Valeria mag andere Menschen. Aber nach so manchem Smalltalk braucht sie auch wieder etwas Zeit, um ihre Batterien aufzuladen. So geht es vielen. Auf Deutschlandfunk Nova hat unsere Autorin Valeria Gadde Einblicke in ihre Gefühlswelt gegeben. Hört Euch den Beitrag mit ihr an.
Auf den Hörsaal verzichten und im Home Office arbeiten. Klar, das hat sie genossen. Besonders Menschen, die sich als “introvertiert” beschrieben, können die soziale Isolation durch Corona oft besser ertragen als andere. Sie fühlen sich vielleicht sogar noch wohler, sagt die klinische Psychiaterin und Podcasterin Hatice Budak.
Diejenigen von uns, die introvertiert sind und das Glück haben, wegen der Pandemie zu Hause arbeiten zu können, sind sozialen Situationen gerade weniger ausgesetzt. Wie kriegen wir es in diesen Zeiten aber auch hin, unsere sozialen Fähigkeiten nicht zu verlernen?
Die Pandemie ist noch nicht vorbei, doch die Lockerungen stehen schon vor der Tür. Und das bedeutet: Plötzlich sind da wieder mehr Leute da, mehr soziale Kontakte.
Vielleicht kennt ihr das Gefühl und arbeitet dann wieder im Büro statt im Homeoffice. Für manche introvertierte Menschen und auch andere, die den Rückzug ins Private eher genossen haben, ergeben sich so neue Herausforderungen: Wie sollen sie mit dem sozialen Stress umgehen? Und wie können sie ihre Social Skills wieder trainieren?
Valeria konzentriert sich auf die “wichtigsten Kontakte”
Valeria Gadde findet das Homeoffice toll. Sie arbeitet neben ihrem Studium im Social-Media-Bereich für ein Unternehmen. Wirklich viel Zeit für weitere soziale Kontakte bleibt ihr neben Job und Uni gar nicht, sagt sie. “Wenn ich ehrlich bin, habe ich inzwischen ganz wenige soziale Kontakt. Nur noch die wichtigsten.”
Auf der einen Seite sei das erholsam für die Seele gewesen. Keine Verpflichtungen mehr bei Großveranstaltungen, keine Energie, die dabei verpufft und die wieder aufgeladen werden muss. Sie sei nie jemand gewesen, die jeden Tag etwas mit Freunden unternehmen wollte.
Energie geht verloren
Was Valeria an Vorlesungen und dem Büro nicht mag: Dort ist es laut und sie muss viel mit anderen Menschen agieren. Sie mag andere Menschen zwar, empfindet Smalltalk aber als schwierig und kräftezehrend. Grundsätzlich ist der Alltag für Introvertierte schwieriger als für Extrovertierte, findet sie.
Deshalb wünscht sie sich in einer Post-Pandemie-Welt mehr Verständnis und zum Beispiel bessere Möglichkeiten, die Arbeitssituation individuell zu gestalten. Wenn das bei einem Arbeitgeber nicht geht, würde sie auch kündigen. Durch die Pandemie hat sie für sich gemerkt, dass sie manches nicht mehr so hinnehmen will wie vorher.
Sie sieht aber auch, dass es Nachteile gibt: Wer oft im Home Office ist, wird aus ihrer Sicht auch oft nicht so richtig als vollwertiges Teammitglied angesehen und vergessen.
Pandemie: Introvertierte im Vorteil
Introvertierte Menschen sehen sich in ihrem Alltag besonderen Herausforderungen ausgesetzt, sagt die klinische Psychologin und angehende Psychotherapeutin Hatice Budak. In ihrem Podcast “Wie ich werde, wer ich bin” nimmt sie die persönliche Selbstreflektion in den Fokus. Introvertierte Menschen hätten aber auch Vorteile:
So könnten sie die Pandemie mit ihren Restriktionen im Hinblick auf die soziale Isolation oft besser ertragen. Vielleicht hätten sie sich deshalb insgesamt sogar wohler gefühlt. Wenn man dann nach oder gegen Ende der Pandemie nicht zurück ins Büro will, könne das auch eine Vermeidungshaltung sein.
Unsere Social Skills würden wir nicht so schnell verlernen, sagt Hatice Budak. Vielleicht seien sie aber etwas eingeschlafen. Wichtig sei es, sich grundlegende Fragen zu stellen: Mache ich etwas, weil ich das will oder weil ich glaube, dass es von mir erwartet wird?
Du willst Dir diesen Podcast anhören. Wir haben ihn Dir hier verlinkt. Den ganzen Artikel findest Du auf der Webseite von Deutschlandfunk Nova.
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