Weihnachten ist hier in den USA nicht ‚nur‘ Weihnachten, sondern das wahrscheinlich größte Event im ganzen Jahr. Während meine Familie in Deutschland und ich normalerweise erst eine Woche vor Weihnachten mit der dezenten Dekoration anfangen, geht hier in Minnesota die Planung schon Ende Oktober los. “Es kann nie zu viel sein”, ist das Motto. Wie genau die Vorbereitung aussieht, erfahrt ihr hier!
Die Amerikaner übertreiben es ganz schön mit dem ganzen Weihnachtskram. Das ist mir das erste Mal aufgefallen, als eine meiner Hostcousinen am 24. Oktober meinte, dass sie langsam anfangen müsste, Geschenke zu kaufen. Es wäre bald Weihnachten. Und ungelogen, eine Woche später waren wir zum ersten Mal im Einkaufszentrum, um Geschenke zu kaufen. Ich war mit der Situation ziemlich überfordert, denn warum sollte ich mir zwei Monate im Voraus schon Gedanken darüber machen, was ich wem zu Weihnachten schenke? Es gibt jedoch einen Brauch bei uns in der Familie, der das ganze Suchen ein bisschen leichter macht; in Deutschland nennt man das „Wichteln“. Die Namen aller Cousins und Cousinen werden auf Zettel geschrieben und in eine Box gelegt und jeder zieht einen Namen heraus. Man muss nur dieser Person ein Geschenk besorgen und sich nicht über alle 40 Cousinen und Cousins Gedanken machen. Das Gleiche haben wir innerhalb der Geschwister gemacht, ich muss also nicht all meinen Hostgeschwistern etwas besorgen, sondern nur einem! Das Gute daran ist wirklich, dass man es nicht so eilig hat beim Einkaufen und am Ende nur irgendeinen Schwachsinn kauft, nur damit man irgendetwas hat. Stattdessen kann man sich wirklich Gedanken über ein (in diesem Fall zwei) besondere Geschenke machen.
Meine richtige Familie habe ich natürlich nicht vergessen, denn schließlich würden die sich auch über eine Kleinigkeit von mir freuen. Ich habe mich dazu entschieden, ein Packet mit Geschenken nach Deutschland zu schicken. Dieses muss wirklich frühzeitig geplant und spätestens zwei Wochen vor Weihnachten abgeschickt werden, um sicher zu gehen, dass es auch pünktlich ankommt. Was ich genau in dieses Packet reingetan habe, kann ich natürlich noch nicht verraten, denn meine Familie wird diesen Artikel mit Sicherheit lesen.
- Ich habe mich jedoch bei den anderen Austauschschülern in meiner Schule darüber informiert, was diese ihren Familien nach Deutschland schicken, darunter eine Menge amerikanischer Süßigkeiten, so wie die legendäre „Peanut Butter“. Außerdem T-Shirts von Football und Baseballteams, High School Kleidung mit Logo und Sport-, Schul-, und Alltagsfotos. Wichtig jedoch: Keine frischen Lebensmittel bzw. Dinge, die gekühlt werden müssen, dürfen in das Packet. Ich kann außerdem auch keine zerbrechlichen Dinge wie Glasartikel empfehlen, denn man weiß nie, was alles auf dem Weg mit dem Paket angestellt wird.
Weiter geht’s dann mit dem Kirchenprogramm. Natürlich gibt es auch hier am 24. Dezember abends in der Messe ein Krippenspiel, obwohl das eigentliche Weihnachten hier erst am 25. Dezember gefeiert wird. Da ich das komplette Ding hier erleben will, habe ich mich natürlich freiwillig für das Krippenspiel eingetragen und direkt die Hauptrolle der „Maria“ bekommen. Wir üben nun schon seit Wochen ein nur sieben Minuten langes Krippenspiel, um 100 Prozent sicher zu gehen, dass es perfekt wird.
Außerdem sammelt unsere Kirche über das ganze Jahr Spenden, um am Ende für Familien, die unter schlechten Bedingungen leben, Päckchen mit Lebensmittel zu packen und zu schicken. Dieses Jahr haben wir ungefähr 600 Dollar ausgegeben und haben dafür bestimmt zwei Stunden im gleichen Geschäft gestanden.
Wie in Deutschland, so schickt man auch hier Weihnachtskarten an Familie, Verwandte und Freunde. Weihnachtskarten werden hier jedoch mehr oder weniger zum Wettbewerb und müssen so unglaublich kreativ und schön sein. Für gewöhnlich gibt es ein Familien-Fotoshooting und eine Konferenz mit der ganzen Bande darüber, welches Design von irgendeiner Weihnachtskarten-Website das beste für dieses Jahr wäre.
Zu guter Letzt kommt natürlich Weihnachtsdekoration. Unser Weihnachtsbaum steht natürlich schon seit einem Monat und Angst vor dem Vertrocknen haben wir nicht. Für gewöhnlich sind die Weihnachtsbäume hier nämlich komplett aus Plastik. Zuerst dachte ich, dass ein Plastikbaum total seltsam aussehen muss, aber um ehrlich zu sein, sehen die richtig gut aus! Das hängt natürlich auch davon ab, wo man so einen Baum kauft, aber wenn erstmal alles Mögliche dranhängt, sieht man überhaupt keinen Unterschied mehr.
Das eigentliche Spektakel findet jedoch vor dem Haus statt. Es gibt hier kaum ein Haus, das keine Lichterkette am Dach oder im Baum hat. Genau genommen gibt es auch hier teilweise einen richtigen Wettbewerb unter den Nachbarn, denn natürlich will jeder das bunteste Haus mit den meisten Lichtern haben. Manche Leute investieren hunderte und tausende von Dollar nur für Weihnachtsdekoration. Wenn es nachts dann aber dunkel ist, sieht die beleuchtete Stadt wahnsinnig cool aus. Manche Leute, die weiter außerhalb der Stadt wohnen und sich wirklich Mühe geben mit ihrer Dekoration, stellen diese sogar gegen Eintritt zur Schau. Man kann also deren Farm besuchen, nur um sich das ganze Spektakel anzusehen.
Wie ihr seht, geht das Ganze hier schon etwas früher los und was bis Weihnachten noch so passiert, werde ich berichten wenn es so weit ist.
Frohe Weihnachten!
Eure Emma
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