Die Polizei zieht ihre Mannschaften ab, AktivistInnen kehren in den Wald zurück und fangen bereits an, wieder Baumhäuser zu bauen. Sie haben sich den Wald zurückerobert und werden ihn weiter vor Abholzung und Rodung durch RWE schützen. Ein gerichtliches Urteil hält ihnen dafür für voraussichtlich zwei Jahre den Rücken frei. Warum dieser Erfolg noch viel mehr bedeutet als nur einen Wald zu retten. Ein Kommentar.
Nach jahrelanger Besetzung des Hambacher Forsts und Wochen des friedlichen Protests im und um den Wald gegen die gewaltvolle Räumung hat der Aktivismus vieler Menschen nun endlich zu einem Erfolg geführt. Das Oberverwaltungsgericht Münster hat auf die Klage des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) mit einem Rodungsstopp für RWE reagiert. Grund dafür ist, dass erst geprüft werden müsse, ob die Rodung des Hambacher Forsts wirklich notwendig sei, um die Stromversorgung zu sichern. Darüber hinaus seien die Diskussionen für Pläne seitens der Regierung zum Klimaschutz und Kohleausstieg noch nicht abgeschlossen. Solange dürfe man nicht etwas unternehmen, das nicht mehr rückgängig zu machen sei. NRW-Innenminister Herbert Reul teilte mit, dass dieses gerichtliche Urteil somit die Rodung des Hambacher Forsts für die kommenden zwei Jahre blockiere.
Diesen juristischen Erfolg bekräftigten circa 50.000 DemonstrantInnen (laut VeranstalterInnen), die am Samstag den 06. Oktober 2018 zum Hambacher Forst kamen, um zu zeigen, dass ihnen Naturschutz wichtig ist. Die friedliche Demonstration setzte ein Zeichen. Sie hat uns gezeigt, dass unsere Stimmen zählen. Und trotz der Vorteile, die uns eine digitale Vernetzung bringt, ist es immer noch wichtig, physische Präsenz zu zeigen, rauszugehen, sich zu versammeln, zu demonstrieren. Sie hat gezeigt, dass man gemeinsam viel mehr erreichen kann als alleine. Wenn wir uns zusammen wehren, sind wir nicht machtlos. Der Protest um den Hambacher Forst hat verschiedenste Menschen zusammengebracht und hat somit gezeigt, dass Naturschutz uns alle etwas angeht. Und einen solchen gesellschaftlichen Druck kann die Politik nicht weiter ignorieren.
Denn der Protest im Hambacher Forst steht für noch viel mehr als nur den Erhalt des Waldes selbst. Er ist ein Ausdruck des Widerstands gegen eine Politik, die sich von der Wirtschaft an der Nase herumführen lässt und BürgerInneninteressen ignoriert, Widerstand gegen eine Politik, die den Klimawandel nicht ernst genug nimmt, Widerstand gegen eine Industrie, die über Leichen und Naturschutz geht, um ihrer Profitlogik zu folgen.
Der Kampf um den Hambacher Forst ist ein Erfolg. Und diese Erfolgsgeschichten müssen erzählt werden, da diese unsere Motivation befeuern weiterzumachen und für eine bessere Welt zu kämpfen.
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