Ein katholisches Radio für junge Leute? Ja, das geht, wie eine Gruppe von Jugendlichen aus der Schweiz bewiesen hat. Seit mehr als drei Jahren kann man nun schon die Ohren auf der Internetplattform Fisherman.FM höher hüpfen lassen, einem Internetradio mit Blogs und weiteren kreativen Highlights. Ein Interview mit Mitbegründerin Xenia Schmidlin.
Xenia, wie ist euch die Idee zur Gründung von Fisherman.FM gekommen und warum habt ihr euch ausgerechnet für das Medium Radio entschieden?
Wir hatten die Sehnsucht, katholische Medienarbeit zu machen, bei welcher ein Bild der Kirche vermittelt wird, das die Schönheit und unsere Erfahrung mit der Kirche widerspiegelt. Es sollte junge Leute inspirieren, stärken, zum Nachdenken anregen und die Sehnsucht nach dem Wahren, Schönen und Guten, nach Gott wecken. Das schnellste und einfachste Medium dafür ist das Internetradio. Sowas stellt man aber nicht über Nacht auf die Beine. Angefangen hat alles mit einer Podcast-Serie. Ein Pater hat uns, angesprochen auf unsere Idee hin gesagt, dass er für uns zwei Minuten pro Tag investiere, wenn wir das Projekt durchziehen. Wir nahmen ihn beim Wort und starteten mit der Podcast-Serie zum Tagesevangelium „kurz&bündig“, die übrigens bis heute täglich auf Fisherman.FM zu hören ist. Dank privater Spenden war es uns später möglich, einen kleinen Schiffscontainer zu mieten, welcher bis heute das Radiostudio und unser Büro ist. Mittlerweile haben wir uns zu einem Medienkollektiv entwickelt, das sich neben Internetradio auf Printmedien und Social Media konzentriert, Events veranstaltet sowie Angebote für Live-Shows und Medienschulungen anbietet.
Hatten ein paar von euch schon mediale Vorerfahrungen? Ganz praktisch, wie liefen die Vorbereitungen für Fisherman.FM, wo gab es Probleme und was waren die Highlights?
Puuuh (lacht). Nee. Wir waren zu Beginn nur zu zweit. Keiner von uns hatte groß Erfahrungen. Martin hat zwar bereits einige Sendungen bei einem Radiosender moderiert und ich habe Publizistik studiert, aber diese mediale Vorerfahrung hat uns noch lange nicht dabei geholfen, wie man eine solche Idee ganz ohne Geld auf die Beine stellen sollte. Da waren nur diese Sehnsucht und die Vision. Wir erzählten diese Vision verschiedenen Leuten und innerhalb von einer Woche kam von vier verschiedenen Personen die Antwort: „Wenn ihr so etwas auf die Beine stellt, dann unterstützen wir euch finanziell.“ Diese Startsumme an finanziellen Mitteln war für uns definitiv kein Zufall. Auf Anfrage ermutigte uns unser Jugendbischof, die Idee einfach mal auszuprobieren, wir würden dann schon sehen, ob es klappt und ob es Gottes Wille ist. Im Vertrauen auf Gott wagten wir also diesen Schritt. Kurz darauf kamen junge Leute auf uns zu, die unsere Vision teilten und mitarbeiten wollten. So entstand ein kleines Team für Fisherman.FM.
Ganz praktisch liefen die Vorbereitungen allerdings drunter und drüber. Ein Monat vor Sendestart mussten wir aus verschiedenen Gründen unserem potenziellen Radiostudio-Verkäufer absagen und standen mit leeren Händen da. Glücklicherweise war zu diesem Zeitpunkt bereits Tobi im Team, der sich mit der Technik ein wenig auskannte. Eine Woche vor Sendestart war jedoch noch nichts geliefert worden … Zwei Tage davor konnten wir dann die ersten Tests machen. Mit der Webseite verlief es ähnlich. Diese entstand in einer Nachtaktion, nach der unser Programmierer morgens früh direkt vom Studio zur Arbeit ging… Dafür war die Homepage pünktlich online.
