Papst Silvester leitete die römische Kirche im vierten Jahrhundert. Berühmt wurde er durch die „konstantinische Schenkung“, die sich mittlerweile allerdings als Fälschung herausgestellt hat. Sie fragt: Wie verteilt sich die Macht zwischen Papst und Kaiser?
Silvester ist womöglich einer der bekanntesten Heiligen der katholischen Kirche – zumindest dem Namen nach: „Silvester“ hieß nicht nur der heilige Papst, „Silvester“ heißt auch der letzte Tag des Jahres. Man könnte nun vermuten, Silvester hätte einen besonderen Bezug zum Jahr, zum Kalender oder generell zum Ende und Neubeginn. Doch letztlich ist es Zufall, dass der Gedenktag des heiligen Papstes auf den letzten Tag des Jahres fällt: Silvester ist schlicht am 31. Dezember 335 in Rom gestorben.
Flucht vor der Verfolgung
Silvester stammte aus der Stadt Rom und wurde dort 303 zum Priester geweiht. Unmittelbar danach begann die Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian, der sich Silvester entziehen konnte, weil er sich in den Bergen versteckte. Das brachte ihm später viel Kritik ein: Viele Christen hatten es vorgezogen, sich bewusst und öffentlich zu ihrem Glauben zu bekennen – Silvester hatte sich dem durch seine Flucht entzogen.
Duldung des Christentums
Dennoch wurde der Priester zum Papst gewählt: Ab 314 lenkte er die Geschicke der Kirche von Rom. Damit war Silvester in einer für die Kirche sehr bedeutenden Zeit Papst. Erst ein Jahr zuvor hatte Kaiser Konstantin das sogenannte Toleranzedikt von Mailand erlassen; seither stand der christliche Glaube nicht mehr unter Strafe. Die Stellung des Christentums besserte sich in den folgenden Jahrzehnten so stark, dass das Christentum schließlich sogar zur Staatsreligion erhoben wurde.
Die „konstantinische Schenkung“
Eine wichtige Legende wird mit dem heiligen Papst in Verbindung gebracht. Eine spätere Urkunde wollte belegen, dass Kaiser Konstantin dem Papst erhebliche Rechte eingeräumt und ihm unter anderem die Stadt Rom geschenkt haben soll. Dieser als „konstantinische Schenkung“ bezeichnete Vorgang wurde mittlerweile als Fälschung entlarvt. Und doch behandelt er eine für das Christentum wichtige Frage nach der Machtverteilung zwischen dem Papst und dem Kaiser. Welche Macht hat die Religion, welche der Staat?
Wer hat das letzte Wort?
Dieser Konflikt wurde unterschiedlich zu lösen versucht. In einer Gesellschaft, die beinahe ausschließlich aus Christen bestand, musste es über kurz oder lang zum Konflikt darüber kommen, wer das letzte Wort hat – man denke etwa an den berühmten Gang von Kaiser Heinrich IV. nach Canossa zu Papst Gregor VII. Die Urkunde der „konstantinischen Schenkung“ versuchte, auch eine weltliche Macht des Papstes zu legitimieren.
Papst Silvester starb 335 in Rom – doch sein Name hat ihn bis heute überdauert. Bis heute feiern Menschen nicht einfach nur den letzten Tag des Jahres; sie feiern „Silvester“.
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