Wie erlebt man Weihnachten als Austauschschülerin in den USA? Emma ist vor Ort und hält Euch alle zwei Wochen über ihre Erlebnisse auf dem Laufenden. So verlief ihr Weihnachtsfest.
Ungefähr drei Wochen vor Weihnachten habe ich mich dazu entschlossen, am Krippenspiel in der Kirche teilzunehmen. Warum? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht genau, ich habe es einfach gemacht. Hier in Minnesota wird das Krippenspiel nicht von Kindern, sondern von älteren Jugendlichen und Erwachsenen übernommen. Da also Freunde von mir auch mitgemacht haben, wollte ich es einfach mal ausprobieren. Bisher habe ich auch noch nichts abgelehnt, denn wenn ich schon mal hier bin, dann zu 100 Prozent. Ich bekam die Rolle der Jungfrau Maria und muss sagen, dass das Krippenspiel ziemlich witzig war: Alle geben sich Mühe, damit das Ganze ein bisschen amüsanter wird. Wir mussten nicht mal wirklich den Text auswendig lernen, denn unsere Kirche hat mit einem Projektor den Text einfach an die hinterste Wand gestrahlt, sodass wir im Notfall ablesen konnten.
Am 24. Dezember fand die Messe statt, in der wir das Krippenspiel aufgeführt haben. ,,Weihnachten‘‘ ist hier eigentlich erst am 25. Dezember, deswegen gibt es am 24. auch noch keine Geschenke. Das Einzige, was stattfindet, ist die traditionelle Weihnachtsmesse, aber es gibt für gewöhnlich nur selten Weihnachtsfeste und große Mahlzeiten mit der Familie danach. Bevor ich also zur Kirche gefahren bin, konnte ich mit meiner Familie in Deutschland skypen und ein bisschen Weihnachten mit ihnen “verbringen”, denn schließlich waren die um ,,meine‘‘ Mittagszeit schon beim Geschenke auspacken. Danach sind wir zur Kirche gefahren, um beim Aufbauen und beim Planen zu helfen, damit die Messe um fünf Uhr losgehen konnte. Der Gottesdienst war wirklich gut geplant und ziemlich schön gemacht mit Kerzen für die ganze Gemeinde und auch unser Krippenspiel kam ziemlich gut an.
Am 25. Dezember am Morgen gab es noch keine Geschenke, denn meine Hostfamilie hatte beschlossen, dass heute ein großes Familienfest bei der Mutter meiner Hostmom stattfinden sollte, zu der alle Familienmitglieder kommen würden. Dort gab es Berge von Essen, 30 verschieden Arten von Cookies und super viele Chips mit Cheesedips. Nach dem Essen müssen diejenigen zwischen ein und 29 Jahren nach so genannten ,,Stockings‘‘ suchen. Stockings sind diese beliebten, riesigen Socken, die von dem jeweiligen Gastgeber mit kleinen Geschenken gefüllt werden. Das kann bis zu einer halben Stunde dauern, wenn man 30 Cousinen und Cousins hat.
Als wir wieder im Wohnzimmer saßen, kam die Attraktion überhaupt: Santa Claus. Original, Im Anzug mit rotem Sack voller Geschenke und natürlich mit Ehefrau Mrs. Claus. Das irgendein Nachbar im Weihnachtsmannkostüm kommt, ist hier Tradition, wenn es kleine Kinder in der Familie gibt. Santa bringt für gewöhnlich dann für jedes Familienkind Geschenke mit. Um jedoch ein Geschenk zu bekommen, muss man sich zu ihm auf den Schoß setzen und ein kleines Gespräch darüber führen, ob man denn überhaupt brav genug war. Natürlich gibt es nie jemanden, der gar nichts kriegt, aber diese Gespräche sind eigentlich ganz witzig und die Kinder freuen sich darüber.
Am 26. Dezember gab es dann eine kleine Weihnachtspause und wir sind zum Basketballspiel von einem meiner Hostcousins gefahren. In Amerika sollte man sich auf jeden Fall nicht darauf einstellen, dass Weihnachtsferien wirklich nur Ferien sind. Bis auf den 25. Dezember ist jeden Tag Training und fast jeden Tag ein Spiel oder Turnier, auch am 24. und am 26. Dezember. Da jedoch um diese Zeit die Familien zusammenkommen, ist die Sporthalle immer voll mit Zuschauern und es ist nicht so schlimm, dass man letztendlich einen Tag nach Weihnachten schon wieder spielen muss.
Am Morgen des 27. Dezembers gab es Geschenke für meine Hosteltern, meine Hostgeschwister und mich, also eine weitere Weihnachtsfeier im kleineren Kreis. Der Ablauf war eigentlich gleich mit dem des 25. Dezembers: es gab riesige Steaks mit Bacon umwickelt und Shrimps, Unmengen von Nachtisch und danach wurde nach Reihenfolge Geschenke ausgepackt. Unter meinen Geschwistern und deren Freunden und Freundinnen, oder Ehefrauen und Ehemännern, haben wir Namen gezogen. Das bedeutet, dass wir nur ein großes Geschenk für eine Person kaufen müssen und dann natürlich noch Geschenke für meine Hosteltern. Es dient jedoch dazu, dass man sich mehr Gedanken über ein besonderes Geschenk macht und es gab wirklich ein paar sehr coole Ideen.
Am 28. Dezember folgte die letzte Weihnachtsfeier mit der anderen Hälfte der Familie. Da mein Hostgroßvater elf Geschwister hat, seine Eltern noch leben, und jeder seine Kinder und deren Kinder und teilweise auch schon deren Kinder mitgebracht hat, musste eine Sporthalle gemietet werden, denn niemand hatte ein Haus, das groß genug war. Außerdem konnte auch niemand für eine ganze Mahlzeit verantwortlich sein, deswegen hat jeder etwas zu Essen mitgebracht. Meine Hostgeschwister konnten mich nicht mal allen Leuten vorstellen, denn sie kannten ehrlich gesagt fast niemanden von der Seite der Familie. Da aber das ganze Geschehen in einer Sporthalle war, hatten wir viel Platz und konnten zusammen Basketball spielen.
Am Abend danach ist man um ehrlich zu sein ziemlich müde und mehr oder weniger zufrieden damit, dass es dann erstmal vorbei ist. Ich hatte auf jeden Fall ein ziemlich schönes und interessantes Weihnachtsfest!
Eure Emma
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