Im Oktober beginnt in Rom die Familiensynode der katholischen Kirche. Die Erwartungen sind groß: Drei Wochen lang werden Bischöfe aus aller Welt in Rom über verschiedene Fragen rund um Ehe und Familie diskutieren. Ob sich die Kirche in dieser Frage bewegen sollte oder ob sie das überhaupt kann, ist umstritten. Die Synode ist innerkirchlich ein großes Thema, wirkliche Entscheidungsgewalt aber besitzt sie nicht. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zur Synode, zusammengestellt von Benedikt Bögle.
Was ist eine Synode?
Das Wort „Synode“ stammt aus dem Griechischen. Übersetzt bedeutet es etwa, „einen Weg gemeinsam gehen“. Und genau das ist das Ziel einer Synode: Der Papst will gemeinsam mit seinen Bischöfen ein bestimmtes Thema diskutieren und sich so zusammen mit ihnen auf den Weg machen. Papst Paul VI. führte dieses Instrument zur Leitung der Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil ein, um sich von den Bischöfen beraten zu lassen. Bei einer Synode sind in der Regel nicht alle Bischöfe, sondern wichtige Vertreter anwesend – so auch bei der Familiensynode im kommenden Oktober. Im vergangenen Jahr fand ein erster Teil der Synode statt, bei dem nur die Vorsitzenden der katholischen Bischofskonferenzen anwesend war. In diese, Jahr werden mehr Bischöfe und Laien teilnehmen, auch Vertreter anderer Konfessionen sind als „Beobachter“ eingeladen.
Was kann eine Synode beschließen?
Nichts. Eine Synode ist kein Beschlussgremium, die Entscheidung liegt weiter alleine beim Papst. In der katholischen Kirche ist der Papst der oberste Entscheidungsträger – das ändert auch eine Synode nicht. Die Teilnehmer der Synode können zwar Beschlüsse fassen und Dokumente verabschieden, der Papst muss sich aber nicht an ihre Überlegungen halten, sondern kann weiterhin alleine entscheiden. Trotzdem: Der Papst will sich von den Bischöfen und Laien auf der Synode beraten lassen. Eine Synode ist nie einfach, sie bedarf oft einer langen Vorbereitungszeit. Beruft der Papst eine Synode ein, will er auch wirklich die Meinung der Teilnehmer hören und sich an ihnen orientieren. Gezwungen aber ist er zu nichts.
Wer nimmt an einer Synode teil?
Hauptsächlich werden Bischöfe an der Familiensynode in Rom teilnehmen. Zusätzlich werden auch Laien vertreten sein. Prinzipiell ernennt Papst Franziskus die einzelnen Teilnehmer, dieser Prozess ist noch nicht ganz abgeschlossen. Je nach Größe eines Landes werden einer bis vier Teilnehmer entsandt. Die Deutsche Bischofskonferenz wird drei Vertreter nach Rom schicken: Reinhard Kardinal Marx, den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Franz-Josef und Bischof Heiner Koch.
Worüber wird auf der Synode debattiert?
Das große Thema der Synode ist die Familie. Aber auch über andere Themen werden die Teilnehmer diskutieren. Einen groben Anhaltspunkt bieten dabei die „Lineamenta“, die „Richtlinien“. Dabei handelt es sich um ein Vorbereitungspapier, dass die wichtigsten Fragen nennt. Dort wird auch der Umgang der Kirch mit den wiederverheirateten Geschiedenen genannt. Bisher gilt: Wer eine Ehe staatlich scheidet und dann eine neue Ehe eingeht, wird von den Sakramenten ausgeschlossen. Das bedeutet unter anderem, dass er oder sie nicht mehr zur Kommunion gehen kann. Viele Katholiken empfinden das als unbarmherzig, viele Bischöfe und Theologen wollen diese Lehre jedoch beibehalten. Neben diesem Thema werden die Bischöfe und Laienvertreter auch über Homosexualität und die Rolle der Frau sprechen, unter anderem auch darüber, wie Frauen besser in die Priesterausbildung integriert werden können. Wie genau das aussehen soll, beschreibt das Vorbereitungspapier nicht. Einige „heiße Eisen“ der katholischen Kirche werden es aller Voraussicht nach jedoch nicht auf die Tagesordnung schaffen, so etwa das Zölibat oder das Frauenpriestertum.
