Vergangene Woche zog es wieder tausende Gamer nach Köln auf die Gamescom, die weltweit größte Computerspiele-Messe. Mit 370.000 Besuchern waren es so viele wie noch nie. Was aber fasziniert den Homo Ludens am Computerspiel?
Ein neuer Besucherrekord in ihrem Jubiläumsjahr: Seit nunmehr zehn Jahren gibt es die Gamescom. Das Event steht für eine sich zunehmend verändernde Haltung gegenüber dem Computerspiel. „Games zu unterstützen, schockt irgendwie niemanden mehr“, stellte die Staatsministerin für Digitales, Dorothee Bär, zur Messe-Eröffnung fest.
Denn die undifferenzierten Gewaltdebatten treten so langsam aber sicher in den Hintergrund, Bundeskanzlerin Angela Merkel kürte Games im vergangenen Jahr sogar zum Kulturgut und die Zahl der Spieler nimmt kontinuierlich zu, und zwar besonders ab den mittleren Altersklassen. Das Durchschnittsalter liegt inzwischen bei über 36 Jahren. „Vielfalt gewinnt“ war das diesjährige Motto der Messe. Es gilt nicht allein für die Spieler, auch die Games werden diverser. Die weibliche Hälfte der Gamer kann zum Beispiel in immer mehr Spielen inzwischen auch Protagonistinnen steuern. Games sind schon lange keine Nische mehr, sondern mitten in der Gesellschaft angekommen.
Zu den älteren Gamern zählen auch diejenigen, die in den 80er und 90er Jahren mit Videospielen aufgewachsen sind. Für sie gibt es bei der Gamescom traditionell die Retro-Ecke, in der alte Konsolen und Spiele aus Urzeit und Antike des Gaming ausprobiert werden können. Games gehören bei diesen Menschen nicht selten zur eigenen Lebensgeschichte. Es werden Erinnerungen aus dem real life mit ihnen verbunden. Bei dieser „Generation Gamer“ können Computerspiele letztlich einen Teil der eigenen Identität im Lebensverlauf darstellen.
Erfolgs- und Gemeinschaftserlebnisse
Was aber fasziniert Menschen so sehr am Phänomen Computerspiel? Games bieten zum einen Erfolgserlebnisse. Wer eine Schlacht gewonnen, ein Rätsel gelöst oder gar die Welt gerettet hat, erlebt Erfolgsglück. Es kann ein Flow-Gefühl entstehen. Spieler genießen dann das Resultat eigener Leistung, was wiederum das eigene Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen bestärken kann. Entsprechende Gefühle wie Freude und Stolz – aber auch Ärger oder Anspannung – halten in der Regel auch nach der Spielphase an.
Zum anderen ist es die Tatsache, dass Games Menschen verbinden können. Das stigmatisierende Klischee vom einsamen, stinkenden Zocker im düsteren Zimmer ist falsch: Sowohl in Online-Rollenspielen als auch bei Verabredungen zum gemeinsamen Spielen in der hiesigen Welt werden Gemeinschaftlichkeit, wird zwischenmenschliche Kommunikation und Sozialverhalten gefordert und gepflegt.
Ein Beispiel dafür ist die ESO-Taverne: Hier treffen sich Spieler des Online-Rollenspiels „The Elder Scrolls Online“ auf Einladung der Entwickler an einem Abend während der Gamescom im Hellers Brauhaus. Es handelt sich bei ESO um ein Massively Multiplayer Online Game (MMOG oder MMO), einem Spiel also, das von einer Vielzahl an Spielern gleichzeitig gespielt werden kann. Die Kontakte, die man in der Spielwelt Tamriel knüpft, mithin die Zugehörigkeit zu Gilden, denen man im Spiel beitreten kann, können so auch im „analogen“ Leben bei einem Glas Kölsch vertieft werden.
Wie geht es weiter?
Das waren nur zwei der möglichen Antworten auf die Frage, warum wir Computerspiele lieben. Auf der Gamescom feierten Gaming-Fans auch in diesem Jahr ihr Kulturgut. Da es jedes Jahr mehr werden, leidet jedoch zunehmend die Aufenthaltsqualität wegen verstopfter Gänge und überlangen Wartezeiten. Das hat auch der Veranstalter „game – Verband der deutschen Games-Branche“ eingestanden. Hier müssen neue Wege gefunden werden, um den Spielspaß, die ureigene Gamescom-Atmosphäre und damit die Gewogenheit der Gamer auch in Zukunft zu sichern. Denn eines scheint gewiss: Ihre Anzahl wächst und wächst.
Schreibe einen Kommentar