Eigentlich wollte Franz Xaver erfolgreicher Akademiker werden. Aus diesem Plan wurde nichts: Als junger Mensch schloss er sich der gerade erst gegründeten Gesellschaft Jesu an und verkündete das Evangelium in Indien, Japan und beinahe sogar in China. Ein Bericht von Benedikt Bögle.
Manchmal läuft es im Leben anders, als man es geplant hat. Der heilige Franz Xaver ist das beste Beispiel dafür. Franz Xaver wurde 1506 in Spanien geboren. Seine Familie war adlig, der junge Franz genoss eine hervorragende Ausbildung und ging an die damals weltweit führende Universität von Paris. Er studierte Theologie und träumte von einer großen wissenschaftlichen Karriere. So wäre es vielleicht auch gekommen – wenn der junge Student in Paris nicht einem gewissen Ignatius aus Loyola begegnet wäre.
Gründungsmitglied der Jesuiten
Ignatius begeisterte seine Mitstudenten, unter ihnen auch Franz Xaver. Die kleine Gruppe wollte ein Leben in der Nachfolge Jesu führen – bedingungslos, allein dem Papst als Oberhaupt unterstellt. Als sich 1534 aus dieser studentischen Gemeinschaft die „Gesellschaft Jesu“ bildete, war Franz Xaver dabei – als Gründungsmitglied jenes Ordens, der heute auf der ganzen Welt verbreitet ist. Zu den Jesuiten gehört etwa auch der amtierende Papst Franziskus. Franz Xaver wurde zum Priester geweiht und ging mit Ignatius nach Rom, wurde dort sein Sekretär. Diese Aufgabe behielt er nicht lange: Der portugiesische König bat die Gesellschaft Jesu um zwei Missionare, die er in seine Kolonie nach Indien schicken könnte. Eigentlich sollte ein Mitbruder Franz Xavers diese Aufgabe übernehmen, erkrankte aber spontan. Also nahm der Heilige seine Position ein und kam, ohne Vorkenntnisse, ohne die Sprache der Einheimischen zu beherrschen, nach Indien.
Vom Zufall zur Erfolgsgeschichte
Was als Zufall begann, endete als Erfolgsgeschichte. Bis heute darf der heilige Franz Xaver als einer der größten Missionare der Kirchengeschichte gelten. Er missionierte nicht nur in Indien, sondern auch in Japan; am Ende seines Lebens kam er sogar fast bis nach China. Allerdings erkrankte der Heilige und starb einsam und verlassen auf der Insel Sancian. Hinter ihm lagen Jahre der Mühe: Der Missionar kam in fremde Länder. Er kannte weder die Menschen, noch ihre Sprache oder Kultur. Ihnen sollte er nun das Evangelium und den christlichen Glauben verkünden.
Wegbereiter der Inkulturation
Dabei hat Franz Xaver Methoden entwickelt, die bis heute als maßgeblich gelten dürfen. Der Heilige sorgte sich um eine sogenannte „Inkulturation“ des christlichen Glaubens. Das meint: Der christliche Glaube wird einer Kultur nicht einfach übergestülpt, mit Gewalt aufgezwungen. Vielmehr geht es darum, neue Kulturen zu verstehen und den Menschen den christlichen Glauben in ihrer Sprache und Vorstellungswelt nahezubringen. Franz Xaver musste das teilweise mühsam erlernen – etwa in Japan.
Eine Frage der Kleidung
Franz Xaver war immer um ein bescheidenes Äußeres bemüht. Er trug zerschlissene, gebrauchte Kleidung. In Japan stieß das nicht auf Bewunderung, sondern auf Ablehnung: Er und mit ihm seine ganze Botschaft erschienen im ärmlichen Gewand unglaubwürdig. Daraus lernte der Heilige: Für das japanische Volk legte er andere Kleidung an – um die Menschen nicht abzustoßen. Gleichzeitig bleibt Franz Xaver nicht widerspruchsfrei. So propagierte er zeitweilig die Zerstörung lokaler, heidnischer Heiligtümer und konterkarierte damit seine eigentliche Botschaft, die Annahme des christlichen Glaubens auf Freiwilligkeit zu stützen.
Franz Xaver gab sein Leben, um die Botschaft des christlichen Glaubens zu verkünden. Er lebte von der Überzeugung, von seinem Glauben nicht schweigen zu können – sondern die frohe Botschaft allen Menschen mitzuteilen. Seine Methodik war für das 16. Jahrhundert revolutionär. Bis heute wird der Heilige auf der ganzen Welt verehrt; unter anderem in Indien, wo er zuerst das Evangelium verkündete.
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