Thomas gilt als der ungläubige Apostel. Dabei hat er von Anfang an begriffen, worum es bei der Auferstehung geht. Ein Beitrag von Benedikt Bögle.
In der Tradition der Kirche wird der Apostel Thomas immer wieder als der „ungläubige“ bezeichnet. Im großen Hymnus über die Eucharistie des Theologen Thomas von Aquin heißt es über seinen Namensvetter sogar: „Kann ich nicht wie Thomas schaun die Wunden rot, bet ich dennoch gläubig: Du mein Herr und Gott.“ Woher kommt dieser Unglaube, der dem Thomas vorgeworfen wird? Nachdem Jesus von den Toten auferstanden war, besuchte er seine Jünger. Diese hatten sich aus Angst in einem Haus eingeschlossen, der Auferstandene aber hatte keine Mühe, den Raum durch verschlossene Türen zu betreten. Er zeigte sich seinen Jüngern – und sie glaubten daran, dass er von den Toten auferstanden war.
Thomas fehlt
Nur einer fehlte an diesem Tag, aus welchem Grund auch immer: der Apostel Thomas. Er war nicht dabei, als der Herr den anderen erschien. Er fehlte und musste sich deshalb auf das Zeugnis seiner Freunde verlassen. Sie sagten: Der Herr ist von den Toten auferstanden. Thomas aber weigerte sich, das zu glauben. Er forderte, die Wunden Jesu sehen zu können. Dann, wenn er seine Hand in diese Wunden legen werde, würde er auch an die Auferstehung glauben können. Thomas also, der Ungläubige. Nur: Hätten Sie den anderen geglaubt?
Die Hand in der Wunde
Eine Woche später, wieder an einem Sonntag, dem Tag der Auferstehung, sind die Jünger abermals versammelt. Dieses Mal ist auch Thomas anwesend. Und wieder tritt der auferstandene Herr in ihre Mitte. Und tatsächlich spricht er den Thomas an, zeigt ihm seine Wunden, bietet ihm an, die Hand wirklich in die Wunden zu legen. Das aber ist gar nicht mehr nötig. Thomas hat den geforderten Beweis gesehen und glaubt.
Wandlung durch Auferstehung
In seinem anfänglichen, gleichwohl aber sicherlich nachvollziehbaren Unglauben bietet der Apostel Thomas aber zugleich ein wesentliches Element für ein wahres Verständnis der Auferstehung. Der Glaube an die Auferstehung sagt: Dieser Jesus war tot. Jetzt aber lebt der wieder. Dabei ist das Vergangene nicht einfach nur unbeachtlich geworden. Die Zeichen des Martyriums haften auch dem Auferstandenen noch an. Seine Wunden sind nicht einfach weg, vergessen – Schwamm drüber. Ganz im Gegenteil: Dem Thomas werden eben diese Wunden zum Zeichen dafür, dass tatsächlich Jesus vor ihm steht – wenngleich in anderer, verwandelter Form.
„Auferstehungsleib“
In der Theologie nennt man das „Auferstehungsleib“. Aus den Berichten der Evangelien wird deutlich, dass Jesus nicht mehr einfach wie vorher ist. Etwas ist geschehen: Auferstehung. Und so ist es die Hoffnung der Christen, dass dies eines Tages nach dem Tod auch mit ihnen geschehen werde, dass auch sie von den Toten auferstehen werden. Diese Auferstehung leugnet aber nicht einfach alles vorher Geschehene. Es geht nicht einfach nur darum, einem Schwamm gleich einen Strich unter das bisherige Leben zu ziehen und ein neues zu beginnen. Die Identität dieses Lebens, die Schmerzen, die Verwundungen machen uns zu den Menschen, die wir sind. Sie haben auch Jesus, den Sohn Gottes, zu dem Menschen gemacht, der er war. Und doch ist es unsere Hoffnung als Christen, von Gott geheilt zu werden – nicht einfach, indem ein Schleier des Vergessens über all das gelegt wird, was schmerzhaft war und unvollkommen in unserem Leben.
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