Die Amerikaner übertreiben allgemein ein bisschen mit High-School-Sport. Das habe ich schon öfter gesagt. Was jedoch wirklich ausschlaggebend ist, sind die Fans, bestehend aus Eltern, Freunden und der Gemeinde, die jede Woche kommen und die Teams anfeuern. Fankleidung, Poster und selbstkomponierte Sprüche und Lieder sind das, was zählt. Sportevents werden dadurch zu gemeinsamen Ereignissen.
- Ein großer Unterschied von amerikanischen zu deutschen Sportarten ist, dass in Amerika alles in der Schule und nicht wie in Deutschland in Clubs stattfindet. Hier kann man also nicht einfach so wechseln. Hier heißt es: Entweder man spielt mit der Schule, oder man spielt gar nicht. Da man nicht einmal die Wahl hat, ob man mit einer anderen Schule spielt, sind alle Spieler und Fans sehr vertraut, denn jeder kennt jeden. Außerdem sind Sportarten wichtiger als alles andere. Niemals würden die Eltern eines Spielers auch nur ein einziges Spiel verpassen, selbst wenn man manchmal bis zu zwei Stunden zu einer Auswärtspartie fahren muss.
Obwohl allein Eltern und andere Familienmitglieder die Sporthalle füllen, gibt es auch noch die so genannte ,,Fan Section‘‘. Die Fan Section, oder Student Section, besteht aus allen Schülern, die nicht selber im Team einer gewissen Sportart sind, aber trotzdem jedes Spiel ansehen, egal wie weit sie auch fahren müssen. Es wird natürlich vor jedem Spiel die Nationalhymne gesungen. Außerdem hat jede Schule eine eigene Hymne und gewisse ,,Cheers‘‘, oder Sprüche, mit denen das Team während des Spiels angefeuert wird.
Für Derbyspiele, Turniere und Play-Off-Spiele ist Verkleiden angesagt. Am Tag vor den Spielen gibt es direkt am Morgen eine Durchsage in der Schule, um alle Schüler zu informieren, was das nächste Thema sein wird. Wenn es also heißt, ,,Das Thema für das Play-Off-Spiel nächsten Samstag ist Hawaii‘‘, dann müssen alle Schüler, die zum Spiel kommen und in der Student Section mit anfeuern wollen, ein Hawaii-Kostüm suchen, sodass am Ende alle Fans gleich aussehen. Das alles sieht ziemlich cool aus und zeigt wirklich, dass alle zusammenhalten. Für gewöhnliche Spiele gibt es meistens keinen besonderen Dresscode, abgesehen von der normalen Schulkleidung, da jede Schule ein riesiges Angebot an Fankleidung hat. Außerdem gibt es ,,Blue-Out‘‘, was bedeutet, dass alle Fans blaue Kleidung tragen, denn das ist die Farbe unserer Schule.
Sowohl für die Football Play-Offs, als auch für die Basketball Play-Offs, haben eine Gruppe von Mädchen beschlossen, inklusive meinen Freundinnen und ich, dass wir für die Jungs individuelle Poster machen, falls sie es in die nächste Runde schaffen. Da es bei beiden Sportarten der Fall war, haben wir uns jeweils an einem Tag getroffen und für jeden Spieler, der zu Spielbeginn auf dem Feld ist, ein Poster gemacht. Ein Poster ist nicht einfach nur ein Poster, sondern wirklich ein riesiges Projekt und ich kann sagen, dass ich mir bei keinem meiner Schulprojekte je so viel Mühe gegeben habe. Für ein einziges Poster, natürlich mit Glitzer, Farbe, Bildern und allem Möglichen, habe ich ungelogen fünf Stunden am Stück gebraucht.
Das Ergebnis kann sich natürlich sehen lassen, aber es ist trotz allem unglaublich mühsam und auf Dauer ein wenig nervig, wenn Hände, Haare, Klamotten und Zimmer voll mit Glitzer, Kleber und Farben sind. Spiele anzusehen ist mehr oder weniger zu meiner Hauptbeschäftigung geworden. Da ich jetzt selber mit Softball angefangen habe, habe ich natürlich auch einen vollen Terminkalender, aber wann immer ich selbst kein Spiel habe, weiß ich jetzt schon, dass ich mich auf den Bänken bei einem Baseballspiel finden werde. In Deutschland habe ich mir natürlich auch ab und zu Fußballspiele von Freunden und Geschwistern angeguckt, aber das ist einfach kein Vergleich zu einem gewöhnlichen High-School-Spiel hier in Amerika. Fan zu sein ist wirklich ein Hobby, das Spaß macht: Man kennt sich, man feuert dasselbe Team an und alles sieht nur gut aus, wenn alle zusammenarbeiten. High-School-Sport wird mir auf jeden Fall ganz besonders fehlen, wenn ich in drei Monaten wieder nach Hause fliegen werde.
Wie und warum ich mit Softball, einer Sportart, die ich eigentlich gar nicht kannte, angefangen habe, und wie das verlief, erfahrt ihr in meinem nächsten Artikel!
Eure Emma
Schreibe einen Kommentar