Die Bewerbungsfrist für zulassungsbeschränkte Studiengänge an deutschen Hochschulen ist gerade abgelaufen und das Bangen um die Zusagen hat begonnen. Bei einer Auswahl von über 500 Institutionen und der gewaltigen Informationsflut im Internet fällt die Wahl für die richtige Uni nicht leicht. Folgend habe ich ein paar Kriterien zusammengestellt, die dich deiner Entscheidung ein Stück näher bringen.
Foto: © f1rstlife / Rebecca Schneider
Rankings
Hochschul-Rankings wie das CHE-Ranking z.B. herausgegeben im Zeit-Studienführer sind beliebt und sicherlich hilfreich, aber vielleicht überbewertet. Komplexeste Zusammenhänge werden auf einfache Rangfolgen-Listen heruntergebrochen. Nutze sie, um dir einen Überblick zu verschaffen, aber versteife dich nicht darauf. Nur weil eine Uni den besten Ruf und Rang hat, bedeutet das noch lange nicht, dass sie auch für dich die richtige Wahl ist.
Je beliebter und angesehener die Institution, desto größer die Anzahl der Bewerbungen und desto kleiner die Wahrscheinlichkeit einen Platz zu bekommen. Auf manchen Websites kannst du den Numerus Clausus der Vorjahre einsehen und dir einen Überblick über deine Chancen verschaffen.
Allgemeines und Spezielles
An der RWTH in Aachen dreht sich alles um neuste Technologien und Maschinen. Ingenieure sind hier besser aufgehoben als Germanisten. Frage dich, auf welchen Fachbereich die Uni spezialisiert ist. Dorthin wo der Schwerpunkt liegt, fließt das meiste Fördergeld.
Wie ist der Betreuungsschlüssel sprich das Verhältnis von Lehrenden zu Lernenden? Wie viele Menschen werden den Tag mit dir im Hörsaal verbringen? Wenn dir die Anonymität von 500 Immatrikulierten in einem Saal nicht gefällt, ist eine Fachhochschule für dich möglicherweise ein besserer Ort zur Wissensanhäufung.
Romanistik ist nicht gleich Romanistik
Je nach gewählter Richtung gibt es fachliche Unterschiede. Anders als Jura oder Medizin sind beispielsweise Fächer der Geistes- oder Sozialwissenschaften thematisch so breit gefächert, dass keine Uni alle Bereiche in vollem Umfang abdecken kann. Sie setzen deshalb unterschiedliche Schwerpunkte. Dies macht es schwer, solche Studiengänge untereinander zu vergleichen.
Recherchiere, welchen Fokus jene Lehranstalten setzen, für die du dich interessierst und ob die Angaben mit deinen Vorstellungen korrelieren. BWL ist nicht gleich BWL und Soziologie ist hier anders als dort.
Anders als an den meisten Hochschulen sind z.B. für den Psychologie Bachelor in Konstanz acht statt sechs Semester angesetzt. Das beeinflusst auch deine Möglichkeiten für ein aufbauendes Master-Studium.
Außer Acht lassen solltest du auch nicht, wie theoretisch oder praxisbezogen die Lehrveranstaltungen sind. Gibt es Pflichtpraktika oder praktische Seminararbeiten? Kannst oder musst du ein Nebenfach belegen?
Wenn du auf jeden Fall ein Semester im Ausland verbringen möchtest, ist es nicht unwichtig nachzusehen, mit welchen Universitäten Partnerschaften bestehen und ob Auslandsaufenthalte befürwortet und gefördert werden.
Trierer Innenstadt. Foto: © f1rstlife / Rebecca Schneider
Stadtflair
Das Umfeld ist mit Sicherheit genauso wichtig wie die Hochschule selbst. Immerhin wirst du dort die nächsten Jahre deines Lebens verbringen. Der Wohlfühlfaktor steht in direktem Zusammenhang mit der Lernatmosphäre. Wenn du dich fehl am Platz fühlst oder gar Heimweh hast, kann sich das negativ auf deine Leistungen auswirken.
Informiere dich über den Spaßfaktor, kulturelle Angebote und die Umgebung. Gibt es Parks zum Joggen und Grillen? Muss es die Millionenstadt sein oder bietet dir die kleine Studentenstadt genug Abwechslung? Ein Besuch des jeweiligen Ortes im Vorfeld kann sicher nicht schaden.
Studienportale
Wenn du wissen willst, was Studierende über ihre Universität denken, lohnt sich ein kritischer Blick in Online-Studienportale. Hier bekommst du Informationen aus erster Hand über Studienbedingungen, Professoren und den Campus. Kritisch aber deshalb, weil du immer im Hinterkopf behalten solltest, dass die Aussagen subjektiv aus der Sicht nur einiger weniger Lernender sind. Sie können nicht vergleichen, inwiefern die Situation an anderen Standpunkten besser oder schlechter ist.
Hotel Mama, Geographie und Verkehrsanbindungen
Bist du bereit auf die Bequemlichkeiten zu verzichten, die das Hotel Mama bietet? Wenn du dich sogar freust, von nun an endlich deinen eigenen Brei zu kochen, überlege dir trotzdem, wie weit deine neue Heimat von der alten entfernt sein darf. Gibt es gute Verkehrsanbindungen in Form von Bahnhöfen oder Fernbusangeboten, die dir das regelmäßige Pendeln ermöglichen? Liegen die beiden Orte mehrere hunderte Kilometer voneinander entfernt, solltest du damit umgehen können, deine Familie unter Umständen nur noch selten zu Gesicht zu bekommen.
Finanzen
Auch hier wirst du dem leidigen Thema Geld nicht ausweichen können. Ein Umzug in eine neue Stadt ist immer mit Kosten verbunden; neue Möbel, Abschlagszahlung für die WG-Waschmaschine etc. Um für deine Lebenshaltungskosten aufzukommen, wirst du um einen Nebenjob, den BAföG-Dschungel oder spendable Eltern kaum herum kommen. Besonders wichtig zu beachten sind regelmäßige Ausgaben. Wie hoch ist der Mietspiegel in deiner Wunschstadt? Was kostet das Semesterticket? Wenn dein Budget keine großen Sprünge nach oben zulässt, fallen München oder Stuttgart wohl gleich raus.
Die perfekte Wahl
Zum Schluss sei noch gesagt, dass es die eine perfekte Hochschule nicht gibt. Kein Ort und keine Institution können dir alle deine Wünsche erfüllen. Aber anhand dieser Kriterien kannst du dir klar darüber werden, welche Aspekte dir am wichtigsten sind und wo du bereit bist, Kompromisse einzugehen.
Viel Erfolg bei deiner Entscheidung!
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