Neben diesen umstrittenen Themen, wird es auch ganz allgemein um Ehe und Familie gehen. Schon auf dem ersten Teil der Synode im vergangenen Jahr debattierten die Synodenväter und -mütter ausführlich über den hohen Wert, den die katholische Kirche der Ehe beimisst. Auch in diesem jahr wird das sicherlich ein großes Thema sein. Die Teilnehmer der Synode werden sich dabei vermutlich auch mit der Frage beschäftigen, wie unter den Gegebenheiten einer modernen Gesellschaft Ehe und Familie weiterhin christlich gelebt werden können.
Wird sich die Synode einig sein?
Ob es auf der Synode auch Streit gibt, ob die Meinungen auseinandergehen bleibt offen. Mit einem Problem wird die Synode jedoch zu kämpfen haben: Bischöfe und Katholiken aus aller Welt debattieren gemeinsam über ein Thema – jeder von ihnen hat aber einen anderen kulturellen und soziologischen Hintergrund. Während etwa ein offenerer Umgang mit Homosexuellen für viele Deutsche und Europäer ein wichtiges Thema ist, haben Bischöfe aus Afrika oder Lateinamerika mit anderen Problemen zu kämpfen, etwa mit Armut, Krieg und Obdachlosigkeit. Zudem bewerten sie Homosexualität, aber auch Abtreibung oder Verhütung anders als Katholiken aus Europa.
Kann sich etwas an der Lehrmeinung der Kirche ändern?
Das ist in der Theologie stark umstritten. Ein Teil der Wissenschaftler geht davon aus, dass die Kirche ihre Lehre nicht einfach ändern kann. Das habe sie in ihrer Geschichte auch nicht getan. Wenn, dann könne sie ihre Lehre nur „weiterentwickeln“, ohne aber wesentliche Punkte zu verändern. Andere Wissenschaftler betonen, dass im Lauf der 2000-jährigen Kirchengeschichte immer wieder Lehrmeinungen geändert wurden, zuletzt auch auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil zwischen 1962 und 1965. Das gelte auch für Fragen rund um Liebe und Sexualität.
Diese Frage wird am Beispiel der Homosexualität deutlich: Bisher fordert die Kirche homosexuelle Frauen und Männer zu Enthaltsamkeit auf, der Geschlechtsverkehr zweier gleichgeschlechtlicher Partner sei nicht natürlich. Während ein Teil der Kirche diese Auffassung ändern möchte und dafür plädiert, offener mit Homosexuellen umzugehen, wollen andere Bischöfe und Theologen diese Aussagen beibehalten. Es dürfte also spannend werden auf der Familiensynode.
Kommentar: eine neue Sprache!
Die Bischofssynode in Rom wird nicht einfach werden. Viele Deutsche setzen große Hoffnungen auf die Synode, Hoffnungen die nicht erfüllt werden. Zu unterschiedlich sind die Bischöfe, zu schwierig das ganze Thema. Auch wenn die Gläubigen hoffen, dass ab dem kommenden Herbst wiederverheiratete Gechiedene zur Kommunion gehen dürfen, dass homosexuelle Paare von einem Priester gesegnet werden dürfen und Katholiken mehr als einmal heiraten dürfen – in Rom wird das ganz sicher nicht durchgesetzt werden.
Ein großer Wunsch hat aber gute Chancen, in Rom wirklich gehört, vielleicht sogar ja umgesetzt zu werden: Der Wunsch nach einer neuen Sprache der Kirche. Es scheint in letzter Zeit, als würde die Kirche nur noch über Sex wahrgenommen. Das ist nicht nur die Schule der Kirche, aber trotzdem haben Katholiken über Jahrzehnte, ja Jahrhunderte hinweg den Anschein erweckt, die richtige und richtig ausgelebte Sexualität sei der goldene Weg zum Heil der Menschen. Auch wenn er dafür nicht ganz unwichtig ist, sollten sich die Kirchenmänner aber doch auf das eigentlich wichtige der kirchlichen Sendung besinnen. Es muss um Jesus Christus gehen, um das Bekenntnis zu ihm als de Sohn Gottes, der das Heil der Menschen will. Das ist der Kern christlichen Glaubens. Nicht die Frage nach Kondomen.
Die Bischöfe haben in Rom die große Chance, eine neue kirchliche Sprache zu prägen. Eine Sprache, die nicht automatisch ausgrenzt und verurteilt, sondern in aller erster Linie für den Menschen da sein will. Der Kirche muss es darum gehen, Menschen zu helfen. Dort wo sie scheitern, dort wo ihr Leben über ihnen zusammenbricht und sie diese Hilfe wirklich nötig haben. Dort sollte die Kirche sein, sollte diese Menschen trösten und mit ihrer Liebe da sein.
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