Wenn Kindheitsträume wahr werden: Ende November hatte ich durch den Verein „wünschdirwas e.V.“ die Chance, einmal hinter die Kulissen der Pressearbeit bei dem Bundesliga-Spiel FC Ingolstadt gegen VfL Wolfsburg zu blicken. Ich war überall: Beim Radio, beim TV, Im Übertragungswagen, in der Mixed-Zone und sogar auf den Rändern des heiligen Rasens.
Es ist acht Uhr, Zeit aufzustehen. In einer Stunde geht’s ab nach Ingolstadt, das Bundesliga-Match FC Ingolstadt gegen VfL Wolfsburg wartet. Also schnell noch die Sachen packen und sich fertig machen. Trikot zum Unterschreiben, Edding und zwei Seiten Spielvorbereitung dürfen nicht fehlen. Die habe ich mir in zwei Stunden Arbeit zusammengestellt. Man will ja nicht unvorbereitet rüberkommen, wenn man mit den Sportredakteuren zusammenarbeiten darf. Pünktlich um 9.44 Uhr fahren mein Begleiter Lukas und ich aus der „Weltmetropole“ Pegnitz los, zwei Stunden Zugfahrt liegen vor uns.
In Nürnberg müssen wir eine Stunde Wartezeit überbrücken und gehen in die Stadt. Derweil überlegen wir, was uns erwartet. Im Vorhinein hatte ich ein sehr nettes Gespräch mit Robert Freis, der uns an dem Tag betreut. In dem Telefonat bekam ich den Schock meines Lebens, als ich erfuhr, dass er ein Redakteur der Sportschau ist. Wie fühlt man sich so, kurz bevor einer der früheren Hirngespinste oder auch Kindheitsträume Realität wird? Gut, sehr gut und wahnsinnig gespannt auf das, was einen erwartet.
Elf Kameras für eine perfekte Sicht auf das Spielgeschehen
Um Punkt 14.20 Uhr sind wir am Stadion und schon geht die Suche los: Wo ist der Eingang zum Pressebereich? Da ist auf jeden Fall schon mal der blaue BR-Wagen, weit kann es folglich nicht mehr sein. Also schnell Robert anrufen – schon komisch, einen der Sportschau-Redakteur duzen zu dürfen. Robert grinst uns erst einmal breit an, sofort fühlt man sich willkommen. Und dann bekommen wir unser Heiligtum für diesen Tag: Den Presseausweis, mit Zutritt zum Presseraum, Pressetribüne, Mixed-Zone und Innenraum. Robert zeigt uns den kompletten Übertragungswagen-Bereich, in dem die Sportschau geschnitten, vertont und angepasst wird. Und das alles während des laufenden Spieles und nicht nur danach, wie man vielleicht vermuten mag. Es stehen mehrere große LKWs da, unter anderem auch einer, in dem sich die Mitarbeiter aufhalten.
In den Übertragungswagen der Sportschau dürfen wir rein. Ein riesen LKW mit vielen bunten Bildschirmen von den elf im Stadion verteilten Kameras, dem aktuellen Bild, das die Kollegen in der Nebenkabine gerade schneiden und dem momentan laufenden Programm im Fernsehen. Zudem mit einem Regisseur, Jürgen Thaller, der uns willkommen heißt. An einem anderen Tisch sitzen die Slomo-Operator und erstellen die Zeitlupen. Ganz schön kompliziert das Ganze – am besten sollte man als Amateur da gar keinen von den ungefähr 200 Knöpfen am Schaltpult anfassen.
Im Anschluss geht’s Richtung Stadion, vorbei an vielen Securitys und noch mehr Zuschauern, die in das Stadion strömen, unser Ziel sind aber die Katakomben. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einem TV-Techniker vorbei, der dafür sorgt, dass die Kameras alle die gleiche Zeiteinstellung haben. Sonst wird es später für die Cutter schwierig, die Szenen ordentlich zu schneiden. Im Schnelldurchlauf sehen wir die Mixed-Zone, den Spielerbereich und den Presseraum. Lukas und ich wollen nun endlich das Stadion von innen bewundern. Das lässt sich Robert nicht zweimal sagen und geleitet uns durch den Spielertunnel in den Innenbereich.
