Maria Magdalena begegnet dem auferstandenen Christus. Am Anfang erkennt sie ihn nicht – und dann verbietet ihr Jesus, sie festzuhalten. Das zeigt: Jede Begegnung mit Jesus steht in einem Spannungsverhältnis. Von Benedikt Bögle.
Maria Magdalena ist verzweifelt: Der Leichnam Jesu befindet sich nicht mehr im Grab und Maria denkt, Fremde hätten den Leichnam gestohlen (Johannesevangelium 20,11-18). Da begegnet sie Jesus. Maria hält ihn für einen Gärtner und hofft nun, er könnte ihr sagen, wohin Jesus gebracht wurde. Erst als Jesus Maria beim Namen nennt, erkennt sie, wer da vor ihr steht: Der Herr selbst. Jesus aber sagt: „Halte mich nicht fest“. Warum darf Maria ihn nicht festhalten, sich wenigstens vergewissern, dass er es selbst ist?
Im Nachhinein verstehen
Diese Begegnung sagt viel darüber aus, wie man Jesus begegnen kann. Zunächst merkt Maria gar nicht, dass sie Jesus gegenüber steht. Sie kann erst im Nachhinein verstehen, dass sie dem Herrn begegnet ist. Das gilt für viele Menschen, die Jesus, die Gott begegnen: Erst im Nachhinein können sie eine bestimmte Begebenheit ihres Lebens mit Gott in Verbindung bringen. Sie merken erst später: Hier war Gott am Werk. Maria öffnen sich die Augen schon nach wenigen Sekunden; anderen Menschen erst nach einigen Jahren.
Beim Namen gerufen
Als Jesus Maria beim Namen nennt, erkennt sie, dass es Jesus ist. Maria ist eine Gerufene – man könnte auch sagen: Eine Berufene. Gott ruft die Menschen bei ihrem Namen. Beim Glauben geht es um Beziehung. Maria von Magdala steht keiner namenlosen Macht gegenüber. Sie trifft einen Gott, der sie beim Namen ruft und mit ihr in Beziehung treten will. Maria erkennt Jesus gerade an seiner Stimme; sie hört den Ruf und merkt, dass sie – und gerade sie – gemeint ist.
Gott suchen
Erstaunlich ist da, dass Jesus Maria verbietet, ihn zu berühren. Aber auch das kann etwas über die Beziehung zu Gott sagen. Sie steht in einer Spannung. Menschen sind auf der Suche nach Gott. Sie müssen aber auch verstehen: Gott lässt sich nicht einfach so begreifen. Gott geht zwar dem Menschen entgegen; sein Wesen entzieht sich aber auch dem menschlichen Verstehen. Was Jesus der Maria sagt, ist auch eine Botschaft für die Zukunft: Sie hat jetzt nicht einfach Gott gefunden. Sie kann sich nicht damit zufrieden geben, vermeintlich zu wissen, wie Gott ist.
Die Suche geht weiter
Die Fastenzeit hatte den Sinn, Gott neu zu suchen. Diese Suche ist nicht einfach so vorbei. Im Matthäusevangelium gibt Jesus seinen Jüngern den Auftrag, mit ihm nach Galiläa voranzugehen. Obwohl die Jünger drei Jahre mit Jesus unterwegs waren, ist die Suche nicht einfach vorbei. Sie müssen nochmal an den Beginn gehen – zurück nach Galiläa, wo alles begonnen hatte. Die Suche geht weiter . Christen können immer wieder neu ihrem Gott begegnen. In verschiedenen Lebenssituationen können sich plötzlich neue Eigenschaften Gottes zeigen – in der Begegnung mit anderen Menschen, beim Lesen der Heiligen Schrift, in schwierigen oder schönen Lebenssituationen.
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