Oft wurden bei uns aus Problemen oder Schwierigkeiten Highlights. Zurückblickend kann ich nur staunen, wie sich alles entwickelt hat. Gott setzt auf unsere Mitarbeit. Im Gegenzug erwartet er unser Vertrauen in ihn. Er sorgt wirklich und führt alles zum Guten. Fisherman.FM ist bisher so weit gekommen, weil es immer wieder junge Leute gibt und gab, die ihre Talente dafür einsetzen, für Gott Raum schaffen zu wollen, damit er wirken kann. Auch haben viele Menschen, die die Wichtigkeit unserer Arbeit sehen, dafür gebeten und uns dabei finanziell unterstützt, denn wir leben letztlich von Spenden.
Als Radio läuft natürlich viel Musik bei euch, was genau macht eure Musikauswahl so besonders im Vergleich zu gängigen Radiosendern?
Ganz einfach: wir spielen was uns gefällt und dies völlig werbefrei. Zudem war und ist es uns wichtig, dass gerade auch die katholische und christliche Musikszene durch uns bekannter wird. Diese hat nämlich so einige versteckte Perlen im Angebot.
Euer Programm gibt so einiges her, von Musik bis hin Gedanken über Gott und die Welt in Katechesen und Blogs. Gehen euch nicht langsam die Ideen aus bzw. wo holt ihr euch neue Anregungen und setzt diese in die Tat um?
Also an Ideen hat es uns noch nie gefehlt. Sie kommen manchmal ganz spontan, durch Begegnungen, Gespräche, im Gebet, während der Arbeit, manchmal werden Ideen an uns herangetragen oder uns inspirieren Geschehnisse in der Welt. Ob die Idee dann umgesetzt werden kann, hängt von unseren Ressourcen und leider oft auch von den verfügbaren finanziellen Mitteln ab.
Ihr habt Papst Johannes Paul II. zu eurem „Radiopatron“ gemacht. Was bedeutet er für eure Arbeit und braucht man so was wie einen „Patron“ heute noch?
Wir haben Papst Johannes Paul II. auf Weltjugendtagen live erlebt. Er war zwar schon schwer krank und gebrechlich, aber seine Präsenz und sein Charisma hat mich damals schon umgehauen. Er hat es wie kein anderer verstanden, mit den Medien umzugehen. Aus diesem Grund haben wir ihn als Patron für Fisherman.FM erwählt und sein Zuspruch „Sei nicht zufrieden mit Mittelmäßigkeit“ auf die Fahne geschrieben.
Ob ein Patron heute noch zeitgemäß ist? Die Frage wäre dann also, ob man heute noch Freunde im Himmel braucht? Klar brauchen wir die, sowohl als Vorbild als auch als Fürbitter bei Gott. Wir haben ganz am Anfang zum Beispiel eine Reise zur Seligsprechung von Johannes Paul II. organisiert, in dem Anliegen, dass wir Klarheit bekommen, ob wir diese Idee umsetzen sollen oder nicht. Das Ganze war ja schon ein bisschen verrückt. Bei der Seligsprechung waren dann überall Plakate zu sehen mit „Habt keine Angst!“ Mich persönlich hat das dermaßen berührt, dass ich gesagt habe, ich stelle mich zur Verfügung, irgendwie wird das schon funktionieren. Wir gründeten also Fisherman.FM per Handschlag damals in Rom und somit hat sich der Papst gleich auch anerboten, unser Patron zu sein.
Neben der Internetplattform gibt es seit 2014 auch das Magazin „Melchior“ und beim Cafe Caspar in Wien wart ihr zu Beginn beim Konzept stark involviert. Ihr scheint noch viel vor zu haben, oder?
Selbstverständlich (lacht). Wir wollen – wie von Papst Johannes Paul II. angeregt – „dem alten Europa ein neues Gesicht geben“. Durch einen lebendigen, jungen Glauben; durch professionelle Medienarbeit; durch unser Zeugnis. Wir wollen zeigen, dass katholisch zu sein ein bereichernder Lebensstil ist. Es gibt also noch viel zu tun. Uns kann man, wie bereits erwähnt, auch für Events buchen. So waren wir schon beim Katholikentag in Regensburg und beim Weltjugendtag in Augsburg zu Gast oder haben ein Medientraining im Stift Heiligenkreuz mitorganisiert. Zudem sind wir gerade auf der Suche nach einem Haus für ein „geistliches Kulturzentrum“. Bisher fehlt uns allerdings noch das nötige Kleingeld…
Xenia, vielen Dank für das Gespräch!
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