Das Stadion ist gar nicht mal so groß wie das Olympiastadion, in dem ich im Sommer beim ISTAF war, aber es wirkt imposant. Flutlicht ist an, die Kameras sind aufgebaut, es herrscht Getümmel, weil sich die ersten Spieler schon aufwärmen. Die Sportjournalisten sind in vier Gruppen aufgeteilt und tragen demensprechend auch unterschiedlich farbige Leibchen. Es gibt TV-Broadcaster, Fotografen, Rundfunkmitarbeiter und die Mitarbeiter der Vereine, zum Beispiel für die YouTube-Kanäle. Direkt neben uns ist die Auswechselbank und auch der Stadionsprecher stimmt die Fans schon ein – eine richtig schöne Atmosphäre. Die Einlaufkids positionieren sich und die Spieler verschwinden wieder in der Kabine, denn ihr Aufwärmprogramm ist beendet. Die Spieler laufen in einem Meter Entfernung an uns vorbei – ein irres Gefühl, ihnen so nahe zu sein.
Ein Kameramann fragt mich, wer Hadergonaj ist, den Ingolstädter Spieler hat er nicht auf dem Zettel. Zum Glück habe ich die Aufstellung studiert und kann ihn informieren, dass er in der Abwehr spielt. Danach das nächste Highlight: Markus Othmer kommt auf mich zu und begrüßt uns. Man kennt ihn von unendlich vielen Wintersport- und Olympia-Übertragungen, die ich fast jedes Mal vor dem Fernseher verfolge. Da steht er, fragt mich, wie es mir geht und kommt gleich so wahnsinnig sympathisch und offen rüber, dass ich weiß: Das wird ein geiler Tag. Lukas und ich machen uns auf den Weg zur Pressetribüne zu unserer ersten Station: dem Radio.
Wir haben das Glück mit Edgar Endres und Philipp Eger die Gesichter von der Kult-Sendung „Heute im Stadion“ auf Bayern 1 als Moderatoren für den Hörfunk zu haben. Aber erst einmal stellen wir uns gegenseitig vor und machen ein Erinnerungsfoto. Dann ist es Zeit, eingewiesen zu werden. Ich bekomme ein Headset und höre alles mit, sowohl das Radioprogramm als auch die Regieanweisungen.
Philipp hat sich ein DIN A4-Papier mit Klebezetteln kreiert, darauf sind die Aufstellungen zu sehen. Der zweite Zettel zeigt drei, vier Informationen über die Spieler. Und dann ist da noch das Regiebuch oder auch der Ablaufplan von „Heute im Stadion“, alles durchgetaktet. Die Sendezeiten aus den einzelnen Stadien sind genau festgelegt: 45 Sekunden bis eine Minute hat Philipp Zeit, alle Informationen unterzubringen. Eine Halbzeit lang sitze ich zwischen Philipp und Edgar auf der Pressetribüne, vor mir das aktuelle Fernsehbild, das Sportcast einheitlich für alle produziert und natürlich die Stadion-Atmosphäre live. Was für ein Gefühl.
Voller Körpereinsatz bei der Moderation
Zu sehen wie Philipp gestikuliert, während er spricht und ihn nebenbei live auf Sendung zu hören, ist sehr lehrreich. Da kann man nicht anders, als sich fesseln zu lassen. Abschauen kann man sich bei ihm, wie Emotionen rübergebracht werden: Mit vollem Körpereinsatz. Bei Edgar kann ich derweil gut auf das Tablet gucken – da sehe ich auch die Zwischenstände aus den anderen Stadien. Philipp gibt währenddessen einen Kurzüberblick in den Nachrichten und zum Schluss werden die bayerischen Spiele in Konferenz geschalten.
In der Halbzeitpause ist dann Zeit, Autogramme einzuholen und sich mit Edgar bei einem Kaffee zu unterhalten. Robert kann derweil seine Arbeit machen und die Verlängerung der Sendezeit in der Sportschau beantragen, denn das Spiel ist spannender als erwartet. Acht Minuten waren als Sendezeit angesetzt – das ist bei diesem Spielverlauf nicht machbar. Edgar ist wahnsinnig aufgeschlossen und wir stellen fest, dass er ebenfalls in Oberfranken aufgewachsen ist. Die Zeit vergeht viel zu schnell und ich muss mich von den beiden verabschieden – Lukas nimmt jetzt meinen Platz ein und ich gehe zum Fernsehen eine Etage tiefer.
Auch hier gab es viel zu sehen und zu lernen. Wieso Julian Draxler unser Handy nimmt und wie eine Sportschau-Sequenz produziert wird – das lest ihr in Teil 2.
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