Sizilien, Venedig, Rom, Toskana, Südtirol oder natürlich der Gardasee… vor Corona typische Urlaubsziele der Deutschen in Italien. Nach der Pandemie: Für viele undenkbar. Doch wie ist die Lage wirklich vor Ort?
Die Pandemie in Italien
Die Bilder der vielen Särge in Italien werden wohl für immer in unseren Köpfen bleiben. Kaum ein europäisches Land wurde so stark von der Ausbreitung des Covid-19 Virus getroffen wie Italien. Der erste Ausbruch begann in Mailand und breitete sich innerhalb des Landes in drastischer Geschwindigkeit aus. Dies führte zu einer enormen Überlastung des Gesundheitswesens und viele Menschen verloren bei diesem Kampf ihr Leben.
Auswirkung auf die Wirtschaft
Auch die ökonomischen Folgen waren für Italien extrem. Nach dem circa viermonatigen Stillstand fehlen die Einnahmen im ganzen Land. Alle Bereiche wie Geschäfte, Dienstleister, Industrie und vor allem der Tourismus waren zu einer kompletten Stagnation gezwungen. Experten erwarten deshalb eine Senkung der Wirtschaftsleistung um 9 Prozent im Vergleich zu 2019. Doch auch nach der Abflachung der dramatischen Lage und der Wiederöffnung des Landes ist nicht absehbar, diesen Rückstand aufzuholen. Strenge Hygienemaßnahmen zwingen alle Anbieter zu weiterer Geduld und Rücksicht.
Hygienemaßnahmen im Vergleich
In Deutschland ist es mittlerweile Alltag geworden, an öffentlichen Orten und Verkehrsmitteln einen Mundschutz zu tragen und Abstand zu halten, sowie sich an Spendern die Hände zu desinfizieren.
Verstöße hiergegen werden mit Strafen geahndet, weswegen sich die Bevölkerung vorbildlich daran hält.
In Österreich ist die Situation hingegen etwas anders. Durch die früh getroffenen Maßnahmen ist das Land uns Deutschen mit den Fallzahlen voraus. Aus diesem Grund sind hier die Regeln bereits gelockerter. Mund-Nasen-Bedeckungen müssen in Österreich beispielsweise beim Einkaufen, in Restaurants oder in Museen nicht mehr getragen werden.
Italien hält sich bei den Lockerungen noch etwas bedeckter und hat ähnliche Regeln wie meine Heimat Bayern. Das Mundschutztragen, Abstandhalten und Desinfizieren ist dort genauso geboten wie Zuhause.
Meine Erfahrungen als Tourist in Italien
Aufgrund einer Empfehlung von Bekannten entschieden wir uns für einen Kurztrip ins Trentino. Uns wurde erzählt, dass es in Italien momentan äußerst ruhig und dadurch wunderschön ist. Außerdem sollten wir durch die getroffenen Hygienemaßnahmen keine Angst vor einer Ansteckung haben. Zuerst etwas skeptisch lockte uns doch die verführerische Ruhe.
So ging es also am Freitagnachmittag los an einen kleinen See in der Nähe Trients. Je mehr wir uns dem Ziel näherten, desto leerer wurden die Straßen. Ohne Stau oder Verzögerungen kamen wir nach nur vier Stunden am Hotel an. Und unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht.
Am Eingang begrüßte uns bereits ein Desinfektionsspender und eine Information über die Maskenpflicht. An der Rezeption wurden wir, getrennt durch eine Glasscheibe, über die Regelungen informiert. Der Saunabereich, sowie die Frühstückszeit, mussten am Vortag reserviert werden, um nie zu viele Leute gleichzeitig vor Ort zu haben. Im Frühstückssaal waren die Tische mit mehr Abstand aufgebaut. Alle verpackten Dinge konnten am Buffet selbst geholt werden, Wurst/Käse und Ei konnten an einer extra Theke bestellt werden und Brötchen, sowie Croissants und Kuchen wurde von den Kellnern regelmäßig an den Tisch gebracht. Auch am Strand waren die Liegen in genau begrenzten Bereichen aufgestellt, diese mussten außerdem auch vorher reserviert werden.
Ausgestorbenes Venedig
Nachdem wir mit den italienischen Hygienemaßnahmen vor Ort sehr zufrieden waren, entschieden wir uns, die äußerst ruhige Zeit zu nutzen und einen Tagesausflug nach Venedig zu unternehmen. Auch hier floss der Verkehr sehr gut und schon nach zwei Stunden erreichten wir den Fährenparkplatz in Venedig.
