Der Frühling läuft auf Hochtouren, alles ist grün und die Sonne scheint immer öfter. Doch der Frühling verändert nicht nur die Natur, sondern auch uns Menschen. Schlagartig verbessert sich unsere Laune, wir verbringen deutlich mehr Zeit draußen, und die Chance, sich zu verlieben, scheint sich zu vervielfachen. Ein Beitrag von Franciska Nowak.
Zunächst einmal ist eine Reihe von Hormonen für unsere positive Stimmung verantwortlich
Das Hormon Melatonin wird von unserem Körper bei Dunkelheit und im Schlaf ausgeschüttet und macht unseren Körper müde. Wenn es im Frühling wieder früher hell wird, verringert sich die Ausschüttung dieses Hormons. Stattdessen sorgt das Tageslicht für die Ausschüttung von Cortisol, ein Hormon, das uns wacht macht. Hinzu kommt auch noch die angenehme Temperatur: Wir müssen uns nicht mehr in Winterkleidung vermummen, um vor die Tür gehen zu können, ohne zu frieren. Auch die Farben, die wir tragen, werden tendenziell heller und bunter. Der Mensch passt sich quasi den Farben der Natur an und sorgt dadurch für optische Reize, die im Zusammenspiel mit dem warmen Sonnenlicht die Produktion von Serotonin, einem Glückshormon, anregen. Neben den Licht- und Optikreizen spielt auch der Geruchssinn eine Rolle. Den Geruch, den wir im Frühling in unseren Breitengraden wahrnehmen, ist geprägt von moderndem Gras, Moos und Laub. Das klingt zwar nicht nach einem besonders angenehmen Geruch, löst bei uns aber trotzdem etwas Positives aus, da wir mit diesem Geruch den Beginn des Frühlings verbinden, der jedes Jahr gleich riecht. Der Geruch sagt dem Körper also, dass es Zeit ist, sich auf den Frühling einzustellen.
Wie bei den meisten biologischen Prozessen, hat sich Mutter Natur auch bei den körperlichen Veränderungen, die wir im Frühling durchleben, etwas gedacht.
Bis zu den 70er Jahren war der Monat Mai der Monat mit den meisten Geburten. Mutter Natur stimuliert im Frühling also die Fortpflanzungsbereitschaft. Bei den meisten Tierarten ist das auch heute noch so. Das erklärt auch, warum wir im Frühling eher dazu neigen, uns zu verlieben. Allerdings spüren wir die Effekte des Frühlings heutzutage immer weniger, da der zivilisierte Mensch heute in der Lage ist, in viele Bereiche der Natur einzugreifen. An dieser Stelle nur ein paar Beispiele: Zentralheizungen, die uns die Temperatur bestimmen lassen, Flugzeuge, die uns im Winter in den Sommer fliegen oder auch der einfache Wecker, der das Licht als Wachmacher ablöst. Soweit hat Mutter Natur dann nämlich doch nicht gedacht. Unser Schlafrhythmus richtet sich nach unserem Beruf, Kinder kriegen wir meistens dann, wenn es uns am besten in den Kram passt und wenn wir den Frühling grade nicht wollen, dann verändern wir unsere Umgebung halt so, dass es sich nicht nach Frühling anfühlt.
Wer sich trotzdem auf den Rhythmus der Natur einlassen will, hat dazu oft nicht mal die Möglichkeit.
Oder wirst du von deinem Lehrer nicht dumm angeguckt, wenn du drei Stunden später in die Schule kommst, mit der Begründung, dass dein natürlicher Wecker, das Tageslicht, dich einfach zu spät geweckt hat? Die Anforderungen der Gesellschaft sind heutzutage einfach nicht mehr mit dem Rhythmus der Natur zu vereinbaren. Wir sind also ein Stück weit selber für unsere Frühlingsgefühle verantwortlich und müssen uns unsere Portion Frühling selber vor der Tür abholen. Wer kann, sollte sich die Zeit dafür nehmen, denn unsere Körper wird es uns mit einer entsprechenden Menge an Frühlingsgefühlen danken.
TheLeaF
Wenn der Mai der häufigste Geburtsmonat war, müsste man dann nicht eher von “Augustgefühlen” sprechen? 😉