Kampf gegen eine frauenfeindliche Sprache
Irgendwann kamen ein paar Frauenrechtler auf die Idee, die deutsche Sprache sei frauenfeindlich. Zwei führende Vertreterinnen im deutschen Sprachraum sind Luise Pusch und Senta Trömel-Plötz, die seit den 1970er Jahren für einen Wandel des Deutschen sorgen. Hauptvorwurf an die deutsche Sprache ist das sogenannte generische Maskulinum. Vielen Berufsbezeichnungen oder Titel sind in der deutschen Sprache männlich, beispielsweise Professor, Doktor, Elektriker oder Feuerwehrmann.
Als ersten Schritt versuchte man zu jedem männlichem Begriff, der bisher Frauen mit einschloss, den weiblichen zu verbreiten. Häufig genügt dazu das Anhängen von „-in“, aus „Sportler“ wird die „Sportlerin“, aus „Manager“ wurde die „Managerin“ gebildet. Gleichzeitig wurde darauf geachtet, dass Frauen ausschließlich mit der weiblichen Form bezeichnet werden sollten.
Das zweite „Problem“ in der deutschen Sprache ist der Plural von bestimmten Personengruppen. Lange Zeit wurde dafür ausschließlich der männliche Plural verwendet und weibliche Personen sollten sich mit angesprochen fühlen. Dieser Umstand war auch lange kein Problem, doch in den 1970er Jahren kamen diese generischen maskulinen Pluralformen stark in die Kritik. Seither gehört es zum guten Ton, stets die weiblichen Personen in einer Gruppe exklusiv mit zu nennen. Man spricht von „Mitbürgerinnen und Mitbürgern“ und wendet sich die „Kolleginnen und Kollegen“. Lässt ein Politiker oder eine andere Person in der Öffentlichkeit den weiblichen Plural weg, ist der Aufschrei groß. Auch in Briefen und Texten, die sich direkt an Personen richten, gehört es seither zum guten Ton, die Frauen nicht zu vergessen. Neben der obengenannten Methode der Nennung von beiden Geschlechtergruppen gibt es im Schriftlichen auch kürzere Varianten. In der deutschen Rechtschreibung haben sich Formen wie „KollegInnen“ oder „Kolleg/innen“ etabliert.
Neben dem Sichtbarmachen des weiblichen Geschlechts in Personengruppen gibt es einen zweiten Ansatz, der in den letzten Jahren immer populärer geworden ist. Statt der Nennung beider Geschlechter werden geschlechtsneutrale Begriffe verwendet. Im Zuge dieser sprachlichen Umwälzung ist beispielsweise auch der „Student“ vom Aussterben bedroht. Die korrekte Bezeichnung lautet nun „Studierender“ und „Studierende“, der Plural Studierende schließt nun automatisch beide Geschlechter mit ein. Andere Beispiele dafür sind Lehrkräfte oder Dozierende. Warum nun das deutsche Partizip Präsens so viel besser als die aus dem lateinischen Partizip Präsens abgeleitete Form sein soll, darüber lässt sich streiten.
Der Sprachwandel wird kontrovers diskutiert
Der Wandel der deutschen Sprache zu einer geschlechtergerechteren Sprache wird seitdem kontrovers diskutiert. Manche Personengruppen halten es für unabdingbar, dass die Sprache geschlechtsneutral gemacht wird und wollen sämtliche Spuren der jahrhundertelangen Unterdrückung von Frauen auch aus der Sprache vertreiben. Das generische Maskulinum unterdrücke die Frauen, weil es sie systematisch unsichtbar mache. Andere Menschen halten die geschlechtergerechte Sprache schlichtweg für übertrieben und unnötig. Auch viele Frauen sehen darin lediglich eine Verkomplizierung der Sprache und fühlen sich keineswegs durch den generischen männlichen Plural unterdrückt oder diskriminiert.
Unbestreitbar macht die gendergerechte Sprache die Sprache holpriger und Texte schwerer lesbar. Vom Autor Max Goldt gibt es dazu ein Zitat, dass den Irrsinn mancher Begriffe gut auf den Punkt bringt: "Wie lächerlich der Begriff Studierende ist, wird deutlich, wenn man ihn mit einem Partizip Präsens verbindet. Man kann nicht sagen: In der Kneipe sitzen biertrinkende Studierende. Oder nach einem Massaker an einer Universität: Die Bevölkerung beweint die sterbenden Studierenden. Niemand kann gleichzeitig sterben und studieren."
Meine Meinung: Prinzipiell sinnvoll, aber teilweise über das Ziel hinausgeschossen
Dass sich die Feministen auch mit der Sprache beschäftigen, finde ich legitim und gut. Die weiblichen Formen mit „-in“ sind sinnvoll und blähen die Sprache nicht unnötig auf. Eine weibliche Juristin als „Richterin“ anzureden, dürfte kein Problem sein und keinem Mann dürfte dadurch ein Zacken aus der Krone brechen. Im Plural sollte man meiner Meinung nach auf die jeweilige Situation achten. In einer Ansprache kann man sich ruhig an die Mitbürgerinnen und Mitbürger wenden. Wenn sich diese doppelten Pluralformen häufen, sollte man aber abwägen, ob man den Text um jeden Preis komplizierter machen will. Ich denke, dass sich nur wenige Frauen diskriminiert fühlen, wenn der weibliche Plural nicht im ganzen Text penibel mitangeführt wird. Auch die Abänderung von bereits bestehenden Texten und Liedern finde ich übertrieben.
Dass Paulus in seinen Briefen in der Bibel nun zu Brüdern und Schwestern sprechen soll und ein Lied nicht mehr von Söhnen, sondern vom Volke spricht, führt meiner Meinung nach zu weit, häufig wird auch durch die geschlechtergerechte Anpassung der Sinn verändert. Auf den fragwürdigen Gipfel wird die geschlechtergerechte Sprache von der Universität Leipzig getrieben. Als Ausgleich für die jahrelange sprachliche Unterdrückung der Frauen wird dort nun der Spieß umgedreht. Männliche Angestellte bekommen dort automatisch die weibliche Endung „-in“ verpasst. Man spricht nun dort von Herr Professorin und Herr Doktorin.
Insgesamt finde ich, dass sich die Emanzipation der letzten Jahre und Jahrzehnte durchaus auch in der Sprache niederschlagen darf. Allerdings nicht um jeden Preis – wenn Lesbarkeit und Verständlichkeit von Texten gefährdet sind oder es einfach in blanken Unsinn ausartet, sollte man sich auf wichtigere Dinge besinnen und nicht sämtliche Energie in geschlechterneutrale Formulierungen stecken. Viel wichtiger sollte doch der Inhalt von Texten sein.
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