Es ist ruhig in der Aachener Innenstadt – so wie man es für einen Feiertag um neun Uhr morgens auch erwarten würde. Hier und da sieht man Frühaufsteher, die in Bäckereien verschwinden, um Brötchen für das Frühstück zu holen. Doch eines stört an diesem Morgen die Szenerie der Innenstadt: Vereinzelt sieht man Polizisten, die schnellen Schrittes durch die Stadt spazieren, an den Straßenecken stehen Streifenwagen, deren Besatzungen entweder unterwegs sind oder im Fahrzeug sitzen. Am Elisengarten wird die morgendliche Stille dann auf einmal jäh durch lautes Hufgeklapper durchbrochen. Auf der Ursulinerstraße biegt eine Abordnung der Aachener Stadtreiter ein, die mit ihren prächtigen Pferden und ihren auffälligen Reiteruniformen die Blicke auf sich ziehen. Spätestens jetzt verfestigt sich der Eindruck, dass ein Großereignis seine Schatten vorauswirft. Es ist Christi Himmelfahrt, der Feiertag, an dem in Aachen traditionell der renommierte internationale Karlspreis zu Aachen verliehen wird.
Herman Van Rompuy ist der Karlspreisträger 2014
Mit dem Karlspreis wurde am vergangenen Donnerstag EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy ausgezeichnet. Der 66-Jährige Belgier ist jemand, der sich gerne in den Hintergrund stellt, obwohl er seit 2009 einen Top-Posten innerhalb der EU innehat. Er zieht die Strippen im Hintergrund – ohne dabei viel Aufsehen zu erregen. Große Bühnen sucht er in der Regel nicht. Ein absolutes Meisterstück gelang ihm innerhalb seiner nur einjährigen Amtszeit von 2008 und 2009 als Premierminister Belgiens. Er schaffte es Frieden zwischen Flamen und Wallonen zu stiften.
Idee von der Aachener Bürgerschaft
Der Internationale Karlspreis zu Aachen wird seit 1950 jährlich an Personen vergeben, die sich in besonderer Art und Weise hohe Verdienste um Europa und der europäischen Einigung verdient gemacht haben. Den Karlspreis haben unter anderem schon Konrad Adenauer, Sir Winston Churchill, der spanische König Juan Carlos, Vaclav Havel, Tony Blair, Papst Johannes Paul II, Jean-Claude Juncker oder auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Idee des Karlspreises wurde im Dezember 1949 aus der Aachener Bürgerschaft heraus geboren. „Der Karlspreis wirkt in die Zukunft, er birgt gleichsam eine Verpflichtung in sich, aber eine Verpflichtung von höchstem ethischem Gehalt. Er zielt auf freiwilligen Zusammenschluss der europäischen Völker, um in neu gewonnener Stärke die höchsten irdischen Güter – Freiheit, Menschlichkeit und Frieden – zu verteidigen, den unterdrückten und Not leidenden Völkern wirksam zu helfen und die Zukunft der Kinder und Enkel zu sichern“, formulierte der Karlspreis-Initiator Dr. Kurt Pfeiffer. Der Karlspreis ist undotiert und damit ein reiner Ehrenpreis – dies aber auch erst seit 2007. Zuvor war der Preis mit 5.000 Euro dotiert, diese Summe kommt seitdem dem Karlspreis für die Jugend zugute, der zwei Tage vor dem Karlspreis vergeben wird. Der Geehrte bekommt eine von den Mitgliedern des Karlspreisdirektoriums unterzeichnete Urkunde sowie eine prächtige Medaille. Die Vorderseite der Medaille zeigt ein historisches Bildnis von Karl des Großen, wie er auf seinem Thron sitzt. Bei der Darstellung handelt es sich um das älteste erhaltene Stadtsiegel Aachens aus dem frühen 12. Jahrhundert. Die Rückseite zeigt den Namen des Geehrten und ein ihm gewidmeter Text.
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