#unter Druck – war das Motto des Jugendmedienevents 2016 der Jungen Presse in Köln. 147 junge Medienmacher aus ganz Deutschland trafen sich, um gemeinsam vier Tage lang sich über die Medienbranche auszutauschen und selbst neue Fertigkeiten zu erlernen. Meine Eindrücke vom Jugendmedienevent.
Beim diesjährigen Jugendmedienevent 2016 stand das Thema #unter Druck im Mittelpunkt. Vorab waren die jungen Medienmacher aufgefordert, unter dem Hashtag #unterDruck in den Social Media zu schreiben, was sie während ihrer Arbeit unter Druck setzt.
Die jungen Leute schrieben zum Beispiel, dass sie Angst davor hatten, nicht kritisch berichten zu dürfen, da dies beim Arbeitgeber vielleicht nicht gerne gesehen wird. Eine Rolle spielt außerdem, dass die Medien immer mehr an Vertrauen innerhalb der Bevölkerung verloren haben. Auf der anderen Seite beschäftigt junge Journalisten ebenfalls die Frage, wie der Berufseinstieg in die Medienbranche erfolgreich werden kann. Für mich als Nachwuchsjournalistin mit Behinderung spielt dabei insbesondere fehlende Barrierefreiheit eine Rolle, die mich beispielsweise daran hindert, an Pressekonferenzen teilzunehmen, wenn der Raum nicht barrierefrei zugänglich ist.
Bei einer Podiumsdiskussion haben verschiedene Medienvertreter die aktuellen Entwicklungen im Journalismus und der Gesellschaft diskutiert. Beispielsweise muss Peter Bandermann, Lokaljournalist bei den Ruhr Nachrichten, täglich gegen den Hass die rechte Szene in Dortmund ankämpfen. Seit Jahren berichtet er über Rechtsextremismus in Dortmund. Während des Events stand aber nicht nur das Motto „#unterDruck“ im Vordergrund. Hier sind meine beiden Highlights:
1. Besuch bei der Redaktion von Deutschlandradio Wissen
Deutschlandradio Wissen, abgekürzt DRadio Wissen, ist das Jugendradio des Deutschlandfunks. Der Deutschlandfunk wurde gegründet, um der Bevölkerung der DDR während der Zeit des Kalten Krieges Nachrichten und Informationen aus Westdeutschland zugänglich zu machen. Heute sendet der Deutschlandfunk immer noch bundesweit Nachrichten sowie ein ausgewähltes Kulturprogramm und hat vor sechs Jahren den Jugendsender DRadio Wissen ins Leben gerufen. Charakteristisch für das Programm aller Sender des Deutschlandradios ist der hohe Wortanteil und ausgewählte Musik.
Schon vorher kannte ich ein wenig das Programm des Senders DRadio Wissen, daher war es umso interessanter für mich, hinter die Kulissen des Deutschlandfunks und insbesondere dessen Jugendsender zu blicken.
In einer Gruppe haben wir bei einer Führung das ganze Haus des Deutschlandfunks erkundet. Wir haben das Sendestudio gesehen und dabei zugehört, wie die Nachrichten live gesprochen wurden. Sehr überrascht war ich von dem Hörspielaufnahmeraum. Dort werden anhand verschiedener Materialien Töne für Hörspiele produziert. Sehr eindrucksvoll war auch der Kammermusiksaal, in dem während unserer Besichtigung Musiker ihre Instrumente stimmten. Dort finden auch oft Konzerte statt.
Natürlich durfte ein Blick in die Redaktion von DRadio Wissen nicht fehlen. Herzlich erklärte uns ein Redakteur das Studio und wir durften sogar noch bei der Redaktionssitzung eigene Vorschläge für das Programm einbringen.
Für mich war der Redaktionsbesuch eine gelungene Möglichkeit, zu überprüfen, zu welchem Radiosender meine Interessen für eine spätere Laufbahn als Radiojournalistin passen könnten.
2. Workshop mit PR-Agentur „neues handeln“
Sehr hilfreich war für mich der Workshop darüber, wie man verschiedene Social Media-Kanäle verwendet, um eigene Projekte bekannter zu machen. Dabei nahmen sich zwei Mitarbeiterinnen von „neues handeln“ einen ganzen Tag Zeit für uns. Die Agentur arbeitet vor allem für Verbände im sozialen Bereich oder für Ministerien.
