Workshop verpasst? Kein Problem! Hier erzählt Dir Lina, worauf es ankommt, wenn Du Dein “f1rst life” verbessern willst. Deine Gedanken spielen dabei eine entscheidende Rolle!
Bestimmen Gedanken unsere Erlebnisse?
Stell dir vor, Lisa hat ein Vorstellungsgespräch. Vor diesem Gespräch denkt sie an das letzte Bewerbungsgespräch, nach dem sie eine Absage erhalten hat. Sie macht sich Sorgen, dass dies wieder passieren wird. Vor dem Gespräch ist Lisa dementsprechend sehr aufgeregt. Was denkst du, wie wahrscheinlich ist es, dass Lisa die Stelle bekommen wird?
Innerhalb des Workshops hat eine Hälfte der Teilnehmer ein Szenario wie dieses gelesen. Die andere Hälfte hat eine leicht veränderte Version gelesen, in der Lisa trotz vergangener negativer Erfahrungen positiv eingestellt in das Vorstellungsgespräch geht. Lisas Qualifikationen wurden dabei in beiden Szenarien als auf die Position passend beschrieben. Die Teilnehmer, die ein Szenario wie das hier beschriebene gelehen hatten, gaben bei der Wahrscheinlichkeit, dass Lisa den Job bekomm, Prozentzahlen zwischen 40 und 60% an. Diejenigen, die das andere Szenario gelesen hatten, schätzen die Wahrscheinlichkeit für eine Jobzusage deutlich höher, auf 80-90%, ein. Und das nur aufgrund der Beschreibung anderer Gedanken von Lisa.
Würde Lisa in Szenario 1 denn wirklich den Job eher nicht bekommen? Aufgrund vergangener Erlebnisse geht Lisa mit negativen Gefühlen in das Gespräch. Die Aufregung könnte dafür sorgen, dass sie in dem Gespräch unsicher wirkt oder nicht so viel von sich erzählen kann. Und möglicherweise passiert dann genau das, was Lisa erwartet – sie bekommt die Stelle nicht. Diese Erfahrung würde ihre negativen Gedanken und Selbstzweifel weiter verstärken. Wir befinden uns hier also in einer Art Negativspirale, in der unsere Gedanken unsere Gefühle und Verhaltensweisen beeinflussen und darüber dann auch wieder unsere Erlebnisse. Die neuen Erlebnisse verstärken dann wiederum unsere Gedanken. So bestimmen wir unsere Erlebnisse indirekt mit. Können wir unsere Gedanken dann nicht auch nutzen, um mehr Positives zu erleben? Aber dazu später mehr.
Warum denken wir überhaupt negativ?
In dem Zuge kommt die Frage auf, warum wir Menschen überhaupt negativ denken. Was glaubst du, was zieht uns mehr an – Negatives oder Positives?
Vielleicht ist dir das schon einmal aufgefallen: Wir schauen länger hin, wenn wir etwas Negatives sehen und es berührt uns emotional meistens mehr. Negative Erlebnisse bleiben oft präsenter und negative Gedanken nehmen eher überhand als positive. Aber woran liegt das? Sind wir alle Pessimisten?
Tatsächlich ist daran unser Gehirn „schuld“. Denn das Gehirn ist darauf ausgelegt, Negatives wahrzunehmen und zu verarbeiten. Dies hat auch einen guten Sinn. Denn die Verarbeitung negativer Erlebnisse war ursprünglich dazu gedacht, uns auf zukünftige Gefahren vorzubereiten. Wurde zum Beispiel eine giftige Frucht gegessen, hat das Gehirn sich das Aussehen dieser Frucht ganz genau eingeprägt, damit dies nicht wieder passiert. Heutzutage steht natürlich selten eine direkte Lebensbedrohung in Verbindung mit einem negativen Erlebnis. Und trotzdem gibt es in unserem Gehirn weiter diese Art Schutzmechanismus.
Was kann ich gegen negative Gedanken tun?
