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Amerikaner und Deutsche haben eine ganze Menge gemeinsam, was Feiertage angeht. “Thanksgiving” ist aber ein Tag, der in Deutschland wenig gängig ist. Bei diesem Fest ist man dankbar für die Dinge, die man im Leben schätzt. Was ich im Voraus über Thanksgiving gehört habe, war, dass es super toll und spektakulär sein soll. Wie es bei mir wirklich aussah, erzähle ich Euch hier!
Dieses Jahr verbrachten wir Thanksgiving zusammen mit den Schwestern meiner Hostmutter und deren Familien bei meiner Hostoma. Am Tag davor sind meine Hostschwester und ich zu ihr gefahren, um beim Aufbau der Tische, dem Essen und der ganzen Dekoration zu helfen, was natürlich bestimmt drei Stunden gedauert hat. Wie man aus anderen Artikeln von mir entnehmen kann: in Amerika ist nichts übertreiben. So haben wir anschließend das komplette Haus mit Mini-Kürbissen und orangenen Tischdecken dekoriert, haben das alte Silberbesteck aus dem Keller rausgekramt und haben geholfen, Pumpkin-Pie zu backen. Es gibt nichts Seltsameres als Kürbiskuchen. Ich will nicht sagen, dass es nicht gut ist. Es ist eigentlich ganz okay, aber es schmeckt wirklich sehr anders und fühlt sich auch komisch im Mund an, wenn man es nicht kennt. Wie auch immer, ich bin hier um es auszuprobieren!
Am nächsten Morgen, gegen elf Uhr, wurde ich von meiner Hostmutter geweckt und darum gebeten, mich schnell fertig zu machen, denn wir sollten gegen zwölf Uhr da sein und meine Hostoma wohnt ungefähr 15 Minuten von unserem Haus entfernt. Da ich wusste, dass sich sowieso noch meine Hosteltern, Schwester und Cousine fertig machen mussten, ging ich die Sache ganz langsam an und bin mehr oder weniger in Zeitlupe aufgestanden und ins Bad gegangen. Als ich gerade die Dusche angemacht hatte und dabei war, mir die Zähne zu putzen, klopfte auf einmal meine Cousine, in meinem Alter übrigens, an meiner Türe und fragte mich, ob ich bald fertig wäre. Ich wusste nicht, worauf sie hinaus wollte und antwortete ganz normal mit: nein, woraufhin sie geradezu ausrastete und rief, dass wir in zwei Minuten los müssten. Ich stand natürlich noch im Schlafanzug da, hatte nicht geduscht, keinen Plan, was ich anziehen würde und ab jetzt zwei Minuten Zeit für alles. Da ich die Türe abgeschlossen hatte, konnte meine Cousine auch nicht rein. Sie bat mich die ganze Zeit, die Türe zu öffnen, was ich aber nicht tat, denn ich musste irgendwie fertig werden. Kein Witz: Ich war nach zwei Minuten so gut wie fertig und sah einfach nur schrecklich aus.
Auf einmal kam mein Hostvater an die Türe und meinte, dass er schon mal zum Auto gehen würde und dass dort dann alle auf mich warten würden. Ich war total in Panik, hatte klatschnasse Haare und so gut wie nichts an. Ich öffnete die Türe, bereit loszurennen: Auf einmal saß vor mir auf dem Sofa, eingewickelt in ein Handtuch und ebenfalls mit nassen Haaren, meine Cousine und rollte sich vor Lachen zusammen. Diese Familie hatte mich total gekriegt und von vorne bis hinten reingelegt und ich konnte nicht mal festlegen, ob ich jetzt auch lachen oder lieber heulen sollte. Letzten Endes hatte ich noch 40 Minuten Zeit und kann nur alle Austauschschüler warnen: Wenn Eure Cousine Euch fragt, ob Ihr nicht die Tür aufmachen wollt, macht bitte bloß die Tür auf!
