Bestimmt hast du schon einmal über uns, die Generationen Z gehört. Ja, das sind wir, die Verwöhnten, die Undankbaren, die, die all ihre Möglichkeiten und Freiheiten nicht zu schätzen wüssten. Doch kaum jemand erkennt auch die Schattenseiten unserer Generationen, die Probleme, vor denen wir stehen und unsere Sorgen und Ängste. Wir haben es nicht leicht, unseren Platz in der Welt zu finden.
Zwar haben wir so viele Möglichkeiten und Freiheiten und doch fühlen wir uns ein wenig überfordert. Wir haben andere Ansprüche an das Leben, wir wollen keinen 9 to 5 Job, sondern eine Work-Life-Balance. Wir wollen unsere Zeit flexibel gestalten, von überall arbeiten können und viel reisen. Wir wollen eine Welt, die besser, bunter und freier ist. Wir sind die Idealisten von morgen.
Für viele Boomer sind unsere Ansprüche nicht nachvollziehbar
Das wird leider immer wieder deutlich. Irgendwie können sie uns einfach nicht verstehen. Doch nicht nur sie müssen sich bemühen, uns zu verstehen, sondern auch andersrum. Wir sind manchmal viel zu sehr auf uns selbst fokussiert. Vielleicht auch, weil wir uns zu sehr auf uns gestellt fühlen. Aber Verständnis zwischen unseren Generationen kann viel bewegen.
„Früher war alles besser“ – Das gute alte Leben
Ihr Leben war in vielerlei Hinsicht ganz anders als unseres. Sie hatten vielleicht einen Familienbetrieb, den sie nach ihren Eltern weitergeführt haben, sie haben die Folgen des Krieges mitbekommen und haben deswegen viele Einschränkungen und Mängel erfahren.
Wenn wir die Sache so betrachten, ist es nur zu verständlich, dass ihnen unsere Weltsicht und unsere Ansprüche fremd sind. Sie hatten ganz andere Vorstellungen, von einem „guten“ Leben: Ein (krisen-)sicherer Job, eine stabile und lange Ehe, genug zu essen und viel Arbeit. Denn mit viel Arbeit lässt sich auch viel erreichen. Zumindest war es früher überwiegend so.
Aber vielleicht doch nicht alles …
Früher haben die Menschen nicht immer auf die heute gepredigte Nachhaltigkeit geachtet. Was nachhaltig ist und was nicht, war eine Frage, die sich nach dem Krieg wohl keiner gestellt hat. Diese Menschen hatten andere Prioritäten: Nach dem Krieg lag die Welt für lange Zeit in Schutt und Asche und natürlich blieb da die Nachhaltigkeit und auf der Strecke. Die Menschen hatten andere Nöte und Sorgen erfahren und damit war das damalige Wirtschaftswunder ein wirklich notwendiges Wunder. Plötzlich ging es bergauf. Vor diesem Hintergrund, dass diese Menschen so viele Folgen des Mangels durch den Krieg erfahren mussten, ist es verständlich, dass ihre Ansprüche viel niedriger waren, als die unserer „verwöhnten“ Generation.
Doch in den letzten Jahren und Jahrzehnten haben sich sowohl die Lebensbedingungen für und Menschen als auch unsere Prioritäten stark verändert. Nicht zuletzt wegen der Digitalisierung und der weitgehenden „Technisierung“ der Welt haben wir so viel Zeit und so viele Möglichkeiten wie noch nie zuvor.
Wir leben im Informationszeitalter
Die Einschränkungen, die sich früher durch den fehlenden Zugang zur Information und Wissen ergaben, sind heute längst Schnee von vorgestern. Wir können mit nur wenigen Klicks auf all das Wissen zugreifen, für das wir früher eine ganze Reihe Bücher hätten studieren müssen. Heute reicht es schon, die Begriffe möglichst einfach aneinanderzureihen und sie bei Google einzugeben, um genau die Informationen zu bekommen, die man gerade braucht. Ein sehr schneller Fortschritt, und wenn du bereits diese Digitalisierung und Globalisierung mit der Muttermilch eingesogen hast, wird es dir schwerfallen, ein Leben ohne all das vorzustellen.
Ein unbequemes Leben ohne Schnickschnack
Doch dieses Leben gab es einmal, vor nicht allzu langer Zeit. Da musste die Oma nach dem Sonntagsbraten noch die Teller selber abspülen, nachdem die Gäste gegangen sind. Daraus ergab sich natürlich sehr viel Arbeit und viel weniger Zeit für die damalige Spezies Hausfrau. Es gab auch einen Waschtag, denn man muss sich vorstellen, dass mit dem Wäschewaschen früher auch nicht gerade wenig Zeit verbracht wurde. Es wurde selbst geschlachtet, Schuhe repariert, statt neue zu kaufen. All das war früher an der Tagesordnung und vieles davon kennen wir gar nicht mehr.