Da ich zuvor bereits schon zwei Mal in Venedig war, wusste ich, wie der Markusplatz und die umliegenden Straßen normalerweise von Menschen wimmelten. Nicht schlecht staunten wir dann, als wir trotz der sonnigen 30°C an einem Samstagmittag, auf einem quasi leeren Platz standen. Wo man sich normalerweise durch Menschenmassen hindurch schlängeln musste, konnten wir hier in aller
Ganz in Ruhe Fotos von allen Gebäuden fast ohne Leute machen. So lernten wir ein Venedig ohne den typischen Touristenboom kennen. Die Verkäufer in den leeren Geschäften freuten sich über unseren Besuch und berieten uns ausführlich, die Kellner gaben uns direkt einen Tisch und wir bekamen schnell unser Essen. Diese entspannte Situation in der Hochsaison kann man wohl nur jetzt an diesem Touristenhotspot erleben.
Mein Fazit
Zusammenfassend hatten wir, entgegen manch kritischer und unverständnisvoller Einwände von Außenstehenden, einen tollen, entspannten Urlaub, bei dem wir uns auch keine Sorgen wegen des Coronavirus machen mussten. Natürlich ist die Ansteckungsgefahr in der Nähe von anderen Leuten immer höher, als wenn man nur in seinem Haus bleibt. Wichtig ist aber vor allem, sich bewusst zu machen, dass die reine Gefahr in Italien nicht größer ist, als Zuhause. Beim Busfahren in der Heimat besteht genauso die Möglichkeit sich anzustecken, wie in Italien oder aber auch in Österreich, Frankreich oder den Niederlanden. Im Gegenteil zu manch anderer unserer Nachbarländer gibt es in Italien sogar vergleichsweise strengere Maßnahmen zum Schutz vor einer Ansteckung, weswegen für mich die „Corona-Vergangenheit“ Italiens kein Hinderungsgrund für einen Urlaub ist.
Ganz im Gegenteil ermöglichte die ruhige Lage einen äußerst entspannten Aufenthalt. Vor allem aber war es wunderschön, wie uns die Menschen vor Ort, die Mitarbeiter an der Rezeption und im Room-Service, die Verkäufer und ganz besonders die Kellner, ihre Freude über unseren Besuch gezeigt haben. In jeder Geste und jedem Wort spürte man, wie glücklich Sie waren, endlich wieder arbeiten zu dürfen und wieder Gäste zu haben. Dies ermöglichte uns ein solch geborgenes Gefühl, was den Urlaub zu etwas ganz Besonderem machte.
Meine Tipps für einen Urlaub in Italien
- Checkt vorher die aktuellen Infektionszahlen an eurem Zielort. Während unseres Besuchs war die Lage sehr gut. Dies kann sich sicher aber auch schnell ändern!
- Informiert Euch vorher, welche Maßnahmen/Einschränkungen es in Eurer Unterkunft gibt, dann passieren auch keine bösen Überraschungen.
- Macht Euch bewusst, welchem Risiko ihr Zuhause ausgesetzt seid (zum Beispiel durch die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln, häufigen Kundenkontakt, Nicht-Einhalten-Können von Sicherheitsabständen,…) und entscheidet dann, ob bei einem Urlaub in Italien das Risiko größer als Zuhause wäre. Entscheidet Euch dann selbst, ohne Euch von Anderen in irgendeine Richtung beeinflussen zu lassen.
- Steht zu Eurer Entscheidung, so könnt Ihr diese vor Kritikern vertreten und könnt den Urlaub auch ohne schlechte Hintergedanken genießen
Info: Dieser Text besteht aus Ergebnissen, die ich durch meinen Aufenthalt Ende Juni 2020 im Trentino sammeln konnte. Sie spiegeln nur meine Eindrücke in der dortigen Region wieder, nicht die möglicherweise unterschiedlich umgesetzten Maßnahmen an anderen Orten Italiens. Hast du andere Eindrücke bei einem aktuellen Aufenthalt gewonnen? Dann schreib es gerne in die Kommentare und hilf so anderen Lesern bei ihrer Entscheidung für oder gegen eine Reise nach Italien!
Outdoorsuechtig
Danke für diesen Artikel! Ich bin vor kurzem in Italien gewesen und kann Deine Erfahrungen absolut bestätigen.
Herzliche Grüße aus Limburg an der Lahn,
Jörg vom Wanderblog “Outdoorsuechtig.de”
Elena
Hallo Lisa,
ich bestätige deine Eindrücke. Noch diese Woche fahre ich zum 3. x seit Corona nach Italien und ich fühle mich weniger gefährdet als in manchen Städten in Österreich oder Bayern. Allerdings vermeide ich am Wochenende Fußgängerzonen und andere Menschenansammlungen (was ich aber auch daheim so halte).
Liebe Grüße
Elena von verliebt-in-italien.at