Zunächst erklärten beide uns, was Public Relations ausmacht und wie die Analyse bei einer Kampagne aussieht. Danach gaben sie uns Tipps, wie man einen guten Text schreibt. Die Tipps sind genauso wichtig für Texte im Journalismus.
An einem Praxisbeispiel aus ihrem eigenen Alltag erarbeiteten wir Konzepte für eine eigene Web-Kampagne wie beispielsweise für die Kampagne des vdk, dem Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschlands. Der vdk startete am 16. Januar dieses Jahres die Kampagne „Weg mit den Barrieren“. Dabei sollen die Bürger alle Arten von Barrieren in eine Landkarte im Netz eintragen und der vdk gibt die Beschwerden an die rechtlichen Verantwortlichen weiter, um die Barrieren abzubauen.
Zunächst haben wir in einer Gruppe die Kampagne analysiert und dann entschieden, welche Social-Media-Kanäle wir verwenden wollen. Ich habe für die Website eine fiktive Pressemitteilung für die Medien über den Start des Projekts geschrieben. Am Ende gab es für alle Teilnehmer ein hilfreiches Feedback.
Was setzte mich und auch andere Teilnehmer während des Jugendmedienevents #unterDruck?
Zunächst geht mein Lob an die Organisatoren für das interessante und vielfältige Programm. Dennoch gibt es in Bezug auf die Organisation noch einigem Verbesserungsbedarf für die nächsten Jahre.
Die Mahlzeiten gab es in einem riesigen Kino in Köln. Leider gab es immer zu wenige Sitzplätze für alle Teilnehmer der Veranstaltung. Auch ich musste meistens mit meinem Pappteller in der Hand auf dem Boden speisen, während wir noch den gesamten Tag in Köln unterwegs waren. Das ist sehr beschwerlich.
Zum anderen müssen die Organisatoren unbedingt am Zeitmanagement arbeiten, da ich dreimal nur noch bis zu zehn Minuten Zeit hatte für mein Mittagessen oder Abendessen, weil dann schon mein nächster Programmpunkt angefangen hatte. Eine räumlichere Nähe der verschiedenen Programmpunkte, Pufferzeiten für die Mahlzeiten oder schlicht lieber einen Programmpunkt wegzulassen, würde diesem Problem sicher Abhilfe schaffen.
Des Weiteren finde ich es sehr schade, dass die Nachwuchsjournalisten während der Diskussionen meist ausgeschlossen wurden. Dies war insbesondere bei der Podiumsdiskussion zur Eröffnung des Jugendmedienevents der Fall. Im Vorfeld hatte ich viele verschiedene Informationen erhalten was Journalisten heutzutage unter Druck setzt. Leider war am Ende nur für wenige Fragen Zeit der jungen Medienmacher.
Auf der anderen Seite waren alle Teilnehmer am letzten Tag aufgefordert, in Form einer Open Space Diskussion über Pro und Contra Journalistenschulen oder darüber, wie sich der Journalismus in der Zukunft entwickeln wird, diskutiert. Leider fehlten den meisten jungen Leuten dazu die Informationen, um das Thema breit zu diskutieren. An dieser Stelle hätte ich mir Input von Experten aus der Medienbranche gewünscht.
Wie war das Jugendmedienevent? – Ein Fazit
Insgesamt blicke ich auf vier Tage voller wertvoller Informationen und neuer Kontakte zu anderen jungen Medienmachern zurück, die für mich das Jugendmedienevent auf jeden Fall zu einem großen Erfolg machen. Durch den Austausch mit anderen Nachwuchsjournalisten habe ich einige neue Anregungen bekommen, an denen ich ansetzen werde.
Das Jugendmedienevent ist für Schüler oder Einsteiger in den Journalismus eine gute Möglichkeit, erste Kontakte zu knüpfen und in die Medienwelt zu schnuppern. Für mich als bereits fortgeschrittener Nachwuchsjournalistin waren viele Informationen leider schon bekannt.
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