Wenn man auf diese Weise zurückblickt, ist es bemerkenswert in welch kurzer Zeit wir so viel Bequemlichkeit gewonnen haben. Wir können einkaufen per Klick, zahlen ohne Bargeld zu haben, wir können sogar Dinge erledigen, indem wir Alexa nutzen. Doch trotz all dieser Zeitersparnis bleiben wir trotzdem in einem Hamsterrad mit zu wenig Zeit gefangen. Wie kann das sein?
Es wäre doch eigentlich eine logische Folge, wenn sich unsere Lebensbedingungen mit den steigenden Standards auch verbessern. Oder?
Das ist eine Annahme, die ziemlich logisch wäre. Aber es ist auch eine Frage unserer Zeit und wie wir diese nutzen. Früher hätten wir vielleicht ein Buch gelesen, gespült oder müssten einkaufen gehen. Durch die zunehmende freie Zeit ergibt sich aber eine Menge Freiheit und auch Potenzial, das wir nutzen könnten.
Doch wie viele Menschen kennst du, die diese Zeit auch wirklich dafür nutzen?
Ich sehe sie immer seltener. Viele verbringen stattdessen ihre Zeit damit, auf Instagram oder Tiktok Videos zu schauen, die zwar lustig sind, aber mit Nachhaltigkeit nicht viel gemeinsam haben. Sie sind schnelllebig und können kurzfristig zu Ruhm verhelfen, doch in Wirklichkeit sind sie für den Zuschauer, also für uns, verlorene Lebenszeit. Wir speichern uns Millionen von Memes ab, um sie uns nie wieder anzuschauen. Wo wir früher zumindest einmal unsere Gehirnzellen mit dem Lesen beansprucht hätten, glotzen wir heute nur noch auf Bildschirme, die uns verblöden lassen und auch noch unseren Augen und unseren Schlafrhythmus stören. Wie kann es sein, dass die Zeit, die wir sparen einfach nicht vorhanden ist?
Unsere Zeit ist kostbar
Vielleicht klingt das im ersten Moment banal, denn jeder von uns hat mindestens schon einmal zu einem Menschen gesagt, dass er seine Zeit lieber in andere Dinge investiert. Doch wenn es um unsere ganzen Gadgets geht, scheinen wir oft regelrecht zu vergessen, wie wichtig unsere Zeit tatsächlich ist. Wir nutzen das Smartphone oft als Gelegenheit, uns von Dingen abzulenken, die wir stattdessen tun müssten, auf die wir aber keine Lust haben. Das nennt man bei den Studenten übrigens Prokrastination und die ist sehr weit verbreitet. Wir machen dann die wirklich wichtigen Dinge in unserem Leben erst auf den letzten Drücker und entsprechend nicht so qualitativ, wie sie eigentlich sein sollten.
Du kannst jetzt sicherlich auch denken, dass es früher nicht anders war. Die Menschen haben schon immer Dinge aufgeschoben und du hast recht! Aber wir können nicht abstreiten, dass es zu einfach geworden ist, sich abzulenken und zu „prokastinieren“. Wenn wir etwas nicht machen, fällt es vielleicht gar nicht erst auf. Wir haben mit einem Klick den Zugang zu Abermillionen von Filmen und Serien, wo wir früher erstmal zu einer Videothek gemusst hätten. Heute geht alles so viel schneller und damit öffnen uns die Gadgets Tür und Tor, um unser eigentliches Leben aufzuschieben und auf später zu verlagern.
Noch nie waren die Zeit und das Leben für uns so friedlich und frei. Wir haben so unendlich viele Möglichkeiten, dass wir oft den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. Doch der erste Schritt, auf dem richtigen Weg ist es, sich mit den Möglichkeiten zu beschäftigen und sie zu gewichten. Der zweite Schritt ist es, keine Angst zu haben, etwas zu verpassen und Entscheidungen zu treffen. Wir sind so damit beschäftigt, uns mit unseren Möglichkeiten überfluten zu lassen, dass wir es oft vergessen, uns für eine davon zu entscheiden und dazu zu stehen.
Am liebsten würden wir alle auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen, doch das wird nicht möglich sein, außer über mehrere Videochats vielleicht.
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