Seit den 1960-Jahren ist es alle vier Jahre mittlerweile Tradition: die Ministrantenwallfahrt nach Rom – bundesweit pilgern Jugendliche per Reisebus oder Sonderzug in die italienische Hauptstadt. Die Fahrt steht unter dem Motto: „Frei! Darum ist es erlaubt, Gutes zu tun“. Das Highlight ist die Privataudienz des Papstes auf dem Petersplatz – erwartet werden 50.000 Ministranten aus allen Bistümern Deutschlands. Und während unser Bus durch die nächtliche Schweiz gen Stiefel tuckert, mache auch ich mir langsam meine Gedanken: Wie wird er denn nun sein, der neue Papst? Welche Ausstrahlung wird er haben? Und – wie wird er ankommen bei den vielen tausenden Jugendlichen?
Ankommen
Montagmittag. Ich trage meinen Koffer aus dem Bus: 38 Grad Außentemperatur – der römische Verkehr mit seiner anscheinend nicht vorhandenen Straßenverkehrsordnung hat sein Übriges getan. Aber ich fühle auch ein großes Stück Vorfreude auf die kommenden Tage. Wir checken ein in einem typischen römischen Zwei-Sterne-Hotel, spartanisch eingerichtet, mit dem ein oder anderen Wasser- und Stromausfall, aber immerhin mit Klimaanlage und Balkon und zwei Minuten Fußweg entfernt vom römischen Hauptbahnhof.
Im Termini, wie die Römer ihn nennen, steigen wir keine zwei Stunden nach unserer Ankunft schon in die Metro in Richtung Kolosseum – denn ohne Sightseeing geht’s dann auch trotz Papstaudienz nicht. Im Bus wurden uns zuvor ein Pilgerheft sowie ein Pilgertuch ausgehändigt – das Tuch gibt es in jedem Bistum in anderen Farben – unseres in Gelb-Pink. Trotz der mehr oder weniger fragwürdigen Farbkombination sprechen uns vor Roms eindrucksvollem Wahrzeichen bald die ersten Messdiener aus anderen Bistümern an, um unser Tuch gegen das ihre zu tauschen. Es ist ein Tausch, der wohl mehr bedeutet, als der bloße Wunsch nach einem schöneren Pilgeraccessoire: Nach Fußballspielen tauschen die Akteure auf dem Platz auch ihr Trikot. Es ist ein Andenken an den anderen, aber auch Zeichen der Verbundenheit. Und ein bisschen kann man diese Verbundenheit auch bei den vielen Begegnungen spüren, die uns noch den kompletten restlichen Tag begleiten.
Rom, Pizza und der Papst
Am nächsten Morgen klingelt der Wecker neben meinem Hotelbett früh. Zu früh, dafür, dass mir die lange Busfahrt noch in den Knochen steckt und die auch nachts nicht verstummende Geräuschkulisse in den Straßen unter meinem Balkon nicht gerade erholsam war – die Müllabfuhr ist hier nachts um drei unterwegs, die Musik und das Lachen der Menschen aus den Pizzerien noch weit nach Mitternacht zu hören, schlafen tut Italiens Hauptstadt sowieso nie. Schnell unter die Dusche, Rucksack packen, ein Croissant zwischen die Zähne und ab in die nächste Metro in Richtung Petersplatz – alle drei Minuten fährt hier eine. Schon jetzt beginne ich die römische Infrastruktur zu schätzen, weniger jedoch die ständig nötige Vorsicht vor Taschendieben.
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