langen Weg gab und gibt es schwierige Hürden, jedoch kann ich mir durch ausreichend Ehrgeiz und Eigeninitiative meine Träume erfüllen.
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