Genau genommen waren wir am Ende doch zu spät. Meine Hosteltern nicht, denn diese waren schon vorgefahren, meine Cousine nicht, denn diese hatte auch ihren eigenen Truck (mit 16!) aber meine Hostschwester und ich. Warum? Weil ihr Auto eingeschneit war und wir erstmal feststeckten. Daran muss ich mich auch erstmal gewöhnen, denn es wird noch deutlich kälter und ich werde noch sehr viel mehr Schnee schaufeln müssen! Als wir dann frei waren, gegen zehn Minuten vor zwölf, und losfuhren, entschieden wir uns dazu, dass wir vielleicht ein bisschen schneller fahren könnten, denn es ist einfach nur peinlich, die Letzten bei einem Familienfest zu sein. Das Geschwindigkeitslimit ist, ungelogen, 65 Km/h. Jeder hier wünscht sich die deutsche Autobahn. Als wir dann also 70 erreicht hatten kam, was kommen musste: vor uns auf der Straße war ein älteres Paar in einem uralten Auto unterwegs. Und die fuhren natürlich nur 55 Km/h, immer auf Nummer sicher. Schlussendlich kamen wir deutlich zu spät.
Bei der Hostoma angekommen, wurden wir von dem kompletten Cousin-Clan begrüßt. Alle Jungs hatten Hemden an, alle Mädchen Kleider, alles sah genau wie das Kirchenoutfit aus. Obwohl niemand uns sehen würde und wir wirklich nur unter der Familie waren, ist es so üblich, dass man sich zum Essen an Thanksgiving schick macht. Es ging mehr oder weniger direkt ans Essen. Zuerst wurde natürlich gebetet, was zumindest von meiner Hostfamilie vor den meisten großen Mahlzeiten gemacht wird, und danach folgte ein Festmahl: Unmengen von Essen, verschiedenes Fleisch, Nachtisch, alles Mögliche. Ich war auf jeden Fall satt für den Rest des Tages und auch für den darauf folgenden Tag.
Ich dachte ehrlich gesagt, dass es nach dem Essen noch in irgendeiner Weise Programm geben würde, aber das gab es seltsamerweise nicht. Nach dem Essen waren wir mehr oder weniger durch. Einige sind direkt gegangen, um noch mit anderen Leuten oder einem anderen Teil der Familie zu feiern. Die restlichen Jungs und Männer haben sich Getränke geholt und sich für die nächsten sechs Stunden vor den Fernseher gesetzt um ein Footballspiel zu gucken. Alle Frauen verschwanden in ein anderes Zimmer, um aus Zeitschriften Coupons für den darauf folgenden Black-Friday auszuschneiden. Black-Friday ist ein Tag im Jahr, an dem in jedem Geschäft alle Waren unglaublich runtergesetzt sind. Die Frauen waren also nur am Schneiden und Reden und meine Cousine und ich waren irgendwann so gelangweilt, dass wir uns dazu entschieden haben, mal nachzusehen, was im Footballzimmer so los ist.
Ich hatte eigentlich auch ein riesen Gerede und sonst was erwartet, aber zu meiner Verwunderung erlebte ich das genaue Gegenteil. Noch nie in meinem ganzen Leben hatte ich so eine friedliche Atmosphäre gesehen. Die Männer hatten ihr Bier, die Jungs hatten ihre Cola (Alkohol jeglicher Art erst ab 21, Leute!), und die saßen einfach da und das für Stunden, um sich das Spiel anzusehen. Eine absolute Ruhe. Ich verbrachte dann die nächsten Stunden damit, Kartenhäuser zu bauen, weil es wirklich nichts mehr zu tun gab, bis wir gegen acht Uhr abends satt und müde nach Hause fuhren.
Das war mein erstes und einziges Thanksgiving in Amerika. In meinem nächsten Artikel werde ich ein bisschen über Weihnachtsgeschenke schreiben, denn schließlich werde ich meiner Familie auch etwas schenken. Was genau das sein wird, erzähle ich dann!
Eure Emma
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ist 16 Jahre alt und besucht ein Gymnasium in NRW. Ende Juli ist sie in die USA gereist, um in einer Kleinstadt in Minnesota für ein Jahr bei und mit einer Gastfamilie zu leben. Unter anderem besuchte sie dort auch eine High School, um den Schulalltag in Amerika zu durchleben und zu erkunden.
Sie entschied sich, diesen Schüleraustausch zu machen, da sie sich sehr für die Vereinigten Staaten interessierte und sich schon immer vorstellen konnte, dort zu leben. Während des Auslandsjahres hat Emma viele neue Menschen und eine neue Kultur kenngelernt und in ihrer Reihe Emma Abroad davon berichtet.
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