„1973 – Das höchste Gericht der USA muss sich bei dem Fall “Roe gegen Wade” mit der Frage befassen, ob Schwangere abtreiben dürfen oder nicht. Das Gerichtsverfahren bewegt das gesamte Land und in diesem äußerst spannenden Spielfilm wird nun akkurat gezeigt, wie das Urteil entstand, was im Gerichtsaal gesagt wurde, was politisch hinter den Kulissen stattfand, und was die Menschen zu ihren Argumenten und Einstellungen bewegt hat.“ – Gerth Medien
Wer sich angesichts der jüngsten Ereignisse in den USA wie ich auch schon gefragt hat, was es eigentlich mit der Begrifflichkeit „Roe vs. Wade“ auf sich hat, für den könnte dieser Film „Ihr Wille geschehe“ (Originaltitel „Roe vs. Wade“) aus dem Jahre 2021 interessant sein. Er befasst sich mit den Hintergründen, wie es zu dem damaligen Gerichtsurteil des Obersten Gerichtshofs in den USA kam, das seit dem Jahre 1973 die Abtreibung legalisierte.
Handlung und Hintergründe
Hauptperson ist der damals sehr bekannte Gynäkologe und Chefarzt einer der größten Abtreibungskliniken der USA Dr. Bernard Nathanson, der bereits über 75.000 Abtreibungen durchgeführt hatte, als diese noch umstritten waren. Der Film beginnt mit einer sehr persönlichen Geschichte aus seiner Vergangenheit: seine damalige Freundin hatte eine traumatische Erfahrung mit dem Abbruch einer ungewollten Schwangerschaft gemacht. Schon auf dem Cover sieht man ihn, wie er sie aus dem Taxi nach Hause trägt. Im Film wird seine Hilflosigkeit angesichts der Situation deutlich: Der junge Arzt nimmt sich fortan vor, dafür zu sorgen, dass keine Frau die Folgen einer Abtreibung mehr so erleben muss und entwickelt sich zum Experten auf diesem Fachgebiet.
Als es dann um die Legalisierung der “Abtreibung auf Verlangen” durch ein Gerichtsurteil gehen soll, wird eine Schwangere unter dem Psudonym “Jane Roe” beauftragt, das Gesetz anzufechten und so der Bewegung einen Namen zu geben. Henry Wade, Anwalt, vertritt als Gegenüber im Prozess die Gegenseite.
Laut Nathanson folgten er und seine Lobby einem 8-Punkte-Plan zur Durchsetzung des Gesetzes, der u.a. folgende Strategien umsetzte (Terry Beatley beschreibt diese in ihrem Buch “What if we’ve been wrong”), darunter: Das Leugnen, dass es um ein Baby geht. Nicht um den Körper der Frau als solches. Der bewusste Einsatz eingängiger und emotionaler Slogans, um den Fokus auf die Frau zu lenken: “my body, my choice”. Die Macht der Medien in Kombination mit der gefragten Expertise des hochangesehenen Dr. Nathanson, sowie die wiederholte Übertreibung von Zahlen und Statistiken gegenüber den Medien (bezüglich der Anzahl illegal durchgeführter Abtreibungen mit Todesfolge, wie viele Amerikaner eine Abtreibung auf Verlangen fordern, …). Auch die katholischen Wähler sollen gewonnen werden, indem man immer wieder betont, dass man persönlich gegen Abtreibung sein könne, aber dennoch jede Frau das Recht auf eine Entscheidung haben sollte. Außerdem werden öffentlich Priester, Bischöfe und der Papst dafür verantwortlich gemacht, wenn eine Frau an den Folgen einer illegalen Abtreibung stirbt.
Eine Szene, in der ein Richter gefragt wird: “Heißt das, wenn ich in die andere Richtung stimme, stimme ich gegen Frauen?”, deutet hin auf das Dilemma, das hinter einem dieser Punkte steckt und die Debatte auch heute besonders emotional werden lässt: nämlich, dass niemand grundsätzlich gegen die Rechte von Frauen stimmen möchte – damals wie heute nicht.
Nathanson ändert im Laufe des Films seine Einstellung zur Thematik ändert und kommt zu der Erkenntnis, dass auch das ungeborene Leben wertvoll ist, das besser geschützt werden sollte. Ausschlaggebend war hierfür der erstmalige Einsatz eines Ultraschallgerätes bei einer Abtreibung und dessen Anblick, der ihn schockierte.
Jane Roe, (bürgerl. Name Norma McCorvey), die mit 22 Jahren alleinstehend zum dritten Mal schwanger war, hatte ihr Baby übrigens bereits zur Welt gebracht, als ihr Fall bis vor den Obersten Gerichtshof kam und zu ihren Gunsten entschieden wurde.
Fazit
Der Film möchte aufklären, wie die Hintergründe zu dem Urteilsspruch waren, ohne Hetze zu betreiben oder falsche Tatsachen vorzutäuschen. Ich fand ihn persönlich sehr spannend und aufwühlend, besonders, da es sich nicht um eine fiktive Geschichte handelt. Ich finde aber, dass er diesem Anspruch nicht zur Gänze gerecht wird, da ich mir vorstellen kann, dass er besonders für jemanden, der der Abtreibungsthematik nicht kritisch gegenüber steht, viel zu überspitzt vorkommen könnte (“Das bekannteste Gerichtsurteil der US-Geschichte war eine Verschwörung”) und deshalb für weniger glaubwürdig gehalten werden könnte. Da der Film den Anspruch erhebt, die wahre Geschichte dieses Gerichtsurteils zu erzählen, wird dieser auch hart angegriffen, was sich in manchen Rezensionen zeigt. Ich finde allerdings: Wer sich ernsthaft mit der Thematik auseinandersetzen möchte, sollte auch diese Stimmen bedenken.
Wer mehr über die Person des Dr. Bernard Nathanson recherchiert, findet heraus, dass er sich bis zu seinem Tod im Februar 2011 sehr für den Schutz des ungeborenen Lebens einsetzte. Seine Überzeugungen fasste er in seinem 1979 erschienen Buch “der stumme Schrei” (Originaltitel “Aborting America”) zusammen, der 1984 verfilmt wurde und aufklären sollte.
Als Mitbegründer der “National Association for the Repeal of Abortion Laws” (NARAL – Pro Choice America), eine politische Vereinigung, die sich für die Legalisierung der Abtreibung einsetzte, wusste Dr. Nathanson wohl sehr genau, worum es ging und war zum damaligen Zeitpunkt überzeugter Abtreibungsbefürworter. Später sagte er in einem Statement dazu: “To achieve that we adopted the strategy to deny what we knew to be true: that abortion kills an existing human being. We denied that fact in an effort to mislead the American public and the courts of this land. This was the greatest mistake in my life. […]” (Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=KqqBTssw5hU)
Außerdem hat mir der Film geholfen, zu verstehen, was hinter den Synonymen “Roe” und “Wade” steckt und mich ins Nachdenken gebracht, welche Macht die Medien, insbesondere die Presse hat. Aussagen über gefälschte Beiträge, Fakten, Zahlen und Interviews zeigen doch, welche Verantwortung man hat, da selten nachgeprüft und hinterfragt wird, was in der Zeitung steht.
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