Was aber können wir nun dagegen tun? Hast du schon einmal bemerkt, dass du negative Dinge besonders intensiv wahrnimmst, wenn es dir so oder so schon nicht gut geht? Wenn du bereits einen schlechten Tag hattest, dann kann schon eine Kleinigkeit deine Laune noch weiter runterziehen. Wenn du dahingegen gerade gute Laune hast, fällt es dir möglicherweise leichter, über kleine negative Dinge hinwegzusehen. Es ist also durchaus möglich, sich auf das Positive zu fokussieren und sich nicht ständig an negativen Dingen festzubeißen. Denn da ist nahezu immer von beidem etwas.
Wir können unser Gehirn außerdem darauf trainieren, Positives tiefer zu verarbeiten und leichter abrufbar zu machen. So kann es zum Beispiel helfen, kleine positive Erlebnisse im Alltag ganz bewusst – achtsam – wahrzunehmen und wertzuschätzen. Denn auch ein guter Kaffee oder ein nettes Gespräch mit einer Freundin können wertvolle Erlebnisse sein. Wenn wir suchen, finden wir immer etwas – positiv wie negativ. Warum sollten wir dann nicht mal versuchen, mehr das Positive zu finden?
Hilfreich ist dafür zum Beispiel:
- positive Momente ganz bewusst mit allen Sinnen wahrzunehmen. Dahinter steckt das Thema Achtsamkeit.
- das Verschriftlichen positiver Erlebnisse, z.B. in einem Dankbarkeitstagebuch. So lernen wir, langfristig kleine Dinge wertzuschätzen. Das kann uns täglich mehr Freude am Leben haben lassen.
- über positive Dinge sprechen, anderen davon erzählen oder Bilder aufzuhängen – denn das hält die Erinnerungen aufrecht.
Gibt es eigentlich die eine Wahrheit?
Jeder von uns hat in seinem Leben eine Reihe positiver und negativer Erlebnisse. Aber erleben wir eigentlich immer ein und dieselbe Situation genau gleich? Oder ist es dir vielleicht schon einmal passiert, dass du eine Situation anders erlebt hast als eine andere Person? Dass du ein Erlebnis negativ interpretiert hast, eine Freundin, die dabei war, das aber nicht so gesehen hat?
Tatsächlich passiert so etwas häufiger. Denn bereits in einer Situation bewerten wie diese aufgrund unserer Persönlichkeit und Erfahrungen möglicherweise anders als eine andere Person. Und auch im Nachhinein kann sich die Erinnerung an diese Situation noch verändern, je nachdem was wir erleben. Für uns selber, ist die Interpretation der Situation erst einmal wahr. Schwierig wird es dann, wenn wir bemerken, dass eine andere Person anders über die Situation denkt. Wie kann das sein?
Was haben meine Erfahrungen mit meinen Gedanken zu tun?
Wie schon zu Beginn gesehen, stehen hinter unserer Bewertung einer Situation häufig vergangene Erfahrungen. Zwischen einem Ereignis und einer Konsequenz (wie es uns geht) steht immer die Bewertung des Ereignisses. Wir geben dem Ereignis eine Bedeutung, basierend auf vergangenen Erfahrungen. Wurdest du in deiner Kindheit ausgegrenzt, so interpretierst du vielleicht auch heute das Verhalten anderer schneller in die Richtung, dass sie dich nicht mögen. Standest du als Kind dahingegen immer im Mittelpunkt und wurdest von anderen bewundert, wärst du vielleicht heute diejenige, die einfach alle einlädt. Du denkst gar nicht darüber nach, ob die anderen dich wirklich mögen oder nicht.
Aufgrund früherer Erfahrungen und entstandener Überzeugungen nehmen wir genau das wahr, was in unser System passt. Wir verhalten uns dementsprechend und machen auch wieder dazu passende Erfahrungen. Dies wird in der Psychologie auch als Selbsterfüllende Prophezeiung bezeichnet. Was wir erwarten, passiert und wir sagen uns „Ich hab’s doch gewusst!“ Das kann aber auch einschränken. Wir tragen dazu bei, zu verhindern, neue und vielleicht auch positivere Erfahrungen zu sammeln.
