C’mon, schon wieder ein Beitrag über das hippe Williamsburg? I mean, seriously? Wer weiß, je öfter jemand darüber berichtet wie hipster Williamsburg wirklich ist, ist es womöglich für die Hipster im hippen Williamsburg bald nicht mehr hipster genug und sie suchen sich von ihrem derzeitigen Hipster-Hauptquartier aus ein neues Hipster-Mekka. Oder aber werden vielmehr zum “yuccie” (Young Urban Creative), die sind nämlich sowieso viel cooler, besser und kreativer, also quasi die neuen Hipster. Well, whatever.
Die Entwicklung
Ob Hipster, Yuppie oder Yuppipster: Vielle icht werden die verschiedenen Bevölkerungsgruppen, die in Williamsburg leben, darunter unter anderem vor allem orthodoxe Juden und Puerto Ricaner, dann ja wieder alleine gelassen in „ihrem“ Williamsburg. So war es zumindest noch vor der Hipster-Invasion, die – so wird gemunkelt – in den 90er Jahren stattfand, als die hohen Mietpreise in Manhattan die Einwohner dazu zwang, in die umliegenden Stadtteile auszuweichen, insbesondere in das damals noch sehr preiswerte Williamsburg.
Dieses Phänomen findet in New York immer mal wieder statt. So war früher zum Beispiel einmal Soho das In-Viertel, in dem sich aufgrund damals noch bezahlbarer Mietpreise Kreative, Musiker und Künstler ansammelten. Da sich angesagte Dinge in New York allerdings rasend schnell herumsprechen, explodieren diese Viertel geradezu und werden zu den Szenevierteln hochgezogen. Wohlhabende ziehen zu, die Mietpreise steigen an und ärmere Bevölkerungsgruppen müssen wieder weiterziehen. Gentrifizierung wird dieser Strukturwandel genannt.
Mittlerweile ist dieses Phänomen auch in Williamsburg angelangt, denn inzwischen wirdlangsam aber sicher auf Stadtteile wie Bushwick und Greenpoint ausgewichen. Doch keine Sorge, im Moment ist Williamsburg noch ziemlich hipster. Was hier auf der Straße, im Café oder einer der zahlreichen Bars getragen wird, ist spätestens im nächsten Jahr Trend. In der Bedford Street reiht sich ein kleiner, individueller Laden an den nächsten, auf der Straße wird Musik gespielt und an den Häuserwänden findet sich Street-Art. Das ist beeindruckend anders und vermittelt einen besonderen Flair, sodass man auch sehr gut verstehen kann, weshalb sich neuerdings so viele Menschen hier wohl zu fühlen scheinen. Noch dazu direkt am East River gelegen kann man sich nur allzu gut vorstellen, wie viel Lebensqualität dieser kleine Teil von Brooklyn wohl bieten mag.
Mehr als nur die Hipster-Hochburg
Doch Williamsburg ist nicht nur Shoppen, Genuss und Freigeist. Mit etwa 80.000 jüdischen Einwohnern lebt hier ein Großteil der orthodoxen Juden New Yorks. Da diese sich in Williamsburg selbst ein eigenes Viertel geschaffen haben, in dem sie ganz unter sich, beinahe isoliert, leben,bietet sich dem Besucher ein ungewöhnliches Bild. Läuft man durch die Straßen dieses Viertels, begegnet man fast ausschließlich sich auf jiddisch unterhaltende orthodoxe Juden in ihrer konservativen, förmlichen Kleidung.
Die Männer mit ihren Schläfenlocken, gekleidet in lange schwarze Mäntel, die Frauen mit perfekt sitzenden Perücken, Kostümen oder Kleidern in vorwiegend gedeckten Farben, den Kinderwagen vor sich her schiebend.Als “normal gekleidete Person” fällt man hier direkt auf und hat entweder das Gefühl, nicht ganz in diese Gegend zu passen oder aber in einer Filmkulisse gelandet zu sein, so unwirklich ist die Situation. Allerdings eine sehr bereichernde Erfahrung, die neugierig auf die Religion und das Leben der jüdischen Gesellschaft in New York macht, die sich vorwiegend nach dem Holocaust in den 1950er und 60er Jahren im Großraum New York City ansiedelte und mit ungefähr zwei Millionen Juden heutzutage sogar die größte jüdische Bevölkerungszahl außerhalb Israels aufweist.
Ein Ausflug lohnt sich
Williamsburg gehört vielleicht nicht unbedingt zu den Gegenden, die bei einem “gewöhnlichen” New York Besuch auf dem Touri-Programm stehen. Das sollte es allerdings! Ein Ausflug in das In-Viertel ist zu empfehlen. Denn Williamsburg ist einfach “so NYC”. Trotzdem irgendwie anders. Cool. Modern. Und hip – natürlich.
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