Johannes XXIII. prägte durch die Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils die Kirche so nachhaltig, wie nur wenig andere Päpste. Heute verehrt die katholische Kirche ihn als Heiligen. Ein Bericht von Benedikt Bögle.
Angelo Giuseppe Roncalli stammte aus dem Norden Italiens, 1881 wurde er in einem kleinen Dorf in der Nähe von Bergamo geboren. Seine Eltern waren einfache Bauern, der Sohn aber hatte ein Talent, das gefördert wurde: Angelo konnte am Seminar in Bergamo und später in Rom ausgebildet werden. 1904 wurde er zum Priester geweiht und begann, innerhalb der Kirche eine Karriere zu machen, gegen die er sich gleichzeitig Zeit seines Lebens zu sträuben schien.
Botschafter des Papstes
Angelo Roncalli wurde Sekretär des Bischofs von Bergamo. Nach dem Kriegsdienst kam er als Spiritual an das Seminar nach Bergamo. 1925 wurde Roncalli zum Bischof geweiht und kam als Vertreter des Papstes nach Bulgarien, später nach Griechenland und in die Türkei. Während der deutschen Besatzung in Athen verhalf er Juden zur Flucht aus Griechenland und aus Ungarn. Nach dem Ende des Krieges kam der Bischof als Nuntius, also als offizieller Vertreter des Papstes, nach Paris. 1953 dann sollte eigentlich die letzte Stelle folgen: Angelo Roncalli wurde zum Patriarchen von Venedig ernannt und in das Kardinalskollegium aufgenommen.
Überraschende Wahl zum Papst
Doch die Aufgabe als Patriarch von Venedig war nicht die letzte, die auf den Italiener wartete. 1958 wurde er zum Papst gewählt. Als Johannes XXIII. führte er die Kirche bis 1963 an. Große Taten hatte niemand von dem Mann erwartet. Es scheint, dass sich die Kardinäle nicht auf einen anderen Kandidaten einigen konnten – da erschien Angelo Roncalli eine gute Wahl zu sein: Den Konservativen konservativ genug, für die Reformpartei aber auch wählbar. Es schien, als sollte Johannes XXIII. ein Übergangspapst werden, der einen großen Teil der Entscheidungen der Kurie – dem Verwaltungsapparat des Papstes in Rom – überlassen und im Stillen sein Papstamt ausüben werde.
Einberufung des Konzils
Dabei aber weit gefehlt. Nur kurz nach seiner Wahl zum Papst, im Januar 1959 kündigte der Papst die Einberufung eines Konzils ein. Auf einem Konzil beratschlagen alle Bischöfe gemeinsam mit dem Papst über entscheidende theologische Fragen für die ganze Weltkirche. Papst Johannes XXIII. wollte durch das Konzil die Kirche in die moderne Welt führen: „aggiornamento“ ist das Schlagwort im Italienischen. Es meinte eine Führung der Kirche in die Welt von heute, um den katholischen Glauben auch heute noch überzeugend verkünden zu können.
Reform der Kirche
1962 nahm das Konzil dann seine Arbeit auf und sollte die Kirche nachhaltig verändern. Das von Johannes XXIII. gesetzte Ziel wurde erreicht. Zu den unterschiedlichsten Bereichen kirchlicher Lehre und kirchlichen Lebens verfassten die Konzilsteilnehmer Dokumente. „Sacrosanctum Concilium“ etwa spricht über die Rolle und das Wesen der Liturgie in der Kirche, „Gaudium et spes“ über die Rolle der Kirche in der Welt von heute, „Ad gentes“ über eine zeitgemäße Verkündigung des Evangeliums. Auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil nahm die Kirche ihre Rolle in der Welt von heute in den Blick.
Ein mutiger Papst
Der heilige Papst Johannes XXIII. hatte den Mut, das Konzil einzuberufen, auch wenn das auf viele Widerstände stieß, auch wenn am Beginn der Vorbereitungsphase noch nicht geklärt war, worüber die Bischöfe überhaupt diskutieren sollten. Das Konzil endete 1965, Papst Johannes XXIII. starb aber bereits 1963. Die Weiterführung und die Beendigung des Konzils musste er seinem Nachfolger Paul VI. überlassen. Und dennoch ist Johannes XXIII. so eng mit dem Konzil verbunden, dass sein Gedenktag am 11. Oktober an dem Tag gefeiert wird, an dem das Konzil seine Arbeit aufnahm.
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