Woran merke ich, dass mir meine Gedanken nicht gut tun?
Um herauszufinden, wo dir deine Gedanken vielleicht nicht gut tun, könntest du dir folgende Fragen stellen:
- Gibt es Beweise dafür, dass dieses Denken das einzig richtige ist?
- Ist dieses Denken hilfreich dabei, mich selbst zu schützen?
- Erreiche ich mit diesem Denken meine Ziele?
- Fühle ich mich mit diesem Denken so wie ich mich fühlen möchte?
Vielleicht bemerkst du, dass du mit deinen Gedanken und daraus resultierenden Gefühlen und Verhaltensweisen gar nicht das erreichst, was du dir eigentlich wünschst. Dann ist ein guter Zeitpunkt gekommen, deine Gedanken zu überdenken und eventuell an manchen Stellen zu verändern – zu deinem eigenen Vorteil
Wie schaffe ich es, automatisierte Gedanken zu verändern?
Unsere Gedanken laufen zu einem großen Teil automatisiert ab und sind daher auch nicht so einfach veränderbar. Aber wir können es dennoch schaffen – wenn wir üben. Denn unser Gehirn bleibt bis ins hohe Alter leistungsfähig. Alte, gewohnte Gedanken können wir am besten loswerden, indem wir sie mit neuen, besseren überlagern. Dazu brauchen wir ein klares Ziel, wann, warum und vor allem wie genau wir anders denken möchten. Daran müssen wir uns zu Beginn immer wieder ganz bewusst erinnern. Es fühlt sich also an, als würden wir uns dazu „zwingen“ anders zu denken, denn eigentlich kommen die alten Gedanken ja ganz automatisch wieder. Außerdem sind auch die alten Gefühle noch da.
Wenn wir aber dran bleiben und wiederholt andere Gedanken fokussieren, können wir dadurch neue, positive Erfahrungen sammeln. Das kann zum Beispiel sein, dass wir uns wohler fühlen, uns weniger ärgern oder ausgeglichener sind. An diesem Punkt kommt es zu einer „emotionalen Einsicht“. Und ab dann ist die größte Hürde geschafft. Dann heißt es weiter üben und die veränderten Gedanken mit mehr positiven Erlebnissen zu verbinden. Wenn wir merken, dass uns die neuen Gedanken gut tun, können wir es schaffen, aus diesen Gedanken eine neue Denkweise zu etablieren. Diese neue Denkweise kann mit der Zeit so automatisiert werden, dass sie zu einem stabilen Persönlichkeitsmerkmal von uns wird und keine Anstrengung mehr erfordert. Auch aus einem Pessimisten kann also noch ein Optimist werden – wenn er es will!
Wie viel Macht haben unsere Gedanken wirklich?
Kann ich denn nun mit meinen Gedanken mein Leben verändern? – Bis zu einem gewissen Grad, ja. Natürlich können wir keine Geschehnisse ungeschehen machen oder jegliche äußeren Situationen verändern. Aber wir können durchaus unseren Umgang mit Situationen verändern und verbessern. Denn negative Gedanken können uns dabei im Weg stehen, unsere Ziele zu erreichen. Sie machen uns langfristig passiv und hoffnungslos. Mit positiven Gedanken aber können wir es schaffen, aus schweren Situationen herauszukommen, etwas daraus zu lernen und gestärkt weiterzugehen.
Positive Gedanken können uns dabei helfen, aktiv etwas zu verändern und für unsere Ziele zu kämpfen. Und wenn ich doch entscheiden kann, was ich fokussiere, warum dann nicht das Positive?! Ist es nicht das Positive an einer Situation, das uns dazu antreibt uns weiterzuentwickeln und es besser zu machen?
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