Regensburger Studenten wollen eine Willkommenskultur für Flüchtlinge schaffen. Sie bieten Sprachkurse an, sammeln Kleidung und machen mit den Asylbewerbern Sport und Musik. Das Projekt zeigt: Flüchtlingshilfe ist nicht nur wichtig, sondern kann auch noch Spaß machen. Ein Beitrag von Benedikt Bögle.
In den vergangenen Monaten kamen mehr Flüchtlinge nach Deutschland als nach den Heimatvertreibungen am Ende des Zweiten Weltkrieges. Über 30.000 Erstanträge auf Asyl wurden alleine im Juni 2015 gestellt. Mit dieser immer weiter steigenden Zahl sind viele Behörden und Ämter überfordert – die Zahl der noch unbearbeiteten Asylanträge soll bald die 200.000 erreichen. Eines scheint manchmal schwierig: Hinter diesen Zahlen Menschen zu sehen. Menschen mit einem grausamen Schicksal, die vor Unmenschlichkeit in ihrer Heimat fliehen mussten.
Damit diese Flüchtlinge nicht auch noch hier in Deutschland unter Unmenschlichkeit leiden müssen, gibt es eine Vielzahl verschiedener Gruppierungen oder Vereinigungen, die eine ausgeprägte Willkommenskultur für Asylbewerber schaffen wollen. Manche dieser Gruppierungen besitzen Modellcharakter – an ihnen könnten sich viele weitere Engagierte orientieren. Zu diesen Gruppen zählt etwa auch „Campus Asyl“, eine Gruppe engagierter Studenten und Universitäts-Dozenten aus der ostbayerischen Stadt Regensburg
Mehr als 200 Studenten engagieren sich
Ende des letzten Jahres überlegte der katholische Studentenpfarrer Hermann Josef Eckl gemeinsam mit dem Professor für „Deutsch als Zweitsprache“, Rupert Hochholzer, wie die besonderen Möglichkeiten einer Universität für die Flüchtlingshilfe genutzt werden können. Sie gründeten ihre Gruppe „Campus Asyl“, zu der mittlerweile mehr als 200 Studentinnen und Studenten aus der Regensburger Universität und Fachhochschule gehören.
Stück für Stück bauten sie sich ein Netzwerk auf, mit dessen Hilfe sie den Flüchtlingen eine wahre Willkommenskultur schaffen konnten. Zunächst ging es um Deutschkurse. Die Ehrenamtlichen wollten Deutschkurse für Flüchtlinge anbieten, die bereits einen akademischen Hintergrund haben – vielleicht weil sie in ihrem Land eine höhere Ausbildung abgeschlossen oder sogar studiert haben. Gerade diese Flüchtlinge brennen darauf, Deutsch zu lernen, um auch hier ihre unterschiedlichen Fachkompetenzen zu nutzen. Geleitet wurde der Kurs von mehreren Studenten der Regensburger Universität, die selbst Deutsch als Zweitsprache studieren und so auf Situationen wie diese gut vorbereitet waren.
Flüchtlingshilfe macht Spaß
Neben dieser Aktion gehen die engagierten Studenten ganz gezielt in die Erstaufnahmeeinrichtungen der Asylbewerber, um deren Alltag so etwas aufzumuntern, zum Beispiel mit Musik und Sport. Einmal pro Woche kommt eine kleine Gruppe der Studenten mit einem Korb voller Musikinstrumente. Flöten, eine Gitarre, Rasseln und vor allem: Notentexten. Eine Stunde lang singen und spielen sie mit den Asylbewerbern, insbesondere mit den kleinen Kindern, die oft schon in ihren jungen Jahren viel Leid erleben mussten.
Den Studenten macht es Spaß, das merkt man ihnen an. Sie motivieren noch den schüchternsten kleinen Jungen, mitzusingen oder in die Hände zu klatschen. Für diese Mühen werden die Studenten auch belohnt: Mit dem Lächeln der Kinder. Vroni ist eine dieser Studentinnen, sie ist fast jede Woche in der Erstaufnahmeeinrichtung mit dabei: „Ich war eigentlich von Anfang an begeistert und war auch seit der ersten Stunde, die wir hier Musik machen, mit dabei. Mir macht es sehr großen Spaß. Ich versuche, jede Woche zu kommen. Das, was man gibt, bekommt man tausendfach zurück“, sagt die 21-Jährige.
Zusätzlich zu ihrem Engagement arbeiten die Initiatoren auch viel im Hintergrund. Etwa in der Betreuung der Kleiderkammer. Die Regensburger Caritas bat die ehrenamtlich Engagierten von Campus Asyl, die Kleiderkammer mitzubetreuen. Sie sortierten die gespendeten Kleidungsstücke und merkten bald: es sind schlicht zu wenige, dazu noch in den falschen Größen. Kurzerhand beschloss das Team um Studentenpfarrer Eckl, an der Universität Kleidungsstücke zu sammeln – mit großem Erfolg. Das gleiche galt auch für eine Studentenparty in einer der Regensburger Diskotheken: Der Erlös kam der Initiative Campus Asyl zu gute.
Musik überwindet Sprachbarrieren
Die Regensburger Studenten zeigen, dass Flüchtlingshilfe gar nicht so schwer ist, wenn man offen ist. Wer sich wirklich auf die Asylbewerber, von dem können nicht nur die Flüchtlinge lernen, sondern der kann auch durch seine eigene Arbeit bereichert werden. Wie fröhlich und heiter dieser Austausch zwischen verschiedenen Menschen, Nationalitäten und Sprachen sein kann, zeigt die Musikgruppe in der Regensburger Erstaufnahmeeinrichtung.
Die Studenten können sich teilweise nur schwer mit den Asylbewerbern unterhalten, die Sprachbarrieren sind dafür schlicht zu hoch. Die Musik aber kann diese Mauer überwinden und Verständigung ermöglichen. Studentenpfarrer Hermann Josef Eckl begründet sein Engagement für die Flüchtlinge auch mit seinem Glauben: „Die Gemeinschaft der Christinnen und Christen ist ja eine weltumspannende Gemeinschaft. Der frühere Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller hat einmal gesagt: ‚In der Kirche gibt es keine Ausländer.‘ Das fand ich ziemlich treffend.“
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