Wie seid ihr auf die Idee gekommen, Flüchtlinge Willkommen zu gründen?
Im September 2014 bin ich für einige Monate beruflich nach Kairo gegangen; zu diesem Zeitpunkt haben Jonas und ich uns entschlossen, mein Zimmer in unserer Wohnung für einen Geflüchteten zur Verfügung zu stellen. Wir mussten allerdings noch einen Weg finden, die Miete für das Zimmer zu finanzieren, da wir uns das sonst nicht hätten leisten können. Daher haben wir eine Mail an Freunde und Bekannte geschrieben, von unserer Idee erzählt und um monatliche Mikrospenden gebeten.
Innerhalb von zwei Wochen hatten wir den gesamten Betrag zusammen, mit monatlichen Spenden von 3 bis 50 Euro. Nachdem wir gemerkt haben, wie einfach es war, dieses Geld zu sammeln, waren wir schnell der Überzeugung, dass es dann auch anderen Menschen leicht fallen würde. In diesem Zeitraum haben wir auch Golde kennengelernt. Sie hatte in den vergangenen Monaten mit den Refugees vom Oranienplatz zusammengearbeitet. Nach einigen Wochen reifte der Plan, unser Einzelbeispiel größer zu skalieren und deutschlandweit auszuprobieren. Dass die Resonanz aber so riesig sein wird, haben wir nicht gerechnet. In den vergangenen Monaten konnten wir bereits 32 Flüchtlinge an private Haushalte vermitteln.
Wie kann man eure Organisation unterstützen?
Beispielsweise kann man ein WG-Zimmer oder auch ein Zimmer in einer anderen privaten Wohnsituation zur Verfügung stellen. Damit dieses Konzept aber funktioniert, sind wir auch auf Geldspenden angewiesen. Die dritte Möglichkeit ist das Spenden von Zeit. Hier kann man sich zum Beispiel als Pate zur Verfügung stellen und den Geflüchteten in allen wichtigen Dingen des Lebens unterstützen.
Wie funktioniert so eine Zimmer-Vermittlung?
Man meldet sich auf unserer Website mit einigen Daten an. Zunächst werden alle offenen Fragen geklärt, dann kontaktieren wir Organisationen vor Ort und suchen gemeinsam nach einem Geflüchteten, der in die WG passen könnte. Danach findet ein Treffen mit WG und Geflüchtetem sowie einem Paten statt, der sich auch über unsere Website angemeldet hat und den Geflüchteten unterstützt. Wenn sich WG und Geflüchteter verstehen, kann letzterer einziehen. Wir stehen dann nach dem Einzug stetig in Kontakt, außerdem steht der Pate für beide Seiten als Ansprechpartner zur Verfügung. Zusätzlich beraten wir die WGs im Vorhinein zu allen rechtlichen, sozialen und finanziellen Aspekten.
Was motiviert euch dazu, den Flüchtlingen zu helfen?
Wir sind der Auffassung, dass geflüchtete Menschen nicht durch Massenunterkünfte stigmatisiert und ausgegrenzt werden sollten, sondern dass wir ihnen einen warmen Empfang bieten sollten. Wir sind der Meinung, dass wir gemeinsam eine andere Willkommenskultur in Deutschland etablieren sollten. Wir bekommen auch fast nur positive Mails. Trotzdem glaube ich, dass wir in Deutschland insgesamt noch stärker eine positivere Willkommenskultur etablieren sollten. Wir nehmen die Geflüchteten nur als anonyme Masse wahr und sehen nicht ihre Einzelschicksale, ihren Background etc. Das können wir nur durch Dialog ändern.
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